Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

DOI Kapitel:
Nr. 129-141 (1. November - 29. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0529

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bote

und Land.

Preis: vierteljährl. 40 kr. ohne Träger-
lohn u. Postaufschlag. Jns.-Geb. 2 kr. d.Z.

131. Dienstag den 6. November 1866.

X Nur drauf!
Kusel, Advoeat und Abgeordneter in Karlsruhe, hat von
einem Waffenstillstand mit den „Ultramontanen" gesprochen,
nach dessen Ablauf man von Neuem den Kampf mit ihnen auf-
nehmen müsse.
Wir sind hiebei ganz kaltblütig und sagen: Nur drauf!
Nebenbei wird man es der katholischen Presse nicht verargen,
wenn sie mit harten Streichen rückbezahlt, denn die gegneri-
schen Zeitungen sind eben der Art, daß man sie am besten mit
Keulen traktirt, darum wiederum: Nur drauf!
Aber, müssen wir doch fragen, was soll denn den Ka-
tholiken nbgerungen werden? Eines wäre unfern Gegnern das
allerliebste Stück; es heißt: Leid' und fchmeig still'.
Schade, daß wir zu dieser Entsagung nicht die geringste Lust
verspüren, vielmehr uns, je hinderlicher es uns geht, der Muth
wächst, mit welchem wir sagen: Nur drauf!
Eine Reihe von katholikenfeindlichen Blättern, die Landes-
base voran, haben sich an Nichtswürdigkeit Überboten, die Ka-
tholiken eines beabsichtigten Mordes an Protestanten und
Juden zu beschuldigen — Geduld, noch eine kleine Weile und
sie werden sich des Vorwurfes der complott mäßig en Lüge
nicht mehr erwehren können, darum: Nur drauf!
Wir bedürfen des von Kusel angeboteuen Waffenstillstan-
des nicht; denn wir haben unser Pulver noch lange nicht ver-
schossen, auch ist jetzt keine Zeit für Waffenstillstand, denn, wie
giftige Molche nach einem Gewitterregen, kriechen die mit den
amtlichen Verkündigungsblättern in wilder Ehe lebenden estni-
schen Hetzer mit der alten Giftigkeit wiederum an's Tageslicht,
um an den Katholiken ihre alten Unarten auszulassen, weil sie
keine Verwarnung erhalten haben, sondern sich des Vorrechtes
zu erfreuen scheinen, aufreizende Polemik gegen die katholischen
Confessionsgenossenschaften treiben zu dürfen. Thut nichts:
Nur drauf!
Das Heidelberger protestantische Wochenblatt, dieses Blas-
rohr des religiösen Nationalvereins, hat in seiner Nummer 44
vom 29. Oetober l. Js. deu Kampf des Protestantis-
mus gegen die katholische Kirche als das „einigende
Band der religiösen Zerrissenheit" bezeichnet und damit den
Nagel aus den Kopf getroffen, ohne eine Neuigkeit zu sagen.
Wir gönnen den Wochenblattsherrn von Herzen diesen Kampf,
was wollten sie denn sonst treiben? Deßhalb wiederum: Nur
drauf!

Man schilt uns in allerlei Weise, und der Pfälzer Bote ist
ein wahrer Bandwurm in „liberalen" Mägen mit ihrer wieder-
käuenden Natur. Alles, was unser gegnerisches gedrucktes
Fließpapier selbst ist, nämlich: verfolgungssüchtig, unduldsam,
vaterlandslos, Halsabschneiderisch, gemein, tobsüchtig, — das
Alles wirft man uns an den Hals; es macht uns viel Pläsir —
darum: Nur drauf!
Droben am Landgraben ist die alte Landesbase, die jeder
Lump lesen zu müssen glaubt, ehe er schlafen geht, und die
das Säugethier der kleineren katholikenfeindlichen badischen Lauf-
und Lärmbursche ist — dieses alte Fließpapier hat die Palme
errungen, wegen des unvergeßlichen, unnachahmlichen, ein-
zigen Wunsches aus edler Menschenbrust:
„Schlagt ihn todt, den Hund, er ist ein Jesuit!"
Nur drauf! Alte Base, wir können dir nicht folgen;
erlaß uns in Gnaden unsere Stümperhaftigkeit; wir legen die
Feder nieder und widmen deinem Stammbuch die Verse:
Matter Strahl der Hegelsonne,
Dir gebührt die Flegelkrone. Amen.
Baden.
* Heidelberg, 1. Nov. Die Neue Bad. Landeszeitung,
ein wahrhaft freisinnig-demokratisches Blatt, schreibt von hier:
„Die „Freib. Ztg." druckt Ihrem Blatte die Mittheilung nach,
daß der katholische Verein zu Kronau durch Ministerialerlaß
aufgelöst worden . . . und fügt der Nachricht die Bemerkung an:
„Man kann sich denken warum?" — Man kann sich auch den-
ken, warum die „Frbg. Ztg." diese Bemerkung machte. —
Weil sie zur fraglichen Maßregel nichts Besseres zu sagen
mußte, . . . denn wenn sie schon den Kraichgauboten gelesen
und darin gefunden gehabt hätte, das Verbot stütze sich darauf,
daß der Verein die öffentliche Sicherheit und das öffentliche
Wohl gefährdet habe, ... so würde sie sich sehr beeilt haben,
diese wichtige Neuigkeit ihren Lesern mitzutheilen. — Der be-
nannte Verein will sich indeß nicht bewußt sein, irgend welche
Störungen veranlaßt zu haben, wird sich aber mit der ihm
widerfahrenen Auflösung becheiden müssen, da nach unserem
Vereinsrecht gegen die erfolgte Maßregel nichts zu unternehmen
sein dürfte. — Der Bundestag ist todt . . . sein Geist und
seine Werke sind uns geblieben."
* Heidelberg, 3. Nov. Der Bad. Beobachter veröffentlicht
in seiner Beilage zu No. 256 mehrere Aktenstücke, welche in
Betreff der verschiedenen Behandlungsweise der badischen Presse

Einige Notizen über Klöster und geistliche ^rden.
Von R. G.
(Schluß.)
Freust du dich ferner nicht, billigdenkender Freund, wenn du weißt,
daß während so viele Menschen nur dem Mammon nachjagen, aber nach
Gewissen, Gott und Unsterblichkeit nichts fragen, während so Viele in Tän-
zen, Schauspielen, Bällen, ösfentlicben Vergnügungen, nur der Fleischeslust
und tlukeuschheit sröhnen, es doch noch viele unschuldige und sittenreine
Männer und Jungsrauen gibt, die durch ihr unablässiges Gebet und die
schönsten Werke der christlichen Liebe so vortheilhaft von jenen Leichtfertigen
abstechen?
Wer noch weitere Beweise über den Nutzen der Klöster für die Mensch-
heit, auch iu der jetzigen Zeit, verlangt, der lese einmal in den Annalen
von der Ausbreitung des Christeuthuiust: er wird finden, wie noch zur
Stunde die Boten des Glaubens nach allen Richtungen hinziehen und mit
Staunen erregendem Erfolge die Lehren des Heils verkünden, wie sie in
China und Afrika mit Einsetzung ihres eigenen Lebens und unter unsäg-
lichen Gefahren gegen das finstere Heidenthum antämpfen und überall
christliche Cuitur und Livitifation verbreiten. Kein Wunder auch, wenn
ihre heldenmüthigen Anstrengungen von so wunderbaren Erfolgen gekrönt
werden, daß die bekehrten Heiden fich eher zu Tausenden, unter den aller-
entsetzlichsten Qualen niedermetzeln lassen, als den Glauben Christi, der
ibnen von den verunglimpften Franziskanern oder gar von den abscheuliche!:
Jesuiten gebracht worden ist, wieder entsagen.
Nun aber gibt es einen Orden, der durch seinen glühenden Eifer und
eine vorzügliche Thätigkeit, den katholischen Glauben zu verbreiten und
zu schützen, im höchsten Grade von Seiten der Katholikenfeinde sich unver-
söhnlichen Haß und schwere Verfolgung zuzog („Schlagt ihn todt, den Hund,
er ist ein Jesuit", — vergl. Bad. Landeszeitung!) es ist der Orden des

hl. Ignatius v. Loyola, oder die Gesellschaft Jesu. Wir wollen
hier nicht auf alle die Verleumdungen und Übeln Nachreden eingehen, die
man den Jesuiten aufbürdet — sie find schon alle zu oft widerlegt und
es ist auch aufs evidenteste bewiese:: worden, daß nicht die Jesuiten den
Satz aufgestellt und befolgt haben: „Der Zweck heiligt das Mittel", sondern
gerade ihre Gegner, die ihnen denselben andichteten. Würde auch Jemand,
der überhaupt gesunden Menschenverstand und klare Einsicht besitzt, im
Zweifel sein, wem er die Befolgung dieses Satzes beilegen solle, wenn er
die großartige Geschichte des Jesuitenordens durchliest und aus der andern
Seite dessen Herabsetzung und Verkleinerung durch die Feinde der Kirche?
Wenigstens meiner Ansicht nach sind diejenigen, die fich zum Ziele gesetzt
gaben, die Werke und Thaten großer, verdienter Männer, obwohl dieselben
bei der Mitwelt in hohen:, wohlverdientem Ansehen standen, herabzusetzen,
nicht gar heiklig in der Wahl der Mittel, zumal ihnen auf ehrlichem Wege
keine geboten find.
Noch kann ich mich zum Schlüsse' nicht enthalten, meinen Lesern die
Ansichten eines ehemaligen Protestanten und berühmten Geschichtschreibers,
über den Jesuitenorden mitzutheilen. Dieselbe lautet wie folgt:
„Die größten Dienste in Bekämpfung der Abgefallenen leisteten die
katholischen Welt ein neuer Orden, der von Spanien ausqing und unter
den denkwürdigsten Erscheinungen der Kirchengeschichte aller Zeiten seine
Stelle einnimmt. In der Pyrrheuäischen Halbinsel hatte wegen der langen
Kriege mit den Mauren sich am längsten der kirchlich- ritterliche Geist er-
halten, welcher während der Kreuzzüge das ganze Abendland durchdrang.
Dieser Svätfrühling katholischen Ritterthums erzeugte jetzt eine geistliche
Miliz, in welcher auf höchst eigenthümliche Weise mittelalterliche Phantasie
mit der Freiheit neuerer Bildung, Mönchsdemuth und Eroberungstrieb ge-
paart war."
 
Annotationen