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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 14-25 (1. Feburar - 27. Februar)
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Baden.
Heidelberg, 3. Febr. Der halbdemokratische Oberrhein.
Courier tadelte es vor Kurzem, daß viele Blätter der fort-
schrittlichen Richtung sich zu weit auf das rein kirchliche und
religiöse Gebiet verirrt hätten. Er aber habe dies möglichst zu ver-
meiden gesucht und gesteht zu, daß man ihm „Zumuthungen" ge-
macht habe, „die sogenannte altkatholische Bewegung und andere
Produkte" auch iu sein Blatt aufzunehmen, was aber von ihm
sofort zurückgewiesen worden sei. Mit dieser Ansicht des Ober-
rhein. Courters erklärt sich auch das Mannheimer Journal voll-
kommen einverstanden. Bezeichnend ist der verächtliche Ton,
mit welchem der Oberrhein. Courier von der „sogen, altkatholi-
schen Bewegung" spricht, deren alberne Nichtigkeit keinem klar
denkenden Menschen — sei er Freund oder Feind — entgehen
kann. Auchpriester Beck, der in einem halben Dutzend servil-
liberaler Blätter seine „allkatholische" Solobewegung sortsetzt, ist
also mit seinen „Zumuthungen" bei verständigeren Blättern ab- !
gefahren, ein warnender Denkzettel für diesen verbissenen Apo- >
ftaten. Vielleicht sind die Zumuthungen auch noch von höherer -
und einflußreicherer Seite gekommen, da man eine Zeitlang der
„altkatholischen Bewegung" in den Spalten der Landesbase allen
Vorschub leisten Zu müssen glaubte und in maßgebenden Kreisen
in der That die unbegreifliche Naivetät hatte, an die Möglich-
keit eines katholischen Schismas in Baden zu glauben. Mit
den Deutschkatholiken darf man noch nicht Zu offen gehen; aber
wie herrlich wäre es gewesen, eine badische, neuäransch-katho- >
lische Kirche mit dem Auchpriester Beck als Erzbischof und den !
Preßlakaien der Landesbase als Domkapitularen an der Spitze .
zu sehen!
* Heidelberg, 3. Febr. Wie der Beobachter und die !
Freie Stimme, so bringt jetzt auch der Freiburger Bote seinen
Lesern unser katholisches Volkslied „Der Bote aus der Palz."
Singt's nur fleißig und kräftig droben im Oberland; Volks-
lieder wirken mehr als Leitartikel! Den spaßhaften Vergleich
unseres biederen Freiburgers zwischen dem Bürgerredacteur und
den Hof- und Geheimeräthen in Bezug auf gesunden Menschen-
verstand wollen wir als zu schmeichelhaft für Ersteren übergehen.
Born Neckar, 29. Jan. Der Pfälzer Bote Nr. 12
hat in einer kurzen Besprechung über „Ein Stück deutscher Ge-
schichte" als solches mit Recht ein Werk hervorgehoben, worin
der K. K. Hauptmann von Vivenot, der nach Weise eines ächten
Edelmannes mit dem Wort wie mit dem Schwert für Wahr-
heit und Recht einzustehen weiß, es unternommen hat, durch
eine getreue Schilderung der Thätigkeit des Reichsfeldmarschalls
Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen nicht allein die Befähi-
gung dieses Feldherrn zu retten, sondern auch Oesterreichs Politik
in den verhängnißvollen Jahren von 1793—1795 in das wahre
Licht zu stellen — gegenüber den immer maßloser auftretenden
Verdächtigungen und Lügen der kleindeutschen Geschichtsbau-
meister. Diese treiben mit ihren Artikeln ein verzweifeltes Ge-
schäft ohne Gleichen, dabei ist dies Gebühren eine niederträchtige
Entwürdigung der eigenen Mannesehre durch Mißachtuug aller
geschichtlichen Wahrheit und Wirklichkeit. Der Obmann dieser
modernen Geschichtsmacher ist der Professor v. Spbel, und die
Wiener Presse nennt ihn einen „Professor der historischen
Lüg e", weil er die Schuld an dem Baseler Frieden auf Oester-
reichs Schultern wälzt und das Kaiserreich für Deutschlands
Schmach und Unglück erklärt habe; und als bald darauf der-
selbe Herr den preußischen rothen Adlerorden erhielt, fragte der
Redakteur der Jagdzeitung: „Herr Professor v. Sybel, wollen
<Lie nicht die Güte haben, in meinem Blatte zu schildern, wie
<L>ie den rothen Adler erjagt haben?" —
— Bruchsal, 30. Jan. Soeben erhalten wir Kunde von
einer entsetzlichen Unihat, welche in dem benachbarten Eichel- '
wald begangen worden ist. Dortselbst wurde nämlich am 27. !
d. M. Nachmittags der ledige, im Alter von 62 Jahren stehende
Untergrombscher Bürger Sebastian Biedermann, welcher Tags

138
769

kr.
kr.
kr.
kr.

waren mithin mehr aufgewendet:
Die Ausgaben im Jahr 1865 betrugen:
a.) für Dünger
b) Arbeitslohn den Sommer über
o) Zupfen und Abmachen
ä) Ackerzins
Der Ertrag im Jahr 1865 war:

kr.
kr.
kr.
kr.
kr.
kr.
kr.

40
25
733
7
45
9

fl. 30
fl. 27
fl. 20
fl- -

kr.
kr.

47
50
52
47

fl. 45
fl. 4

fl. -
fl. 55
fl. 30
fl- -
fl. 24
fl- -

zuvor, um Holz zu fällen, in den Wald gegangen war, gräßlich
zugerichtet, noch lebend aufgefunden. Derselbe war, wie ein
nebenbei gefundener Zinken und die Art der Wunden schlie-
ßen läßt, mit einer Mistgabel mehrmals an der Hand und
am Arme und besonders schwer am Kopfe verwundet worden,
und hatte, unter welchen Schmerzen läßt sich denken, die Nacht
über bis zum Mittag des folgenden Tages im Walde gelegen.
Die völlige Bewußtlosigkeit des Unglücklichen gestattete kein
weiteres Nachfragen über den Hergang. Als muthmaßlicher
Thäter wurde A. B. von U. Grömbach, welcher dem als hab-
süchtig und wucherisch bekannten Biedermann Geld schulden soll
und an jenem Tage gerade Mist nach jener Stelle ausfuhr, ge-
fänglich eingezogen. Sichere Jndicien der Täterschaft sollen
indeß zur Zeit noch fehlen.
Bruchsal, 31 Jan. Dein „Wochenblatt des Landwirth-
schaftlichen Vereins" entnehmen wir eine Notiz, welche als Bei-
trag zu der im Boten angeregten Frage, ob der Anbau von
Handelsgewächsen in unserer untern Landesgegend zweckmäßig
sei, gelten kann, jedenfalls aber auch sonst noch von Interesse ist.
Kaufmann Karl Franz dahier besitzt nämlich einen Pacht-
acker nächst der Reserve, 1 Morgen 22 Ruthen groß, den er
am 15. Mai 1864 mit Hopfen anlegen ließ. Die Auslagen
hierfür im Jahre 1865 entziffern sich wie folgt:
и) Rigolen des Ackers
d) Malzkeime als Dünger
e) 1668 Stück Stangen
ck) Setzen der Stöcke
e) Arbeitslohn den Sommer über
к) Zupfen der Hopfen
g) Pachtzins vom Acker
Der Ertrag im Jahr 1864 war:
1383/st Pfd. Hopfen zu 100 fl. pr. Ctnr.
es

2928 Pfd. grünen Hopfen oder 1057 Pfd.
dürre Hopfen, welche im Preise von 80 bis
100 fl. pr. Ctnr. verkauft wurden zu 1052 fl. 21 kr.
Der Pflanzer der Hopfen erzielte mit-
hin im vergangenen Jahr einen Reiner-
trag von 855 fl. 4 kr.
und sind schon im zweiten Jahr der Anpflanzung die Hopfen-
stangen vollständig bezahlt und noch 86 fl. darüber hinaus er-
zielt worden.
Freiburg, 29. Jan. Als vor einiger Zeit der „Freiburger
Bote" einen Artikel gebracht hatte, aus welchem man glaubte
zwischen ü>en Zeilen lesen zu können, daß er die Freiburger
Feuerschau-Commission der Parteilichkeit beschuldige, wurde gegen
denselben deßhalb strafgerichtliche Untersuchung eröffnet, obgleich
er erklärte, einen solchen Vorwurf gar nicht beabsichtigt zu haben,
u. obgleich derselbe auch nicht direkt ausgesprochen war. Nun
kommt aber die B. Ldsztg" und erklärt in ihrer Nr. 24 vom
28. d. M. im zweiten Blatte unter der Ueberschrift „Kirche und
Schule" geradezu und ganz bestimmt behauptend: „Die katho-
lische Kirchenbehörde vergibt die Pfründen auf
parteiische Art!" — Der „Freib. Bote" wird vom Staats-
anwalt verfolgt, weil er einer lokalen Experten-Commission den
Vorwurf der Parteilichkeit in ganz indirekter Weise gemacht
haben soll: hier wird derselbe Vorwurs durch die „B. Ldztg."
in der direktesten Weise gegen die oberste Behörde der kath.
Kirche des Landes geschleudert. Wie wird die großh. Staats-
behörde sich wohl dem Artikel der „B. Ldsztg." gegenüber beneh-
men? L-ollte sie keine Anklage erheben, so möchte es unerläß-
 
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