Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

DOI Kapitel:
Nr. 142-153 (1. Dezember - 29. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0573

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

M 142. Samstag den 1. December 1866.



Die Schwester, welche diesen Brief schrieb, sich hatte vor
einigen Jahren auch einmal an unfern Verein gewandt, um bei
einem schweren Mißwachs in jener rauhen Gegend eine Unter-
stützung zu bekommen. Unser bezüglicher Ausruf hat uns damals
in Stand gesetzt, mehrere hundert Gulden in jenes Spital zu
senden. Jetzt hoffte sie in noch größerer Noch wieder einige
Hilfe von uns zu bekommen.
Wir bitten darum alle christlichen Herzen sich zu erbarmen

nern, insbesondere dem dortigen Zufluchtsort der Kranken und
der Aermsten, eine Gabe zuzuwenden.
Preußens Soldaten und Pferde haben die magern Felder
jener Gegend abgeweidet und die armen Leineweber in bittere
Noch gebracht; wir wollen uns als bessere Christen und Deutsche

37,000 Morgen Wald.
(Deutsches Wochenblatt.)
„Die Weltgeschichte ist das Weltgericht! ist ein Ausspruch
unseres größten Dichters: aber von den Zeitgenossen muß sie
geschrieben werden. Sie darf nicht ein Todtengericht sein: alle,
die von ihrem Verdikt getroffen werden, müssen noch leben,
um sich, wenn es überhaupt möglich, rechtfertigen zu können.
Nach dem unglücklichen Ausgang des jüngsten Krieges hörte
man im Koburger Lande mitunter sagen, wenn der König von
Bayern so klug gewesen wäre, wie der Herzog von Coburg, so
hätte er nicht Verlust, sondern Gewinn gehabt. Nun bin ich
nicht bestellt zum Sachwalter des Königs von Bayern oder
irgend eines andern Fürsten, noch weniger aber fühle ich mich
dazu berufen: aber es fällt auf, daß nicht gesagt wurde, „wenn
der König von Bayern so gerecht gewesen wäre, wie der
Herzog von Coburg re."; nun, wenn man klug ist, läßt sich
mancher Schaden vermeiden, mancher Nutzen erreichen, man
darf aber nicht empfindlich sein im Punkte der Ehre.

Die Redactionen großdeutscher Richtung werden gebeten, diesen
Aufruf in ihre Blätter aufzunehmen, Beiträge besorgen die Mit-
glieder des hiesigen Vincenz-Vereins. Desgleichen werden die
Ortsgeistlichen gebeten, Gaben anzunehmen und dieselben hieher
zu senden. . . -
Der Dorfrand des Männer-Dinrenz-Vereins in Freiburg.

Großdeutsche und christliche Barmherzigkeit.
Aus Jablunkau, einer kleinen Stadt in Oesterreichisch - Schle-
sien, schrieb die Oberin der barmherzigen Schwestern, welche das
dortige Spital besorgen, an unfern Vincenzverein folgenden Brief,
den wir im Auszug mittheilen: „Nach der Königgrätzer Schlacht
wimmelte alsbald das ganze Land von Feinden ; Erpressungen
und willkührliche Entwendungen wurden ausgeführt, und bei der und jenen selbst in gewöhnlichen Zeiten so armen Gebirgsbewoh-
geringsten Bemerkung oder nicht augenblicklichen Erfüllung ihres
stürmischen Verlangens wurde gleich Mißhandlung und Tod an-
gedroht. O, das waren schreckensvolle Tage, die Leute sind zu
aufgelegten Bettlern geworden. Die arme zwischen Felsen liegende
Stadt Jablunkau konnte der Eßlust der Fremden nicht genügen;
darum mußte die Stadt um's Geld Essen und Trinken aus andern erweisen, indem mir den ferneu Deutschen dort Hilfe leisten und
Städten zuführen; und die Feinde verfchwelgten das blutige auf diese Weise auch zeigen, daß wir nicht anerkennen den Aus-
Geld der armen Gebirgsbewohner, die sich nur mit Haferbrod schluß Oesterreichs aus dem deutschen Bund,
nähren rc. Nach dem sehr nachtheilig geschlossenen Frieden ge-i .
meßen wir nun der Ruhe, welche uns auch dazu dient, unsrer i
drückenden Noth mehr nachdenken zu können. Im Mai, da die
Wintersaaten, Korn und Waffen, in Blüthe waren, kamen große
Fröste und zernichteten gänzlich die erwartete Ernte; dann der
Krieg! Die Feinde weideten ihre Pferde an den Sommersaaten
und richteten Alles zu Grunde. Die alten Vorräthe wurden
theils nach Preußen verschleppt, thetls von den Feinden verzehrt.
Auch mit dem Vieh ist es. so gegangen. Die besten Pferde sind
weggenommen worden, so daß die Felder, welche durch den
ganzen Sommer vernachlässigt geblieben, nicht bestellt werden
können.
Dies Alles verursachte große Theuerung und einen großen
Mangel an Geld. Bei so bewandten Umständen vermehren sich
die Kranken und die an der Pforte pochenden Armen; sollen wir
sie abmeisen, ohne ihnen einen Bissen Brod zu geben? Wie sol- !
len nur aber selber die nothwendigen Lebensmittel beischaffen und
was sonst der Winter unabweislich fordert? Von dem geringen
Spitalfoude, der ohnehin nicht reicht, den vierten Theil der Aus- !
gaben zu decken, können die Interessen nicht behoben werden bei
der drückenden Lage der Schuldner. Die Sammlung, welche uns !
in dem Kronlande Schlesien wegen unserer Noth zu machen be-
willigt wurde, mußte unterbleiben, indem der Sammler mehr
kosten möchte, als er voraussichtlich bekäme. Und so finde ich
keine Quelle, aus der ich eine Hilfe zu schöpfen vermöchte?"

fE l e p h a n t e n j a g d in Afrika.) Für dir Neger des östlichen !
Afrika ist die Elephantenjagd eine sehr ernste Beschäftigung, zu welcher es
einer langen Vorbereitung iin Wurfspicßwerfen und vieler geheimnißvoller
religiöser Formeln bedarf. Die Woche, welche der Jagd vorhergeht, wird
mit Singen, Tanzen und Trinken hingebracht. Während der Jagd sind
die Frauen der in der Regel in Schaaren von (5 bis 20 Mann ausziehen-
den Jäger sehr strengen Gesetzen untcrworsen, namentlich dürfen sie sich
nicht putzen, nicht aus dem Hause gehen, ja sogar nicht einmal eine Pfeife
rauchen, trotzdem sie den Tabak leidenschaftlich lieben. Wenn ihr Betragen
zu irgend einem Tadel Veranlassung gibt, wird der Mißerfolg der Jagd
ihnen zur Last gelegt und die härtesten Strafen erwarten dieselben. Die
List der Jäger geht darauf aus, einen Stephanien von der Heerde zu
trennen. Ist dieß glücklich gelungen, so ist das Thier auch in der Regel
verloren, und von zahllosen Lanzen durchbohrt stirbt es an Blutverlust.
Man schneidet ihm zuerst die Elsenbeinzähne aus und verzehrt sodann das
Mark der großen Knochen. In einem großen Festmahle wird das übrige
Genießbare von dem Körper des Riesenthieres gegessen, und beladen mit
den Siegestrophäen kehrt die Schaar an den häuslichen Heerd zurück.
(Nutzen der Schildkröte.) Wie jeder Mißgriff in den Haushalt
der Natur sich rächt, zeigt eine aus der übertriebenen Schildkröten-
jagd an der Mündung der mächtigen zwischentropischen Flüsse entstandene
große Kalamität. Die unmäßige Vorliebe für Schiidkröten-Suppe hat die-
sem fruchtbaren Thiergeschlechte nicht gestattet, die unzähligen Pflanzen-
überreste zu verzehren, welche die Flüsse unaufhörlich herbeiführen und die
beim Fallen der Gewässer wahre Pestsümpse bilden. Solcher Art ist der
Ursprung des gelben Fiebers im Busen von Mexiko, in den sich die
ungeheueren Wassermassen des Missisippi ergießen. Die Schildkröten waren
bestimmt, alle diese Abfälle zu verzehren und so die Gewässer zu reinigen,
und da ihre Fruchtbarkeit stets im Verhältniß gestanden zu der reichlichen
Nahrung, so gab es vor der Ankunft der Europäer eine beständige Reinigung
der Lust und des Wassers, und in Folge derselben jene pestilenzialischen

Krankheiten, denen jetzt die Neuangekommenen so starken Tribut zahlen
müssen. Es wäre darum gewiß ein verdienstliches Werk, wenn man die
Uferbewohner von den Nachtheilen überzeugen würde, welche die Vertilgung
so vieler dieser nützlichen Thiere für ihr Land hat, und wenn man die
mächtigen Zuflüsse des Missisippi, des Rio del Norte, sowie des Orinoco-
und Amazonenstromes, die ganze Gegenden fast unbewohnbar machen, in
großem Maßstabe wieder mit Schildkröten bevölkern könnte.
Ter Grobian.
(Um Martini zu singen.)
(Den Herrn Musikern zur Composition empfohlen.)
Es saß einmal ein Grobian
In holder Damen Kreise,
Und Eine Hub zu fingen an,
Er aber fluchte leise.
Chor: Ein Grobian — ein Grobian!
In holder Damen Kreise!
Da plötzlich riß ihm die Geduld,
Er rief: „O welch' Gestümper!
An wie viel Jammer ist es schuld,
Dies ewige Geklimper!"
Chor: Der Grobian — der Grobian!
Geklimper und Gestümper!
„Ihr Mädchen lernt Musik und Tanz
Und nichts in Topf und Tiegel —
Ich lieb' den Flügel an der Gans
Mehr als die Gans am Flügel!"
Chor: Der Grobian — der Grobian!
Er liebt den Flügel an der Gans
Mehr als die Gans am Flügel!
Der Grobian! (Schl. Ztg.)
 
Annotationen