Pfälzer
Erscheint wöchentlich 8 Wal: Dienstag
Donnerstag und Samstag.
für Stadt
Bote
ULd Land.
Preis: vierteljährl. 40 kr. ohne Träger-
lohn u. Postaufschlag. Jns.-Geb. 2 kr. d.Z,
* Der zweite November.
Der Allerseelentag ist einer der schönsten und poetisch-
sten Feiertage, an denen der Katholizismus so reich ist. Ist der
Charfreitag der ernste, furchtbare Tag des Schmerzes, der die
Glieder der trauernden Kirche bis ins Innerste durchbebt und
ihr einen gellenden Herzens- und Weheschrei entreißt, so gießt
der Allerseelentag seine elegische Wehmuth in milden Strahlen
über die still weinende Gemeinde, die in der Erinnerung an die
Verstorbenen schwelgte und in stillew Trauer für sie ihre Gebete
nach Oben sendet. Sei uns willkommen, du schöner Tag, seid
uns gegrüßt, ihr bekränzten Gräber der Entschlafenen, feid auch
Ihr uns eingedenk, Ihr im Leben feindlichen und jetzt im Tode
wieder vereinten Brüder, Ihr entschlafenen Kämpfer aus Süd
und Nord, die der furchtbare Würgengel des Krieges hinge-
schlachtet und die jetzt die kühle Erde deckt! Friede! welch' schö-
nes Wort! Auch uns, die wir den harten politischen Kampf
des Lebens kämpfen, auch uns winkt einst die stille Ruhe, und
das zum Himmel emporsteigende Gebet mag dann auch für uns
gesprochen werden: „Friede, Friede den Entschlafenen!"
* Die Base noch einmal!
Die Base des Landgrabens fühlt sich elend blamirt, daß
sie den Beweis für ihre Behauptung nicht erbringen konnte,
daß der Pfälzer Bote jemals irgend eine confessionelle Hetzerei
getrieben habe. Wir finden es nach der ganzen Vergangenheit
der Base begreiflich, daß sie nicht schamroth wird, sondern die
von uns ihr gewordenen Bezeichnungen für ihr lügenhaftes
Treiben, aus Mangel an Gegenbeweis, auf sich sitzen lassen muß,
was freilich der alten Schachtel, die keine bessere Behandlung
gewohnt ist, ziemlich einerlei sein mag. Aber ganz kann sie die
Antwort doch nicht lassen, und da redet sie sich in eine Art
Tobsucht von „sittlicher Entrüstung" hinein, die Jedermann
zum Lachen ist, weil Jedermann weiß, daß ihr nichts schlechter
steht, als die Tugendheldin spielen zu wollen. So druckt die
Alte nochmals die Stelle ab, in welcher der gutherzige Bote
seiner Zeit die bösen Gothaer gewarnt hatte, sie möchten doch
ja das Volk nicht „Hetzen", sonst könnte ihnen das einmal übel
bekommen; es sei eine mißliche Sache, mit dem Volke zu spassen,
denn es greife oft in großen Krisen zu und schlage den Hetzern
die Schädel ein. Die Base will nun den Beweis führen, daß
der Bote selbst, d. h. eine Reihe von Männern, „die auf eine
gewisse gesellschaftliche Stellung Anspruch machen," den Gothaern
hätten die gelehrten Schädel einschlagen wollen — und da hält
sie sich denn krampfhaft an das von ihr mit fetter Schrift her-
ausgehobene Wort „diesmal". Aber, liebe Base, was soll
denn das eigentlich beweisen? Natürlich kann doch so etwas
nur geschehen während eines großen Bürgerkrieges, wie der
letzte war. Da wird von allen Parteien lebhaft auf das Volk
eingewirkt, von manchen auch, wie z. B. den Gothaern, unver-
antwortlich geschürt und „gehetzt". Und da kommt nun der
besonnene Bote und sagt mit weiser, sürsorglicher Miene: „Ihr
Gothaer, seid doch vorsichtig, laßt das gefährliche „Hetzen", be-
sonders „diesmal" wo es gar leicht an den Kragen gehen
könnte. Liebe Base, Sie glauben doch im Ernste selbst nicht,
daß der Bote mit dem indianischen Tomawhak die Dothaer aus
der Welt schaffen möchte? Sie wissen doch, Verehrtefte, daß
man Gegner haben muß, wenn man in der Presse polemisiren
will«. denn was ist denn die Presse ohne Polemik?! Was das
ist, können Sie an ihrer Freundin, der steifgebackenen Karls-
j ruher Zeitung sehen, die kein Mensch zum Vergnügen lesen
! wird, sondern die nur Flaschon zum Studium angewiesen wird,
> sobald er aus dem Loche aus „Mannem" kommt, damit er nicht
mehr so ungeschickt die Hofnachrichten vernachlässige, oder die
wir, wenn wir ein Seelsorger wären, allen unseren Beichtkin-
dern zur heilsamen Buße jeden Tag zu lesen auferlegen würden.
Gehen Sie doch, Base, mit Ihrem Schnack! Sie wissen ja
selbst, daß wenn die Gothaer nicht wären, der Bote sie er-
finden müßte; denn wer gibt ihm denn mehr Stoff zur
Bekämpfung als gerade diese —- wer trägt also mehr zum Ge-
deihen aller unserer Blätter überhaupt bei? Nein, Gotha hoch!
Der Bote würde die lieben Herren jener Partei sammt ihren
Perrücken und Brillen sorgfältig in Baumwolle einwickeln, wenn
er erführe, es wolle ihnen Jemand ernstlich aus den Leib gehen.
Dagegen danken wir der Base für ihre „liberale" Gesin-
nung, die sie in Sachen der Preßfreiheit abermals an den Tag
gelegt hat. Sie fordert nämlich die Regierung auf, den Pfälzer
Boten aus der Welt zu schaffen — a tout pvix — und
wenn's kein Mittel, (soll wohl heißen: „Gesetz") dafür gebe,
„müsse man sich eines schaffen". Aha! da sieht der Pferdefuß
heraus! Weiß die Base nicht, daß für jedes einzelne Preßver-
gehen der Staatsanwalt ein Blatt vor Gericht ziehen kann, und
zwar mit welcher Leichtigkeit nach unserm reactionären Preßge-
gesetz und dessen weitest gehender Handhabung?! Und das ge-
Eiuige Notizen über Klöster und geistliche Orden.
Von R. G.
(Fortsetzung.)
Aus den vielen Zeugnissen von Männern aus dem Mittelalter selber
wollen wir hier nur das des Thomas v. Kempis anfügen, des Mannes,
dessen Werk jetzt noch in allen Ländern der Erde an Verbreitung mit
der hl. Schrift selber wetteifert. Derselbe sagt im 1. Buch, 25. Kapitel:
„Sie gehen selten aus, leben zurückgezogen, begnügen sich mit geringer
Kost, tragen grobe Kleider, arbeiten viel, reden wenig, Wochen lange,
stehen früh auf, verrichten lange Gebete, lesen ost und beobachten in allem
die klösterliche Zucht. Betrachte die Karthäuser, die Cisterzienser und die
Mönche und Nonnen verschiedener anderer Orden, wie sie jede Nacht aus-
stehen, um Gott in Gesängen zu preisen."
Ja staunen müssen wir weiter, wenn wir bedenken, daß diese geistlichen
Herren, die den Beruf in sich fühlten, von Vater, Brüdern, Schwestern,
Freunden sich zu trenuen und hinzuwandern in die Wildniß, unter Ent-
behrungen und Qualen aller Art, jedoch vertrauend in Liebe zu Gott, die
große Idee zu verwirklichen trachteten, den Wilden und den Heiden das
Evangelium und die Lehre Christi zu verkünden und — wie haben sie
diese Aufgabe gelöst?
Und dann, nachdem durch ihre Thätigkeit die Rohheit feinerer Bil-
dung Platz gemacht hatte, als aus öden Wäldern, versumpften Gegenden,
die herrlichsten Auen und Tristen, hervorgegangen waren, da sorgten die,
für Müßiggänger Ausgeschrienen für einen andern Kreis ihrer Wirksam-
keit — es war der der Kunst und Wissenschaft. Wenn sie schon vorher
die Hüter und Schützer der alten Literatur und der Erzeugnisse der alten
Kunst waren, so traten sie jetzt mit ihren geistigen Schätzen vor die lern-
begierige Menge. Sie stifteten und leiteten die berühmtesten Schulen und
Universitäten des Mittelalters, und es gingen aus ihren Schulen Männer
hervor, wie der hl. Anselm, (P 1109), Albert der Große, der hl. Thomas
von Aquin (ff 1274) und Andere, die nicht nur die damalige Welt, durch
ihr allseitiges und alle Seiten des Lebens umfassendes Wissen, in Staunen
setzten, sondern auch jetzt noch für jeden Billigdenkenden ein Gegenstand
der Bewunderung, der Hochachtung und tiefen Verehrung sind. Erkennen
wir nun in diesen Männern, die die Welt mit ihrem Segen beglückt haben,
daß sie den Vorwurf verdienen, den ihnen die undankbare Welt macht,
während sie jene Aftergelehrten und Ueberstudirten, die blasirten Partei-
schreiber, wie Götter verehrt?
Dies wären nun im Allgemeinen die Beschuldigungen, die man heut-
zutage gegen die religiösen Orden gewöhnlich vorbringt. Doch dürfen wir
ja nicht glauben, daß die vorgeführten alle sind; nein, die menschliche Bos-
heit ist reicher und die Zunge der Verleumder hat noch gar Vieles an den
Klöstern herabzusetzen. So z. B. herrscht in den Klöstern die größte Sit-
tenlosigkeit, man beschuldigt Mönche und Nonnen der Verführung junger
Leute, der gröbsten Dummheit, Albernheit, des Aberglaubens und der
Scheinheiligkeit (Heuchelei), wodurch sie das unwissende Landvolk hinters
Licht führen, man erachtet sie wegen ihrer Habsucht der größten Verbrechen
würdig, so des Fürstenmordes und überhaupt des Einmischens in politische
Händel, und so mancher Dinge, die bei näherer Untersuchung der Sache
sich als erlogen zeigen, und sich sogar meistentheils bei dem Besuche eines
Klosters als das Gegentheil von dem erweisen, was man ihnen fälschlich
nachsagt.
Es gibt heutzutage eine Menge Leute, die in ihrem Hochmuth und
ihrer Dummheit fest behaupten, daß die Orden ganz und gar nichts nütze
seien, und daß man sie sogleich alle abschaffen müsse. Dann gibt es wieder
Lindere, die doch noch zugeben, daß in den ersten Jahrhunderten die reli-
giösen Genossenschaften für die Ausbreitung des Christenthums und der
i Gesittung von einigem Nutzen gewesen wären. Aber heutzutage, mei-
i neu diese Leute, hätten sie durchaus keinen Zweck mehr, und seien deßhalb
Erscheint wöchentlich 8 Wal: Dienstag
Donnerstag und Samstag.
für Stadt
Bote
ULd Land.
Preis: vierteljährl. 40 kr. ohne Träger-
lohn u. Postaufschlag. Jns.-Geb. 2 kr. d.Z,
* Der zweite November.
Der Allerseelentag ist einer der schönsten und poetisch-
sten Feiertage, an denen der Katholizismus so reich ist. Ist der
Charfreitag der ernste, furchtbare Tag des Schmerzes, der die
Glieder der trauernden Kirche bis ins Innerste durchbebt und
ihr einen gellenden Herzens- und Weheschrei entreißt, so gießt
der Allerseelentag seine elegische Wehmuth in milden Strahlen
über die still weinende Gemeinde, die in der Erinnerung an die
Verstorbenen schwelgte und in stillew Trauer für sie ihre Gebete
nach Oben sendet. Sei uns willkommen, du schöner Tag, seid
uns gegrüßt, ihr bekränzten Gräber der Entschlafenen, feid auch
Ihr uns eingedenk, Ihr im Leben feindlichen und jetzt im Tode
wieder vereinten Brüder, Ihr entschlafenen Kämpfer aus Süd
und Nord, die der furchtbare Würgengel des Krieges hinge-
schlachtet und die jetzt die kühle Erde deckt! Friede! welch' schö-
nes Wort! Auch uns, die wir den harten politischen Kampf
des Lebens kämpfen, auch uns winkt einst die stille Ruhe, und
das zum Himmel emporsteigende Gebet mag dann auch für uns
gesprochen werden: „Friede, Friede den Entschlafenen!"
* Die Base noch einmal!
Die Base des Landgrabens fühlt sich elend blamirt, daß
sie den Beweis für ihre Behauptung nicht erbringen konnte,
daß der Pfälzer Bote jemals irgend eine confessionelle Hetzerei
getrieben habe. Wir finden es nach der ganzen Vergangenheit
der Base begreiflich, daß sie nicht schamroth wird, sondern die
von uns ihr gewordenen Bezeichnungen für ihr lügenhaftes
Treiben, aus Mangel an Gegenbeweis, auf sich sitzen lassen muß,
was freilich der alten Schachtel, die keine bessere Behandlung
gewohnt ist, ziemlich einerlei sein mag. Aber ganz kann sie die
Antwort doch nicht lassen, und da redet sie sich in eine Art
Tobsucht von „sittlicher Entrüstung" hinein, die Jedermann
zum Lachen ist, weil Jedermann weiß, daß ihr nichts schlechter
steht, als die Tugendheldin spielen zu wollen. So druckt die
Alte nochmals die Stelle ab, in welcher der gutherzige Bote
seiner Zeit die bösen Gothaer gewarnt hatte, sie möchten doch
ja das Volk nicht „Hetzen", sonst könnte ihnen das einmal übel
bekommen; es sei eine mißliche Sache, mit dem Volke zu spassen,
denn es greife oft in großen Krisen zu und schlage den Hetzern
die Schädel ein. Die Base will nun den Beweis führen, daß
der Bote selbst, d. h. eine Reihe von Männern, „die auf eine
gewisse gesellschaftliche Stellung Anspruch machen," den Gothaern
hätten die gelehrten Schädel einschlagen wollen — und da hält
sie sich denn krampfhaft an das von ihr mit fetter Schrift her-
ausgehobene Wort „diesmal". Aber, liebe Base, was soll
denn das eigentlich beweisen? Natürlich kann doch so etwas
nur geschehen während eines großen Bürgerkrieges, wie der
letzte war. Da wird von allen Parteien lebhaft auf das Volk
eingewirkt, von manchen auch, wie z. B. den Gothaern, unver-
antwortlich geschürt und „gehetzt". Und da kommt nun der
besonnene Bote und sagt mit weiser, sürsorglicher Miene: „Ihr
Gothaer, seid doch vorsichtig, laßt das gefährliche „Hetzen", be-
sonders „diesmal" wo es gar leicht an den Kragen gehen
könnte. Liebe Base, Sie glauben doch im Ernste selbst nicht,
daß der Bote mit dem indianischen Tomawhak die Dothaer aus
der Welt schaffen möchte? Sie wissen doch, Verehrtefte, daß
man Gegner haben muß, wenn man in der Presse polemisiren
will«. denn was ist denn die Presse ohne Polemik?! Was das
ist, können Sie an ihrer Freundin, der steifgebackenen Karls-
j ruher Zeitung sehen, die kein Mensch zum Vergnügen lesen
! wird, sondern die nur Flaschon zum Studium angewiesen wird,
> sobald er aus dem Loche aus „Mannem" kommt, damit er nicht
mehr so ungeschickt die Hofnachrichten vernachlässige, oder die
wir, wenn wir ein Seelsorger wären, allen unseren Beichtkin-
dern zur heilsamen Buße jeden Tag zu lesen auferlegen würden.
Gehen Sie doch, Base, mit Ihrem Schnack! Sie wissen ja
selbst, daß wenn die Gothaer nicht wären, der Bote sie er-
finden müßte; denn wer gibt ihm denn mehr Stoff zur
Bekämpfung als gerade diese —- wer trägt also mehr zum Ge-
deihen aller unserer Blätter überhaupt bei? Nein, Gotha hoch!
Der Bote würde die lieben Herren jener Partei sammt ihren
Perrücken und Brillen sorgfältig in Baumwolle einwickeln, wenn
er erführe, es wolle ihnen Jemand ernstlich aus den Leib gehen.
Dagegen danken wir der Base für ihre „liberale" Gesin-
nung, die sie in Sachen der Preßfreiheit abermals an den Tag
gelegt hat. Sie fordert nämlich die Regierung auf, den Pfälzer
Boten aus der Welt zu schaffen — a tout pvix — und
wenn's kein Mittel, (soll wohl heißen: „Gesetz") dafür gebe,
„müsse man sich eines schaffen". Aha! da sieht der Pferdefuß
heraus! Weiß die Base nicht, daß für jedes einzelne Preßver-
gehen der Staatsanwalt ein Blatt vor Gericht ziehen kann, und
zwar mit welcher Leichtigkeit nach unserm reactionären Preßge-
gesetz und dessen weitest gehender Handhabung?! Und das ge-
Eiuige Notizen über Klöster und geistliche Orden.
Von R. G.
(Fortsetzung.)
Aus den vielen Zeugnissen von Männern aus dem Mittelalter selber
wollen wir hier nur das des Thomas v. Kempis anfügen, des Mannes,
dessen Werk jetzt noch in allen Ländern der Erde an Verbreitung mit
der hl. Schrift selber wetteifert. Derselbe sagt im 1. Buch, 25. Kapitel:
„Sie gehen selten aus, leben zurückgezogen, begnügen sich mit geringer
Kost, tragen grobe Kleider, arbeiten viel, reden wenig, Wochen lange,
stehen früh auf, verrichten lange Gebete, lesen ost und beobachten in allem
die klösterliche Zucht. Betrachte die Karthäuser, die Cisterzienser und die
Mönche und Nonnen verschiedener anderer Orden, wie sie jede Nacht aus-
stehen, um Gott in Gesängen zu preisen."
Ja staunen müssen wir weiter, wenn wir bedenken, daß diese geistlichen
Herren, die den Beruf in sich fühlten, von Vater, Brüdern, Schwestern,
Freunden sich zu trenuen und hinzuwandern in die Wildniß, unter Ent-
behrungen und Qualen aller Art, jedoch vertrauend in Liebe zu Gott, die
große Idee zu verwirklichen trachteten, den Wilden und den Heiden das
Evangelium und die Lehre Christi zu verkünden und — wie haben sie
diese Aufgabe gelöst?
Und dann, nachdem durch ihre Thätigkeit die Rohheit feinerer Bil-
dung Platz gemacht hatte, als aus öden Wäldern, versumpften Gegenden,
die herrlichsten Auen und Tristen, hervorgegangen waren, da sorgten die,
für Müßiggänger Ausgeschrienen für einen andern Kreis ihrer Wirksam-
keit — es war der der Kunst und Wissenschaft. Wenn sie schon vorher
die Hüter und Schützer der alten Literatur und der Erzeugnisse der alten
Kunst waren, so traten sie jetzt mit ihren geistigen Schätzen vor die lern-
begierige Menge. Sie stifteten und leiteten die berühmtesten Schulen und
Universitäten des Mittelalters, und es gingen aus ihren Schulen Männer
hervor, wie der hl. Anselm, (P 1109), Albert der Große, der hl. Thomas
von Aquin (ff 1274) und Andere, die nicht nur die damalige Welt, durch
ihr allseitiges und alle Seiten des Lebens umfassendes Wissen, in Staunen
setzten, sondern auch jetzt noch für jeden Billigdenkenden ein Gegenstand
der Bewunderung, der Hochachtung und tiefen Verehrung sind. Erkennen
wir nun in diesen Männern, die die Welt mit ihrem Segen beglückt haben,
daß sie den Vorwurf verdienen, den ihnen die undankbare Welt macht,
während sie jene Aftergelehrten und Ueberstudirten, die blasirten Partei-
schreiber, wie Götter verehrt?
Dies wären nun im Allgemeinen die Beschuldigungen, die man heut-
zutage gegen die religiösen Orden gewöhnlich vorbringt. Doch dürfen wir
ja nicht glauben, daß die vorgeführten alle sind; nein, die menschliche Bos-
heit ist reicher und die Zunge der Verleumder hat noch gar Vieles an den
Klöstern herabzusetzen. So z. B. herrscht in den Klöstern die größte Sit-
tenlosigkeit, man beschuldigt Mönche und Nonnen der Verführung junger
Leute, der gröbsten Dummheit, Albernheit, des Aberglaubens und der
Scheinheiligkeit (Heuchelei), wodurch sie das unwissende Landvolk hinters
Licht führen, man erachtet sie wegen ihrer Habsucht der größten Verbrechen
würdig, so des Fürstenmordes und überhaupt des Einmischens in politische
Händel, und so mancher Dinge, die bei näherer Untersuchung der Sache
sich als erlogen zeigen, und sich sogar meistentheils bei dem Besuche eines
Klosters als das Gegentheil von dem erweisen, was man ihnen fälschlich
nachsagt.
Es gibt heutzutage eine Menge Leute, die in ihrem Hochmuth und
ihrer Dummheit fest behaupten, daß die Orden ganz und gar nichts nütze
seien, und daß man sie sogleich alle abschaffen müsse. Dann gibt es wieder
Lindere, die doch noch zugeben, daß in den ersten Jahrhunderten die reli-
giösen Genossenschaften für die Ausbreitung des Christenthums und der
i Gesittung von einigem Nutzen gewesen wären. Aber heutzutage, mei-
i neu diese Leute, hätten sie durchaus keinen Zweck mehr, und seien deßhalb