Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

DOI Kapitel:
Nr. 64-76 (2. Juni - 30. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0303

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pfälzer DH Bote
Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstaa, Preis: vierteljährl. 40 kr. ohne Träger-
CD onnersiag und Samstag. skl TIlwI MV ^lUU). lohnu.Postausschlag. Jns.-Geb. 2 kr. d.Z.
M. 74. Dienstag, den 26. Ium 1866.

Einladung zum Abonnement.
Der Pfälzer Bote hat sich seit der kurzen Zeit seines Bestehens mit jedem neuen Abonnement einer erhöhten Gunst der
Lesewelt zu erfreuen gehabt; er darf daher mit Sicherheit annehmen, daß die Zahl seiner Abonnenten auch im nächsten Quartal
sich bedeutend erhöhen wird. Seine offene und freie Sprache, die sich nicht scheut, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, hat
ihm bei Freund und Feind Eingang verschafft, und er wird wie bisher — im Gegensätze zu den servil-liberalen, schweifwedelnden
Blättern der neuen Aera — mit allem Freimuth die von ihm aufgestellten Grundsätze unverändert weiter verfechten, um das
Seinige dazu beizutragen, daß gleiches Recht und gleiche Freiheit für Alle in Baden endlich zur Wahrheit werde.
Was die deutsche Frage anbelangt, der wir die größte Aufmerksamkeit schenken werden, so braucht der Bote nach
seinen bisher ausgesprochenen Grundsätzen wohl kaum Zu versichern, daß er — ächt großdeutsch wie er ist —- auf der Seite des
Rechts gegen die Gewalt steht, daß er also mit Begeisterung eintritt für Schleswig Holstein, den Bund und Oesterreich und
daß er wie bisher fortfahren wird, die Schufte und Verräther zu kennzeichnen, die im Bunde mit den uralten Feinden deut-
schen Namens, mit den Wälschen, Deutschland zerstückeln wollen, um auf dessen Trümmern einen gothaisch-junkerhafteu Großpreußen-
staat Zu errichten.
Da mit dem 1. Juli ein neues Abonnement beginnt, so ersuchen wir unsere auswärtigen Abonnenten, ihre Bestellungen
rechtzeitig zu erneuern. Auch ist jeder Landpostbote verpflichtet, Bestellungen anzunehmen und zu besorgen. Für Heidelberg,
Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen entgegen die Expedition von L. Schmeiß.
Bestellungen in Paqueten (nicht unter 10 Exemplaren), wobei wir auf je 10 Exemplare ein Freiexemplar geben, wolle
man gleichfalls an die Expedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders die seitherigen Empfänger, uns recht bald die
Zahl der gewünschten Exemplare mitzutheilen.
Der Preis des Blattes — 40 kr. okM Postaufschlag — bleibt derselbe. Inserate, ü 2 kr. die Spaltzeile, erfahren bei
der großen Auflage unseres Blattes die beste Verbreitung.
Heidelberg, den 13. Juni 1866.
Tie Redaktion.

X Noch eine Standrede an die Gothaer!
„Wer nicht mit uns handelt rmd denkt, ist ein recht-
loser Mensch" — so habt ihr Gothaer uns entgegen geschrien
und darnach gehandelt, als wir euere Schufterei bekämpften.
Als rechtlos und vogelfrei habt ihr uns traktirt mit einer
Schandbarkeit, die nur bei euch zu Haufe ist. Ihr habt das Ge-
sindel bezahlt, welches in Mannheim und Neckarsteinach uns er-
würgen sollte gemäß dem Commandoworte: „Schlagt ihn todt
den Hund, er ist ein Jesuit!"
Ihr seid wie freche und anmaßende Buben in unsere Ver-
sammlungen eingedrnngen und habt uns gehindert an der Aus-
übung des gewährten Vereins- und Versammlungsrechtes.
Ihr habt die Zeitungen, groß und klein, mit euerem alltäg-
lichen Schmutze besudelt und uns als die Pest der Gesellschaft
bezeichnet, um uns aller öffentlichen Aemter zu berauben. Ihr
habt euch schuldig gemacht der Gottlosigkeit, indem ihr die von
den Vätern ererbte Religion verhöhntet, so weit es immer euch
möglich war, und so oft ein religiös-gewissenhafter Mann einen
Schlag erhielt, habt ihr mit einer schandbaren Kriecherei gekatzen-
buckelt und für die Knutenhiebe euch allerunterthänigst bedankt.
Ihr habt die Niederträchtigkeit begangen, sogar unsere Ver-
gnügungsorte zu verläumden und habt diejenigen geächtet, die
wir gastfreundlich aufnahmen!
Ihr seid leicht über den Amtsmißbrauch weggeschritten, um
eure erbärmlichen Pläne ins Werk zu setzen, und hattet dabei
die verruchte Absicht, dem Staat und der Gesellschaft damit
einen Dienst zu erweisen.
Ihr seid die Fälscher der öffentlichen Meinung; den nichts-
würdigen Bilden habt ihr einen charaktervollen und gebildeten
Mann geheißen und den Ehrenmann einen Strolch.
Euere eler.de Wirtschaft und euer freches Treiben ist am
Zusammenbrechen und schon zittert ihr als erbärmliche Feiglinge
wie Espenlaub, indem euch euer schlechtes Gewissen den Lohn
vorhält, den ihr schon längst durch euere Schufterei ver-
dient habt.
Es ergeht jetzt schon ein schreckliches Gericht über euch; —
ihr geht an der selbstbereiteten Schmach und Schande zu Grunde!
Ihr habt euch als die Baumeister einer glücklichen Zeit
angepriesen und anpreisen lassen — lauter Lüge, denn die
Trümmer all euerer Machwerke liegen trostlos herum und zeigen

den Beschauern, daß ihr mit dem Volke einen unheilvollen
Schwindel getrieben habt.
Ihr seid, so hofft der redliche Mann, dem Untergange nahe,
den wir freudig begrüßen als den Anfang des wahren Volks-
glückes — darum fort mit Euch!

Anfrage.
Preußen hat den Krieg schelmischer Weise begonnen und ist
nach Art eines Räubers in eine Reihe von Bundesländern ein-
gefallen; es haben deßhalb die bundestreuen Regierungen mit
Preußen jeglichen Verkehr abgebrochen. Wie kommt es nun,
daß in Baden, dessen Regierung sich neuerdings rühmt, zu den
bundestreuen Staaten gehören zu wollen und deßhalb auch nach-
träglich ihr Coutingent gegen Preußen an die Bergstraße ziehen
läßt, der preußische Gesandte noch in osficieller Eigenschaft in
der Residenz sitzt und so das preußische Spionir- und Jntriguen-
spiel immer weiter fortgesponnen wird? Wir sind jetzt im Krieg
mit Preußen; warum stellt man also dem Herrn Gesandten
jenes Gernegroßstaates nicht seine Pässe zu, wenn er selbst nicht
den nöthigen Takt besitzt, sie endlich zu fordern?

Baden.
* Heidelberg, 23. Juni. Nach einer Zusammenstellung in
der Leipziger Zeitung beträgt die Stärke der österreich. Heeres-
macht cirea 700,000 Mann mit 77,000 Pferden, wozu aber
in Fällen der Noch noch weitere 160,000 Mann ohne Schmie-
rigkeit unter die Fahne gerusen werden können, so daß bald
eine Gesammtmacht von 860,000 Mann unter die Waffen ge-
stellt sein dürfte. „Die Feldartillerie, welche aus 8 Regimentern
u ca. 88 Geschützen besteht, ist durchgehends mit gezogenen Ge-
schützen versehen. Die allgemein anerkannte Vorzüglichkeit und
Stärke der Cavallerie liegt in der durch die Völkermischung des
Kaiserstaats gebotenen Möglichkeit, die einzelnen Speeialwafsen
durch die dafür besonders geeignete Nationalität zu repräsentiren.
So sind sämmtliche Husarenregimenter aus Ungarn, die meisten
Uhlanenregim.mter aus Polen, die schwere Cavallerie Vorzugs^
weise aus Böhmen und Mähren recrutirt."
* Heidelberg, 24. Juni. Die auf heute in Freiburg aus-
geschriebene katholische Volksversammlung, deren Thesen das Fest-
 
Annotationen