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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 103-115 (1. September - 29. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0419

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425

gehen, wurde gestern von den Beamten der Staatskasse be-
gonnen; die Zahlung geschieht in neugeprägten Thalern.
München, 29. Aug. Der Kammerausschuß empfiehlt
einstimmig die Annahme des Friedensvertrags, sowie die An-
nahme der Gesetzentwürfe über die Anleihe und die Papiergeld-
ausgabe.
Darmstadt, 28. Aug. Mehrere höhere Offiziere unseres
Armeeeorps sollen, veranlaßt durch die in dem letzten Feldzuge
gemachten Erfahrungen, um Versetzung in den Ruhestand ein-
gekommen sein. Genannt werden die Regimentscommandeure
v. Grolman, Wilkens u. v. Ochsenstein. Vorgestern sind zwei
Züge bayerischen Militärs über hier nach Aschaffenburg ge-
gangen. In Aschaffenburg stiegen die Bayern aus, um sich zu
erfrischen. Bei dieser Gelegenheit kam es aber zwischen diesen
und den in Aschaffenburg befindlichen Preußen zu Schlägereien
und spricht man davon, es seien einige Preußen in's Lazareth
verbracht worden. — Auf der Station von Stockstadt sollen die
vv! überfahrenden Bayern auf einen preußischen Offizier mehrere
Schüsse abgefeuert und denselben schwer verwundet haben.
Darmstadt, 27. Aug. Man schreibt der „Köln. Ztg.":
Die Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Hessen-Darm-
stadt sind immer noch nicht zum Abschluß gediehen und es scheint,
als wenn die Thatsache, daß im Lauf des heutigen und morgen-
den Tages die Provinz Starkenburg vou 10,000 Mann Preußen
besetzt werden wird, auf den Großherzog von Hessen und bei
Rhein eine Pression ausüben soll. Das hierzu bestimmte Occu-
paüonscorps kommt aus dem Badischen.
Frankfurt, 26. Aug. Der Rhein. Ztg. wird von hier
geschrieben: Erfreulich ist, daß unser freiwilliges Sanitätscorps
heute seine Thätigkeit eingestellt hat. Die Verwundeten sind jetzt
alle in guter Pflege untergebracht und Privathilfe ist nirgends
mehr uöthig. Große Beunruhigung herrscht in unserer Stadt
darüber, daß die Cholera in Miltenberg (oberhalb Aschaffenburg)
einen epidemischen Charakter angenommen hat. Das heche Wetter,
welches seit vorgestern hier eingetreten ist, kann leicht auch den
Ausbruch der Krankheit in unserer Stadt begünstigen, zumal die
Erfahruug feststeht, daß die unheimliche Krankheit den: Lauf der
Ströme und Flüsse folgt. Seit acht Tagen sind von der Stadt
keine Requisitionen geleistet worden. Das Anlehen der Rechneikasse
im Betrage rwn 1,200,000 Gulden ist zum größten Theile schon
gezeichnet. Die gesetzgebende Versammlung hat ihre Berathungen
über diese Angelegenheit bei verschlossener Thüre vorgenommen.
Gleichwohl weiß man, daß der Berichterstatter über die Vorlage
in sehr energischer Weise die eiuschlagenden Verhältnisse dem Ur-
theil der Versammlung dargelegt hat. Der Bericht soll eine voll-
ständige Chronik der Stadt seit dem 16. Juli enthalten und
dürfte wohl als das letzte Vermächtnis) unserer Volksvertretung
aufzufassen sein. Die Feierabendstunde ist neueren Anordnungen
zufolge von 10 auf 11 Uhr ausgedehnt worden. Zuwiderhand-
lungen werden mii 5 Thlr. Strafe geahndet. Große Befürch-
tungen werden darüber laut, daß man auch bei uns die Thaler-
währuug einführen möge. Man glaubt, daß Frankfurt dann
aufhören werde, der Mittelpunkt des süddeutschen Geld- und
Wechselverkehrs zu sein.
Frankfurt, 28. Aug. Die Druckerei der „Neuen Frank-
furter Zeitung" ist gestern in Gegenwart des mit den Pceß-
funktiouen am hiesigen Platze beauftragten Assessors Urban von
Berlin geöffnet worden. Alle Localitäten der früheren Nedaction
wurden bei dieser Gelegenheit wiederholt drei Stunden lang
durchsucht und verschiedene Manuscripte, welche sich noch vor-
fanden, mit Beschlag belegt. (N. B. L. Ztg.)
Wiesbaden, 28. Aug. Gestern ist das nassauische Depot-
Bataillon, das bisher in Mainz gelegen, hier eingerückt. Das-
selbe wurde von der Bevölkerung jubelnd empfangen. Am Abend
kam es zu Reibereien mit den preußischen Truppen, wobei Ver-
wundungen vorgekommen sein sollen. — In Lorch hat das
Volk die auf dem Wisperthurm aufgepflanzte preußische Fahne
heruntergerissen. Es wurden hierauf 400 Mann preußische Trup-
pen in das Städtchen verlegt.
Dresden, 28. Aug. Das „Dresd. Journal" sagt: Der
auf heute angesetzte Termin zur Waldabholzuug behufs anzu- !
legender neuer Schanzen ist durch dell General-Gouverneur sistirt '
worden. Die Laudescommission macht bekannt, daß der Arbei- j
terbedarf für die beabsichtigten Befestigungsarbeiten gedeckt ist,
und mahnt die Arbeiter von weiterem Zuzug ab.
Berlin, 28. Aug. Die Kreuzzeitung meldet: Gestern un-
terzeichnete auch Oldenburg den Alliauzvertrag mit Preußen.
Ueber die Zeit der Zusammenkunft des norddeutschen Parlaments
ist noch nichts bestimmt; als Ort ist, wie versichert wird, von
vornherein, nur Berlin in Aussicht geuommen wo eben.
Berlin, 28. Aug. Das Abgeordnetenhaus hat heute einen
Antrag angenommen, nach welchem der Schluß der Session bis '

zum 8. September ermöglicht werden soll. Außerdem wurden
ohne Discussion angenommen der Handelsvertrag mit Italien
und der Schifffahrtsvertrag mit England. (N.B.L.)
Berlin, 29. Aug. Die „Prov.-Corresp." schreibt, daß
weitere Einleitungen zur thatsächlichen Durchführung des nord-
deutschen Bundes nunmehr, wo von sämmtlichen eingeladenen
Staaten bindende Beitrittserklärungen vorliegen, allseitig getrof-
fen werden. Für die Einverleibung der neuerworbenen Terri-
torien wird eine Commission aus hohen Beamten aus allen
Verwaltungszweigen bestehend, eingesetzt, welche den Plan für
die Ueberleitung der Einrichtungen der betreffenden Länder in
preußische Verhältnisse berathen soll. Sobald der Landtag die
Einverleibung genehmigt, werden die Verwaltungsverhältnisse
jener Länder, soweit es nöthig ist, eine vorläufige Negierung
erfahren.
Wien, 27. Aug. Die Reorganisation der Armee ist be-
reits im Zuge. Charakteristisch ist es, daß dieselbe damit be-
ginnen wird, die Zahl der Regimenter zu vermehren. So wer-
den die Infanterie-Regimenter, deren wir jetzt 80 haben, auf
100 gebracht werden. Die 12 Artillerie-Regimenter werden um
8 vermehrt, so daß die Armee künftighin deren 20 zählen wird.
Die vier Wiener Freiwilligen-Bataillone, sowie das steierische,
oberösterreichische und kärnthnerische Alpenjäger-Corps werden, in
reguläre Jäger-Bataillone umgewandelt, wodurch auch diese
Waffengattung ansehnlich vermehrt werden wird. (Was schwer-
lich geeignet ist auf einen dauernden Frieden schließen zu las-
sen. Der Bote.)
Wien, 28. Aug. General Menabrea wird morgen Au-
dienz beim Kaiser haben. Die Conferenzen zwischen Oester-
reich und Italien haben heute begonnen. Vertreter Oester-
sterreichs sind die Herren v. Burger und v. Wimpffen. — Die
Crediüan st alt übernimmt den nugekündigten Obligatiorlen-
verkauf. — In Prag hat der Austausch der Ratificationen
stattgefunden.
Wien, 28. Aug. Die „Politik" schreibt: Graf Belcredi
unterhandelt im kaiserl. Auftrag mit der Deak-Partei wegen
Bildung eines ungarischen Ministeriums; diesseits würden stärkere
Cronlands-Legislationen eingeführt; eine Centraldelegation werde
beabsichtigt.
Wien, 28. Aug. Das Armeeavancement ist einge-
stellt. — Die italienische Regierung hat die Aushebung und
nach Bedarf die Aufstellung der sechsten Bataillone bei allen
80 Jnfanterieregimentern angeordnet.
Wien, 29. August. Die „Wiener Abendpost" vernimmt,
daß seit dem Rücktritt des Hrn. v. Beust der sächsische Gesandte
in Wien, Hr. v. Könneritz, interimistisch mit dem auswärtigen
Ministerium Sachsens betraut sei. — Nach der „Neuen Freien
Presse" soll Hr. v. Bach wieder nach Rom gehen, um Hrn. v.
Hübner zu ersetzen.
Ausland.
Aus dem Haag, 23. Aug. Dem Budget von 1867
für das niederländische Kriegsdepartement wird eine Credüfor-
derung von 500,000 fl. behufs Anfertigung von Hinter la -
dungs-Gewehren beigefügt werden. Die Proben, welche mit
derartigen, in Delft verfertigten Gewehren vorgenommen worden,
sind befriedigend ausgefallen. Diese Waffen sollen nach der An-
sicht der Prüfungscommission die preußischen Zündnadelgewehre
weit übertreffen. (K. Z.)
Florenz, 25. Aug. In den österreichisch-preußischen Frie-
densvertrag ist auf das Verlangen Italiens der nachstehende
Arnkel ausgenommen worden: „In Ausführung des Artikels
VI. der Präliminarien von Nikolsburg und nachdem der Kaiser
Napoleon durch seinen Gesandten am 29. Juli zu Nikolsburg hatte
erklären lassen, daß Frankreich Venetien erworben habe, um das-
selbe bei dem Friedensschluß an Italien zu übergeben, — tritt
der Kaiser von Oesterreich dieser Erklärung bei und willigt in
die Vereinigung des lombardo-venetianischen Königreichs mit dem
Königreich Italien ohne andere Bedingungen, als die der Liqui-
dation des gemäß dem Züricher Friedensvertrag auf die abge-
tretenen Gebiete entfallenden Staatsschuldantheils.
Florenz, 28. August. Das Kriegsministerium ordnet die
Verabschiedung der Soldaten der zweiten Categorie der Klasse
von 1865 au. — Die „Unita Jtaliana" veröffentlicht einen
Brief Mazzini's, in welchem dieser die Amnestie ablehnt.
Petersburg, 29. Aug. Das „Journal de St. Peters-
bourg" meldet, daß der hannoverische General v. Knesebeck im
Auftrag des Königs Georg V. eingetroffen und vom Kaiser im
Schloß Petershof empfangen worden ist.
New-Uork, 23. Aug. Der Präsident Johnson hat die Pro-
zesse gegen die Fenier fallen lassen.
Aus Mexiko, 20. Juli. Die Abreise der Kaiserin,
schreibt man der Köln. Ztg., ist am 13. d. erfolgt. Jede Par-
 
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