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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 1-13 (2. Januar - 30. Januar)
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Die „Warnung" vom Landgraben.
Die neuärarischen Blätter mit der Landesbase voran sind
in übler Lage den fortgesetzten Angriffe unserer Organe gegen-
über. Nun "platzt endlich die LandesZeitung heraus mit einer
,Warnung", sie werde, wenn man von unserer Seite so fort-
fahre, an gewissen Persönlichkeiten unserer Partei Repressalien
nehmen. Als ob die Laudesbase das nicht schon seit Jahren
thäte und mit ihr alle die Winkelverkündigungsblätter und als
ob nicht gerade dadurch die Angriffe unsererseits, ja, selbst die
Entstehung neuer oppositioneller Blätter als Gegenwaffen her-
vorgerufen worden wären! Hätte irgend ein anständiges geg-
nerisches Blatt, wie etwa der Schwäbische Merkur, diese seltsame
„Warnung", die unser Lachen und Mitleid erregt, gebracht,
nun, so wäre dies wenigstens noch erträglich, aber die Landes-
zeitung sich darüber beschweren zu sehen, daß man auf unserer
Seite zu persönlich sei, ist denn doch ein gar zu starkes
Stückchen. Wenn die Redaktion jenes Blattes nur ein wenig !
zurückdenken und sich dran erinnern wollte, wie mährend der
Casinobewegung auch keine Nummer ihres Blattes herauskam,
ohne daß darin aufs Empörendste die Führer unserer Partei,
insbesondere Herr Lindau, geschmäht und gelästert und Beamte
und andere Männer, die bei Macklot im Geruch des „Nltra-
montanismus" stauden, auf's schmählichste denuncirt wurdeu.
Nein, selten habt Ihr zur Vertheidigung Eurer Sache geschrieben,
fast immer nur zur Verunglimpfung der Personen Eurer
Gegner! Ihr habt gedroht, der Kampf werde auf solche
Weise uur uoch erbitterter werden, wohlan denn! wir haben
keine Lust ihn lahm zu führen, nur immer drauf, mit Euch ist
doch keine Verständigung möglich!
Einen Punkt in Eurer „Warnung" müssen wir aber
noch hervorheben. Ihr habt unter den Männern, zu deren !
Gunsten die Warnung geschrieben ist, indem Ihr sie namentlich -
aufführt, auch den Geh. Rath Häusser erwähnt, wahrschein-
lich mu einen gehässigen Schein durch den Vorwurf auf uns
zu werfen, als ob wir selbst gegen schwer kranke Gegner unsere
Angriffe richteten. Der Pfälzer Bote wenigstens muß für seinen
Theil sich aufs Entschiedenste gegen jede derartige Unterstellung
von vornherein verwahren. Wir haben in den Tagen seines
höchsten Einflusses stets in Prof. Häufser einen offenen und
ehrlichen Gegner geehrt, dem jede kleinliche Jntrigue und
Hinterlist ferne lag, einen Gegner, dem es mit seiner Ueber-
Zeugung von Herzen Ernst war und der für gewisse Landgraben-
wetterfahnen deshalb auch keine besondere Hochachtung haben
konnte. Haben wir diese Eigenschaften an ihn: stets geachtet, so
wäre es jetzt für uns um so unverzeihlicher, seine Person in feind-
licher Absicht ins Spiel zu ziehen, wo wir zu unserm lebhaften
Bedauern erfahren, daß seine Gesundheitsumstände viel zu wün-
schen übrig lassen. Die hiesigen Männer unserer Partei dürfen
dies nur so offener sagen, ohne den Vorwurf der Schmeichelei
auf sich zu ladeu, als sie vor Häufser in den Tagen seiner
Macht wahrlich niemals im Staube gekrochen sind, wie das
Stiefelwichservolk vom Landgraben und anderwärts.
Znm Schluffe noch Eins. Ihr habt uns die Pistole auf
dm Brust gesetzt; aber mir wissen, daß sie nicht geladen ist.
Wir aber mären wohl, wie Ihr je nach Eurem Benehmen er-
fahren sollt, in unsern sämmtlichen Blättern im Stande, ver-
schiedene Charakterbilder zu liefern, wobei wir wahrscheinlich
einen gewissen, ohnehin sehr unbedeutenden Schulmeister vom
Landgraben übergehen würden, und zwar aus dem nämlichen Grund,
aus welchem ein spaßhafter Rother aus dem Jahr 49, der sich
rühmte, bald mit einer wandelnden Köpfmaschine in der Stadt
herumzufahren, einen bestimmten Bürger, obgleich er Aristokrat
sei, übergehen zu wollen erklärte, weil der Genannte überhaupt
keinen Kopf besitze.

Baden.
Karlsruhe, 10. Jan. Das großh. Regierungsblatt
Nr. 2 enthält: I. Unmittelbare allerhöchste Entschließungen Sr.
K, H. des Großerzogs: 1) Allerhöchstlandesherrliche Verordnung
ans Vevey von: 2. d. M., die Rechtsverhältnisse der Zivilstaats-
diener betr. Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzog von
Baden, Herzog von Zähringen. Auf deu Vortrag Unseres
Staatsministeriums haben Wir in Betreff der bisher^vorge-
schriebenen Anzeigen über den Ablauf der Probezeit der Staats-
diener und des diesfalls einzuhaltenden Verfahrens beschlossen,
wie folgt: Die Verordnung vom 14. Nov. 1839 (Regbl. Nr. 32)
ist aufgehoben. 2) Ordensverleihung: Se. K. H. der Groß-
herzog haben sich gnädigst bewogen gefunden, dem Vorstand des
großh. Hofsekretariats, Hoffinanzrath Kreid el, das Eichenlaub
zu dem bereits innehabenden Ritterkreuz des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen zu verleihen. 3) Medaillenverleihungen: Se. K.
H. der Großherzog haben sich gnädigst bewogen gefunden, dem
Kanzleidiener Ratzel bei dem großh. Ministerium d. I. die kleine
goldene Civilverdienstmedaille, sodann den Gendarmerie-Briga-
dieren 1. Klasse Roman Burger von der 4. Division, Georg
Link von der 4. Division, Martin Hertig von der 2. Division,
2. Klasse Franz Josef Schnepf von der 3. Division und dem
Bürgermeister Johann Weiß in Altsimonswald, in Anerkenung
seiner langjährigen treuen Dienste als Gemeindevorsteher, die
silberne Verdienstmedaille zu verleihen. 4) Erlaubniß zur An-
nahme fremder Orden. (Schon mitgetheilt) 5) Dienstnachrichten
(She. auch Nr. 3): Se. K. H. der Großherzog haben sich gnä-
digst bewogen gefunden, den Ämtschirurgen Friedrich Schmolck
in Lahr und den Revisor Krenkel bei der Domänendirektion,
letzten: auf untertänigstes Ansuchen, wegen vorgerückten Alters
in Ruhestand zu versetzen; den Obereinnehmer und Domänen-
verwalter Feed er le in St. Blasien aus dem Staatsdienste zu
entlassen; dem Vaupraktikanten Philipp Bayer, unter Er-
nennung zum Bezirksbaumeister, die Verwaltung der Bezirks-
bauinspection Konstanz zu übertragen; den Baupraktikanten
Julius Ebert zum Bezirksbaumeister in Donaueschingen, den
Pfarrverweser Josef Brunner in Oberkirch auf die katholische
Pfarrei Zunsweier, Dek. Lahr und den Pfarrverweser Wilhelm
Gotthold Cammer er in Palmbach zum Pfarrer daselbst Zu er-
nennen. Dem von Sr. D. dem Hrn. Fürsten Karl Egon von
Fürstenberg auf die Pfarrei Aulsingen, Dek. Geisingen, präsen-
tirten Pfarrverweser von Oehnsbach, Johann Nepomuk Schäff-
ner, wurde am 5. Dez. v. I. die kirchliche Einsetzung ertheilt.
Se Exzell. der Herr Erzbischof hat die Pfarrei Zimmern, Dek.
Geisingen dem Pfarrverweser Valentin Wiest in Luttingen und
die Pfarrei Elsenz, Dek. Waibstadt, dem Pfarrer Josef Weiß
in Windischbuch verliehen. II. Verfügungen und Bekannt-
machungen der Ministerien: I) Großh. Justizministeriums vom
28. vorigen Monats lautend: Durch Beschluß vom Heutigen
wurden von 4 Notariatskandidaten, welche sich der diesjährigen
Prüfung unterzogen haben, nachfolgende 3 unter die Zahl der
Notariatspraktikanten ausgenommen: Ernst Castorph von
Bruchsal, Alexander Beck von Krautheim und Ludwig v. Riß
aus Salem. 2) Großh. Ministeriums des Innern vom 27. v.
M., die Vergebung eines Freiplatzes für Mädchen in dem weib-
lichen Lehr- und Erziehungsinstitut in Baden betr. III. Dienst-
erledigung: Bei dem gr. Oberschulrath eine Sekretärstelle, Be-
soldung bis zu 1000 fl. Bewerbung innerhalb 3 Wochen bei
dem gr. Oberschulrathe.
Bom Neckar, 10. Jan. In der verflossenen Nacht schlug
in den: Orte Meckesheim ein Bierbrauer seine Frau mit einem
Peitschenkolben derart auf den Kopf, daß dieselbe 2 Stunden
lang für todt gehalten wurde. Der zärtliche Gatte soll sich
schon bereit gemacht haben, das Weite zu suchen, im Falle sie
nicht mehr erwachen würde. Die bedeutende Verwundung wird
wohl gerichtliche Verhandlungen zur Folge haben. Aehnliche,
wie es scheint, im Zunehmen begriffene Vorkommnisse sind kein
Zeichen für die fortschreitende Gesittung unserer Zeit.
 
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