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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 116-128 (2. Oktober - 30. Oktober)
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nicht früher herzustellen sind. Es ist zu hoffen, daß bis dahin
auch die Eisenbahn-Brücke über den Rhein bei Mannheim für
den Eisenbahn-Verkehr in Stand gesetzt sein wird. (K. Z.)
Deutschland.
Darmstadt, 26. Sept. Das Resultat des letzten Krieges
scheint auch unserem Kriegsministerium die Ueberzeugung bei-
gebracht zu haben, daß sich eine totale Umgestaltung unseres
Militärwesens nicht mehr länger aufschieben lasse. Wie man
hört, soll man sich bereits an maßgebender Stelle mit den ein-
schlagenden Reformen beschäftigen. Als eine solche dürfte in
erster Linie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, wenn
auch nicht gerade nach preußischem Muster, zu erwarten sein.
Stuttgart, 27. Sept. Auch die erste Kammer eröffnete
gestern ihre Sitzungen. Nach einigen einleitenden Worten des
Präsidenten Grafen Rechberg und des Prinzen Friedrich von
Württemberg, erfolgten Wahlen, nämlich die einer Wahlcom-
mission, der Secretäre und der Mitglieder der Commission zur
Prüfung des Rechenschaftsberichtes.
Stuttgart, 27. Sept. Der hiesige Volksverein hat be-
schlossen, eine Petition an die Kammer der Abgeordneten wegen
Einleitung einer Untersuchung „über die Führung des 8. Armee-
corps im Sommer 1866" einzureichen (ist bereits übergeben).
Es ist dies geschehen auf eine vom Volksverein in Gmünd er-
gangene Anregung hin, nachdem das Landescomits der Volks-
partei am letzten Sonntage beschlossen hatte, die Beförderung
dieser sich selbst rechtfertigenden Sache den Volksvereinen zu
empfehlen.
Stuttgart, 28. Sept. Die Abgeordnetenkammer wählte
einen Fünfzehner - Ausschuß zur Prüfung des Friedensvertrages
ausschließlich aus Großdeutschen und beschloß einstimmig die so-
fortige Zahlung der Kriegskosten-Entschädigung.
Stuttgart, 28. Sept. Gestern Abend hat die zur Be-
sprechung der Frage der Reorganisation unseres Heerwesens be-
rufene Versammlung stattgefunden und eine Adresse an die
Ständeversammlung beschlossen, in welcher eine rasche Verbesse-
rung unseres Heerwesens nach Art des schweizerischen Volks-
heeres befürwortet wird.
* Stuttgart, 29. Sept. Die Großpreußen sind in der
entschiedensten Minderheit in unserer Kammer. Kein einziger
von Ihnen ist in die Fünfzehner-Commission gewählt worden.
Sie erhielten nur ungefähr 20 Stimmen, während die Gegner
der preußischen Richtung etwa 80 Stimmen zählten.
München, 25. Sept. Mit ungeheurer Spannung sieht
man der Verhandlung über die Anträge gegen den Redacteur
des „Volksboten", vr. Zander, entgegen, die sehr leicht mit
der Freisprechung von der Amts-Ehrenbeleidigung gegen v. d.
Tann enden könnte. Wenigstens behauptet Herr Zander in
feinen Angriffen gegen den Generalstabschef, die begründendsten
Belege über dessen Handlungen in Händen zu haben; jedenfalls
aber wird durch diese öffentliche Verhandlung manches verlie-
hene Groß- und Ritterkreuz des Militär-Verdienstordens an
Glanz einbüßen und wird es kaum gelingen, die Mohren des
Hauptquartiers weiß zu waschen.
München, 26. Sept. Der Staatsminister des Innern,
Frhr. v. Pechmann, wird sich nach Franken begeben, um auch
durch eigene Anschauung vor: der Lage der Dinge in den von
den Drangsalen des Krieges unmittelbar so schwer heimgesuchten
Gegenden sich genaue Kenntniß zu verschaffen. Insbesondere will
der Minister auch diejeuigen Orte Unterfrankens besuchen, in
denen nach überstandener Kriegsgefahr die Cholera jetzt so viele
Opfer fordert. Den Regierungspräsidenten der betreffenden
Kreise kann jetzt die Summe von 500,000 fl. zu Unterstützungen
der von den Kriegsereignissen in ihrem häuslichen Wohlstand
bedrohten Staatsangehörigen zur Verfügung gestellt werden.
Am 23. d. wurde in allen Buchhandlungen eine Brochüre:
„Der Bundesfeldzug in Baperu 1866" — consiszirt. Wo
die Thatsachen reden, nützt die Confiscation nichts. (N. B.L.)
München, 27. Sept. Der aus den 25. d. festgesetzte Beginn
des Rücktransportes des sächsischen Heeres wurde plötzlich
wieder abbestellt und ist der Tag, wenn er beginnt, noch nicht
bekannt.
Dresden, 27. Sept. Das „Dresdener Journal" demen-
tirt offiziell aus dem sächsischen Cantonnement bei Wien die !
Zeitungsnachricht, welcher zufolge der Kronprinz von Sachsen
den sächsischen Truppen in Aussicht gestellt haben sollte, im
Bunde mit den Franzosen baldigst siegreich nach Sachsen zu-
rückzukehren. — Weiter meldet das genannte Journal: Der
König von Sachsen trifft heute in Prag ein. Der sächsische
Friedensbevollmächtigle, Minister v. Friesen, ist verflossene Nacht
von Berlin eingetroffen und heute Mittag zum Könige nach
Prag gereist, wird aber in den nächsten Tagen nach Berlin
zurückkehren.

Berlin, 28. Sept. Am Geburtstage des Kronprinzen, 18
Oktober, sollen viele militärische Ernennungen erfolgen; außer-
dem wird eine außerordentliche Kundgebung erwartet. Der Kriegs-
minister v. Roon und General v. Moltke treten nunmehr noch
Erholungs-Badereisen an.
Schleswig, 27. Sept. Bei dem Festdiner zu Ehren des
Generals v. Manteuffel brachte dieser folgenden Toast aus:
„Wenn jeder die schleswig-holsteinische Frage so warm im Herzen
trägt, wie ich, so muß der moralische Einfluß der sein, daß
Schleswig ungetheilt bleibt. Weder an der Saale, noch an
der Tauber, noch am Main bin ich und die Armee sieben Fuß
aus dem Wege (wem?) gegangen. Hoch ungetheiltem Schleswig-
Holstein !"
Wien, 25. Sept. Im Laufe nächster Woche soll nun
endlich eine größere Versammlung von deutsch-österreichischen
Landtagsabgeordneten dahier stattfinden. — Man meldet in po-
sitiver Weise, daß die Kaiserin Charlotte von Mexico nicht mehr
nach Mexico zurückkehren wird, und daß mit der Ankunft des
nächsten transatlantischen Paketbootes auch dem Eintreffen der
Nachricht von der Abdankung des Kaisers Maximilian entge-
gengesehen werden darf. Die Maßregeln der französischen Re-
gierung, sowohl in Betreff der mexikanischen Finanzen wie in
Bezug auf die Räumung Mexico's Seitens der französischen
Truppen, haben jenen Entschluß unausweichlich gemacht. —
Der bekannte Reichsrathsabgeordnete vr. Wilh. Eder, Abt des
reichen Stiftes Mölk, ist im Alter von 80 Jahren an der Cholera
gestorben.
Wien, 26. Sept. Es ist ersichtlich, daß die Negierung
nunmehr ernstlich die Lösung der Verfassungsfragen in Angriff
zu nehmen gedenkt. Aus Prag wird gemeldet, daß sofort nach
dem Abschlüsse des Friedens mit Italien die Landtage zur Be-
sorgung der wichtigsten Landesangelegenheiten einberufen und
der über mehrere Länder verhängte Ausnahmszustand aufge-
hoben werden soll. In den Prager Regierungskreisen fügte
man bei, die Landtagssession würde nur von kurzer Dauer
sein und ihr die Berufung des Reichsraths folgen, der zu
gleicher Zeit mit dein ungarischen Landtage die Lösung der Ver-
fassungsfragen in Angriff nehmen soll.
Wien, 27. Sept. Gutem Vernehmen nach hat eine öster-
reichische Escadre unter dem Commando des Linienschiffs-Capi-
täns Pokorny Befehl, spätestens in den ersten Tagen des Octo-
bers nach den Gewässern der Levante abzugehen.
Triest, 28. Sept. Sicheren Nachrichten aus Konstan-
tinopel zufolge, hatte der Marquis de Moustier einer griechischen
Deputation, die im vor seiner Abreise eine Dankadresse über-
reichte, erwiedert, daß die moralische uud intellectuelle Ent-
wickelung der hellenischen Nation Frankreich am Herzen liege,
daß diesem aber die allgemeine, europäische Lage nicht gestatte,
revolutionäre Bewegung gegen die Türkei zu unterstützen.
Ausland.
Paris, 24. Sept. Die Aufmerksamkeit des Publikums ist
auf die projectirte Militärreorganisation gerichtet; Landwehr
nach preußischem Muster, mobile Nationalgarde, größere Aus-
dehnung der Jahrescontingente bei kürzerer Dienstzeit, He-
bung der freiwilligen Engagements durch geeignete Mittel —
das sind die vier Systeme, welche den Marschällen vorgelegt
wurden.
Paris, 27. Sept. Der Kaiser ließ gestern das Panzer-
geschwader im biscapischen Meerbusen Revue passiven.
Paris, 27. Sept Wie dem „Moniteur" aus Biarritz
gemeldet wird, ist das von Gegenadmiral de la Ronciöre le
Nourry befehligte Panzergeschwader am 27. Morgens früh auf
der dortigen Rhede erschienen. Das Geschwader besteht aus
dem Panzerlinienschiff Magenta, den Panzerfregatten „l'Heroine",
„la Magnanime" und „la France", außerdem noch aus den
beiden Dampfavisos „Forbin" und le Renard". Der Kaiser,
die Kaiserin, der kaiserl. Prinz und alle gegenwärtig in Biarritz
weilenden hohen Persöhnlichketten begaben sich des Nachmittags
an Bord des „Magenta" und von da an Bord der übrigen
Fahrzeuge. Mit besonderer Aufmerksamkeit besichtigte der Kaiser
die Artillerie der „Magnanime", gezogene Kanonen, die 24 und
19 Centtmeter Durchmesser in der Mündung haben. Die 24
Centimeter-Geschütze wiegen mit Lafette 21 Tonnen (21,000
Kilogr.) Sie wurden in Gegenwart des Kaisers abgefeuert.
Das Geschwader soll diesen Morgen wieder zur See gehen, um
seine Hebungen fortzusetzen. — Marquis v. Moustier ist die
vergangene Nacht in Marseille eingetroffen und sofort diesen
Morgen direct nach Biarritz abgereist.
Paris, 28. Sept. Ein von Dreolle unterzeichneter Artikel
der „Patrie" sagt: Der Aufstand in Palermo, die Revolte auf
Candia, die Wirren im ottomanischen Reiche, die Agitation in
Griechenland und selbst das Wideraufleben der juaristischen Versuche
 
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