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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 77-89 (3. Juli - 31. Juli)
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311

wehrbataillons, einem regulären Uhlanenregiment und einer
halben Batterie unsere anderthalb Bataillone Infanterie, zwei
Escadronen Manen und eine halbe Batterie starke Truppe
an und wurden nach zehnstündigem hartem Kampfe mit großem
Verlust über die Weichsel zurückgetrieben. Rittmeister Lehmann,
griff mit 5 Zügen das unsere Rückzugslinie stark bedrohende
ganze feindliche Uhlanenregiment mit unglaublichem Erfolg an
und fiel als Held mit zwei andern Offizieren auf dem Schlacht-
felde. Die Artillerie wirkte Wunder. Die ganze Truppe
kämpfte gegen die große Uebermacht heldenmüthig. Der feind-
liche Verlust ist sehr groß, auch unsere Verluste sind bedeutend.
Die Waffenehre wurde glänzend bewährt. Die Verwundeten
werden mit Bahn nach Krakau gebracht.
Wien, 29. Juni Vom Kommando der Nordarmee, 28.
Juni. Abends. Heute eingenommene Stellung Wysocow. Mit-
tags kurzer Artilleriekampf. Außerordendliche Trefffähigkeit Oe-
sterreichischer Achtpfünder auf 45000 Schritt. — Zweck vor-
gestriger blutigen Kämpfe, die Vereinigung beider preußischer
Armeen zu hindern, ist erreicht, da Skalitz genommen und öster-
reichische töte Gablentz, Trautenau erstürmend, bis zum Riesen-
gebirg sich vorschob.
In Olmiitz sind zwei Fleischhauer, welche für das kaiser-
liche Heer bestimmtes Schlachtvieh nach Preußen verkauften, vor
ein Kriegsgericht gestellt, verurtheilt und erschossen worden.
Mmütz, 27. Juni, 4 Uhr 40 Min. Nachmittags. Bezirks-
vorsteher von Hof meldet telegraphisch am 27. Juni um
2 Uhr Nachmittags: es seien nach verläßlichen Nachrichten
heute Vormittag preußische Uhlanen und Husaren in der Stadt
Troppau eingerückt.
Pardubitz, 29. Juni. Die Preußen wurde gestern von i
den Oesterreichern unter Gablenz vollständig geschlagen, ließen !
tausend Todte und Verwundete zurück und Zogen sich auf
preußisches Gebiet gegen Glatz zurück. Gestern hatten die Preußen
Jicin (Gitschin) besetzt, wo sie von der Kavalleriedivision des
Generals Edelsheim angegriffen, und aus Jicin herausgeworfen,
gegen Turnau zurückgetrieben wurden. In Folge dessen räumten
die Preußen in verflossener Nacht Melnik, Dauba, Leipa, sich
eiligst nach Niemes zurückziehend. Der Verlust durch den An-
griff Edelsheim ist enorm. Die strategische Operation der öster-
reichischen Armee ist vollständig gelungen, da die beabsichtigte
Vereinigung der Armee des Prinzen Friedrich Karl mit der
schlesischen Armee dadurch verhindert worden. Der Verlust öster-
reichischerseits in den Kämpfen der letzten drei Tagen beträgt
annähernd 2000 Mann an Todten und Verwundeten. Der
Verlust der Preußen ist mindestens eben so stark.
Prag, 30. Juni. Gestern fanden den Oesterreichern
günstige Gefechte bei Bost nächst Turnau, bei Chwalkowitz zwi-
schen Skalitz und Künighof statt. Die Bezirke Jungbunzlau
und Böhmischkamuitz sind von den Preußen geräumt. Von
Jicin fliehende Preußen, durch Oesterreicher und Sachsen ge- !
schlagen, verließen das Schlachtfeld, Todte und Verwundete
dort zurücklassend.
Aus Berona, 25. Juni, wird der "Presse" geschrieben:
wir haben eine Schlacht gewonnen, wie sie erbitterter, muth-
voller und heißer nie geschlagen wurde, wie sie ehrenvoller
nicht gewonnen werden konnte. Vorgestern begann der Feind
in starken Abtheilungen den Mincio zu überschreiten, und
rückte aus der Straße von Roverbella gegen unsere Stellun-
gen vor. Unsere Vorposten zogen sich, dem erhaltenen Befehl
gemäß, ohne sich auf ein Gefecht einzulassen, auf unsere Haupt-
stellung gegen Verona zurück. Gestern Morgens nun begann!
sich der Feind in Schlachtlinie zu entwickeln. Der Erzherzog-
Armeecommandant benützte die Blößen, welche sich der Feind
bei seinem Aufmarsch ^gab; rasch wurden die vom Feinde nicht
besetzten Höhen von Sona und Sommacampagna besetzt, und
von dort aus der Stoß auf die feindliche Stellung bei Custoza >
geführt. Der Hauptkampf wurde nm die Höhen von Custoza i
gekämpft, welche dreimal von unfern Truppen erstürmt und
endlich mit blutigen Opfern genommen wurden. Nachdem
hiedurch die Stellung des Feindes durchbrochen war, begann
derselbe sich auf der ganzen Linie zurückzuziehen , bis endlich
gegen 1 Uhr Abends das Schlachtfeld auf der ganzen Linie
in unfern Händen war, worauf sich der Feind eiligst gegen
den Mincio zurückzog, welchen er heute vollständig überschritten '
hat. Drei feindliche Armeecorps waren bei der Schlacht enga- !
girt, und der König hat dieselben persönlich geleitet. Der;
Jahrestag von Solferino oder, wie die Italiener zu sagen
lieben, von San Martino, hat in der Schlacht von Custoza
ein glänzendes Gegenstück erhalten, und die Manen des alten
Marschalls, welchen zu Ehreu der Erzherzog-Armeecommandant
dre Schlacht „von Custoza" benannt hat, werden verklärt auf
diesen glänzenden Sieg der österreichischen Armee berabsehen. '

Auf beiden Seiten ist mit ungeheuerer Erbitterung gekämpft
worden; der Feind hielt sich sehr gut, und besonders feine
Infanterie war unendlich tapfer. Was soll ich aber von un-
fern Truppen sagen, die in der Minderzahl einen so glänzen-
den Sieg erfochten? Man muß den Muth, den Ungestüm ge-
sehen haben, um sich einen Begriff von der Begeisterung zu
machen, mit welcher unsere unvergleichlichen Truppen kämpften.
Reihenweise sind ihre Glieder durch die feinlichen Kugeln nieder-
gestreckt worden, trotzdem ging es nur stets vorwärts. Die
stärksten Stellungen des Feindes wurden mit dem Bajonnett
genommen, und nie sahen unsere Helden darauf, wie viele
Feinde ihnen gegenüberstanden. „Hurrah, vorwärts!" und keine
Uebermacht war so groß, daß sie nicht durchbrochen wurde.
Infanterie, Artillerie und Cavallerie wetteiferten mit einander
in der Ausführung wahrer Heldenthaten. Das Freiwilligen-
Uhlanenregiment Nr. 13 attakirte vier feindliche Carres und
sprengte sie, erlitt aber dabei natürlich große Verluste. Ueber-
haupt sind unsere Verluste bedeutend und namentlich sollen die
Regimenter Benedek, König der Niederlande und Creneville-
Jnfanterie, dann die Freiwilligen-Uhlanen, sehr viel gelitten
haben. Viele hohe Offiziere, darunter die tapfern Obersten von
Benedek- und Kronprinz-Rudolph-Infanterie, der Oberst von
Trani-Uhlanen, mehrere Stabs-Offiziere von Benedek-Infan-
terie sind theils gefallen, theils schwer verwundet. FML.
Hartung soll durch einen Prellschuß am Fuße leicht verwundet
sein. Die Zahl der Todten und Verwundeten läßt sich auf
beiden Seiten nicht genau angeben, doch ist sie dort wie hier
eine sehr große, und die Schlacht war eine der blutigsten, die
seit langem geschlagen wurden. Mehrere Geschütze und mehr
als 2000 Gefangene fielen in unsere Hände. Die Begeisterung
in der Armee ist eine unbeschreibliche.
Lobnrg, 29. Juni. Mittwochs wurden die Hannoveraner
von den Preußen hartnäckig angegriffen. Die Preußen hatten
starken Verlust. Die Gefahr ist jedoch noch nicht beseitigt,
da die feindliche Uebermacht sehr groß ist (man spricht von
50,000 Preußen.)
Gotha, 27. Juni. Es har ein blutiger Kampf zwischen
Preußen und Hannoveranern stattgefunden bei Langensalza auf
preußischem Gebiet. Viele preußische Verluste an Mannschaften.
Verwundete von den Preußen, unter andern Major v. Western-
hagen, hiesiger Bataillonscommandant. Große Beschädigung
an den preußischen Geschützen. Die Explosion eines Pulver-
wagens hat preußischerseits großen Schaden angerichtet. Pla-
kate des Stadtraths an den Straßenecken geben die beruhigende
Versicherung: unserer Stadt drohe jetzt keine Gefahr, der Feind
stehe außer Landes. Viele Kaufläden sind geschlossen. Die
Fuhrwerksbesitzer haben, wie neulich, ihre Wagen auswärts
gereitet. (A. Z.)

x Aeußerungen aus Frankreich.
Obwohl man in Zeiten wie die gegenwärtigen überhaupt
am besten daran thut, diese und jene da und dort ausgesproche-
nen Muthmaßungen, die rechts und links kursirenden Gerüchte
nicht zu beachten, so gibt es jedoch hierin auch Ausnahmsfälle;
es gibt mitunter Aeußerungen, wovon man Akt nehmen muß.
Dieser Tage sprachen wir einen aus Straßburg kommenden
Herrn aus dem badischen Unterlande, der uns versicherte wieder-
holt in Straßburg vernommen zu haben, daß die französische
Regierung eine Masse alter Gewehre den preußischen Gränzen
zuführe, von wo dieselben weiter befördert werden. Wenn an
dieser Aussage Etwas ist, so hätte demnach Frankreich jetzt schon
Gewinn an dem deutschen Bruderkriege. Es kann feine ver-
alteten Schießwaffen um gutes Geld an den Mann bringen.
Einen zweiten Gewinn, den Frankreich jetzt schon aus dem
deutschen Bruderkriege zieht, ist dieser, daß alle Steinkohlen,
deren Süddeutschland bedarf, vor der Hand über Straßburg
passiven müssen. So wird es auch den sonst vom Norden aus
besorgten Colonial-Maaren gehen. An jedem Centner Waare
hat es seinen Gewinn, wozu noch ein dritter zu rechnen ist,
nämlich der durch den Handelsvertrag erleichterte Absatz seiner
Fabrikwaaren. Wie viele Fabriken stehen jetzt in Deutschland
still; dieß ist Wasser auf Frankreichs Mühle!
Wir bekamen dieser Tage auch Briefe von einem soliden
französischen Kaufmann zu lesen, und wir tragen kein Bedenken,
die in demselben ausgesprochenen Ansichten zu wiederholen.
„Unsre französischen Zeitungen, heißt es unter Andern: in dem
Schreiben, dürfen von den dermaligen Vorgängen in Deutsch-
land nur das berichten, was der Regierung gefällig ist. Das
Manifest des Kaisers von Oesterreich durfte nicht ganz mit-
getheilt werden; jene des Königs von Preußen hingegen und
von Piemont wurden vollständig abgedruckt. Es ist unverkenu-
 
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