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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 77-89 (3. Juli - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0316

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312

bar, daß unser Kaiser auf Preußens Seile ist, dessen Sieg er
gerne sehen würde; und wenn er sein Schwert nicht in die
Wagschaale wirft, so ist es, weil er den Koloß des Nordens,
vielleicht auch die Revolution im eigenen Lande fürchtet. In
Frankreich war man überhaupt noch nie gut auf Preußen zu
sprechen; man wendet aber nun Alles an, um die öffentlich.:
Meinung zu ändern. Alle Blätter der Negierung schwärmen
für Preußen; und in Frankreich wie überall bildet sich die
öffentliche Meinung bei der Masse nach dem täglichen Geschwätz
der Zeitungen.
Es scheint sogar, daß von Frankreich aus alles in Bewe-
gung gesetzt wird, um die kleinern deutschen Staaten von Oester-
reich abzuwenden; den Einen verspricht man ein einiges und
starkes Deutschland; bei Andern (wo Demokraten am Ruder
sind) nährt man die Hoffnung, daß alle gekrönten Häupter
durch die Revolution hinweggeblasen werden. Was gut ist in
Frankreich, wünscht Oesterreichs Sieg; was helfen aber die
Wünsche gegenüber den bösen Thaten. Unser Kaiser ist jeglicher !
großen katholischen Nation Feind; er will herrschender hat!
Alles dictirt und angezettelt."
Diese offenen Mittheilnngen aus Frankreich selbst, müssen
dieselben uns nicht auf den Gedanken bringen, daß Deutsche
ein Concorffat abgeschlossen haben mit einem auswärtigen
Fürsten, dessen Liebe keine Grenzen kennt! O deutscher
Michel, wann wirst du einsehen, wer es gut mit dir meint!

Lin gegangene Beiträge für die verwundeten Lun des Krieger.
Für die deutschen Bundestruppen ging weiter ein:
an G e l d: 18 fl. 30 kr. von Unterballbach, 9 kr. von Sp., 8 fl. v. Ketsch,
2 fl. von R., 36 kr. von Fr., 15 fl. von Wiesloch als zweite Gabe, wor-
unter 1 fl. 40 kr. von Roty, 20 fl. 28 kr. voin kath. Männerein in Lan-
genbrücken, 8 fl. von Frauen und Jungfrauen daselbst, 7 fl. von Oestrin-
gen, 15 fl. von Bretten, 16 fl. 57 kr. von Büchenau, 10 fl. 30 kr. von
Heddesheim, 30 kr. von O., 30 kr. von W. in Z., 20 fl. 19 kr. von Unter-
ballbach, 2te Sendung, 24 fl. von Lichtenthal, 4 fl. 30 kr. von Neuthard,
3 fl. 33 kr. von Oberhausen, 2te Sendung.
Ferner von Ketsch: 3 Hemden, Leinwand und Charpie, von Oberhau-
sen 1 Kiste mit do., von Freifrau v. Dorth 50 Binden, Comprefsen, Mützen,
1 Ballen Leinwand und Charpie, von Bretten 28 Pf. Leinwand u. Charpie,
von Büchenau 16 Pf. Charpie, 16 Hemden und 4 Leintücher, 3 Unterhosen,
22 Tücher, 17 Binden rc., von O. 2 Hemden und Charpie, von M. L.
Charpie und Binden, von Cl. Charpie und Hemden, von R. 1 Sack Charpie,
von Wiesloch 1 Kiste mit 71 Binden, 36 Hemden, 25 Pack Charpie und
86 Tücher, Ueberzüge rc., wobei wir besonders die reichen Gaben von Frau
Apotheker Bronner, Frau Dr. Wolle und Herrn Amtsarzt Cathriner in
Wiesloch und Herrn Geiftl. Rath Metzger von Roth nicht ohne Anerkennung
lassen dürfen. Ferner von Unterballbach 1 Sack Charpie, 131 Binden, 3-
und 4eckige Tücher und 7 Hemden, von Neuthard 105 Binden, 56 Tücher,
2 Hemden und Charpie, von Oberhausen, 2. Sendung 27 Mannshemder,
6 Leintücher, 35 Binden und viele Charpie und Lappen.
Wir danken für das uns Zugegangene und sehen weiteren Sendungen
gerne entgegen das Somit«

Theierste Lowise!
Ich send dir ebenfalls niel scheene Grüße.
Dein liemes Schreiwe Hot mich sehr gefreet,
Un Hoss ach, du bischt g'sund, sunscht wär mer's leed;
Denn G'snndheit is des allerbeschte Gut,
Besunners wenn Eem 's Herz nit schmerze dhut.
Des is es awer, daß ich dir muß schreiwe,
Ich weeß mei'm Grane keen Trost mehr ufzutreiwe.
Mein Clarnettist, der mar mei' eenz'ger Trost —
Du kennst en jo, wie er so herrlich bloost —
Jetz is er fort un 's ganze Regiment,
Un mit der scheenen Liewe hot's en End.
Ich kann nor klage wie die arm' Lenore:
„Ach hin is hin, verlöre is verlöre!"
Ach Gott, war des en Abschied for uns Beede,
Ich kunnt vor Greine so keen Wort mehr rede.
Mein Schatz Hot aber schrecklich g'flucht un tobt
Un em'ge Treue eidlich mir gelobt.
Un Eenes noch Hot er mir zugeschwore:
Wann er den Bismarck findt, der is verlöre.
Doch fort jetz mit de trauriche Gedanke!
Mein Glaabe soll nit weiche un nit wanke.
Der Kaiser Joseph un der deutsche Bund
Sie schlage Alles nieder uf de Grund.
Un wärre mächtig kämpfe, glorreich siege!
Der Feind hilft sich mit Prahle un mit Lüge,
Des weeß er, drum fehlt ihm der Herzensmuth
Un muß verende unter Schmach nn Blut.
Der Wälsch, hör ich, Hot schun fein' fette Tracht,
Der Preuß bekummt sie in der erste Schlacht.

Was hier es Neu's gibt? 's is nit viel dehinner,
Die Landständ sin jetz heem zu Fraa und Kinner,
Gottlob! Mein Clarnettist Hot vielmol g'schändt
Un g'meent, ihr ewig Rede nehm keen End,
Bun Kerch un Schul un gar viel annre Dinge,
Die jetz im Krieg doch wenig Nutze bringe!
Der Aergst — der Plunder heeßt er — sächt mei Schatz,
Un is e Fremder, Hot doch der e Hatz
Mit all sein: Gotha-Maurer-Schnabelwitz,
Un will for's Vaterland die Preußespitz,
Vun was keen Mensch doch eppes wisse mag,
So daß Ihm Jed's e sied'ge Dunnerschlag
Gern uf de Buckel wünscht, doch geht er nicht
Un Zeecht uns immer noch sein scheen Gesicht.
's is arg, daß so en Mann sich nit dhut schäme;
Doch soll er vor meint Schatz in Acht sich nehme.
Ach Gott im Himmel, laaft mei Liebster do
Mir widder aus der Fedder, 's is halt so:
Was uns im tiefste Herze wohnt un lebt,
Des is nut unsre Rede auch verwebt.
Wann sie nor kumme bald, un sieggekrönt!
Wann nor zum große Gott der Jubel tönt:
„Die Sieger ziehn schon her durch unsre Stroße"
Un vorne dran der Clarnettist dhut bloose,
Daß alle Kerchthürm wackle! Wann's dannheeßt,
E Mädel sei vor Freude närrisch g'west,
Un sei gradwegs zum Fenster 'naus gesprunge
Un hält wahrscheinlich g'jubelt nn gesunge
Un trug dem Regiment voraus die Fahne:
's kann Keene sein, als
Deine Juliane.
Neueste Nachrichten.
* Heidelberg, 2. Juli. Der preußische Minister des In-
nern berichtet von einem großen preußischen Sieg und der Kapi-
tulation der Hannoveraner. Ersterer ist offenbar ein auf die Wah-
len, die jetzt in Preußen stattfinden, berechnetes Mannöver; die
Waffenstreckung der braven Hannoveraner dagegen scheint sich zu
bestätigen.
Uarmfladk, 30. (Privat-Tel. d. Fr. Postztg.) Die Darm-
städter Zeitung berichtet: Wien, 30. Juni. Auch gestern nur
Unbedeutendes auf der ganzen Linie. Der Kampf des 10. Corps
nmer Gablenz am 27. Juni bei Trantenau war ernst, aber
siegreich. Erzherzog Leopold ist an einem Nierenleiden ernst-
lich erkrankt. General Weber übernimmt das Commando des
8. Corps. Die heutige Wiener Zeitung erklärt die gestern ein-
getroffenen Nachrichten von der Nordarmee für vollkommen be-
ftieoigend. Alle Corps befinden sich in den ursprünglich festge-
setzteil Uttd angewiesenen Positionen. Die vollständigste Dis-
cretion sei vor der unmittelbar bevorstehenden Hauptschlacht
mehr als je Pflicht. Das Publikum möge sich nicht beunruhigen,
selbst nnnu kur,ze Zeit von der Nordarmee alle Nachrichten aus-
blieben. Ein Theil der Wiener Garnison ist nordwärts ab-
gegangen.
Wien, 29. Juni. Bis zur Stunde hat man aus Nord-
böhmen keine weitere Nachricht, als daß die vorgestern begonnenen
Kämpfe gestern auf verschiedenen Punkten fortgesetzt würden. Ein
Privaitelcgramm aus Prag vom 28. meldet: „Das Corps Gab-
lcnz hat gestern vor Trautcnau einen harten aber glänzenden
Kampf bestanden, den Feind über Trantenau zurückgeworfen.
Heute Vormittag heftiges ArtiUeriegcfccht Zwischen Nachod und
Skalitz." Nean weiß ferner, daß gestern bei Dauba und München-
grätz heftig gekämpft wurde, un^ daß die Jserbrücke bei letzterem
Orte in Flammen stand. Die Schlacht bei Nachod war ein ab-
gewiesener Angriff überlegener Truppen, die Oderarmee unter
dem Kronprinzen von Preußen. Der Tag kostete uns 800 Todte
und Verwundete. Die Preußen verschanzen sich bei Reichenberg
und Hornitz. — Alle Versuche des Feindes gegen Krakau hin
sind aufgegeben. Nach ihrem unglücklichen Kampf bei Osviescim
sind die Preußen über die Weichsel zurückgegangen. — Der Kai-
ser voll Rußland hat sich beeilt, den Kaiser Franz Joseph durch
den Grafen Stackelberg zum Siege van Custozza beglückwünschen
zu lassen.
Wien, 30. Juni, Abends. Das erste Armeekorps und die
Sachsen haben bedeutender Uebermacht gegenüber das eroberte
Gitschin wieder geräumt und sich auf das Gros der Armee zu-
rü ckgez ogen.___
Briefkasten.
Nach P. Wir zweifeln nicht, daß — wenn Sie Zeugen haben — die
vorgesetzte Behörde jenes Beamten Ihre Beschwerde berücksichtigen wird.

Druck, Verlag und Expedition von L. Schweiß. — Verantwortlicher Redakteur I. M. Flaschon.
 
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