Allgemeine Bänder- und Gelenklehre.
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vasculosae, Villi synoviales) oder Fett enthalten (Plicae adiposae),
um den Schluß der Gelenkflächen zu vervollständigen an Stellen, wo diese nicht
genau miteinander korrespondieren.
Abnorm vergrößerte Anhänge der Intima, die gestielt oder auch frei im
Gelenk liegen können, bilden fibröse, lipomatöse oder knorpelige ,,Gelenkmäuse"
(Corpora libera). In schwereren pathologischen Fällen erweist die Intima,
welche ursprünglich nichts anderes als Perichondrium ist (Abb. IIb), ihre latente
Fähigkeit, Knorpel zu erzeugen, in ganz besonderem Maße. Es entstehen mächtige
Knorpelwucherungen in der Kapsel (Chondromatose). Man findet auch Gelenk-
mäuse, die nicht auf Neubildung beruhen, sondern aus Loslösungen von Knorpel-
oder Knochenfragmenten der Nachbarknochen entstehen. Gerade kleine Gelenk-
mäuse von derber fibröser oder knöcherner Konsistenz können, wenn sie plötzlich
eingeklemmt werden, lebhafteste Schmerzen bis zu Ohnmachtsanfällen erzeugen
(Maussymptom).
Die Form der Gelenkflächen ist je nach den verschiedenen Gelenken sehr Form der
wechselnd. Viele können als Ausschnitte einer Ebene, einer Kugel-. Zylinder- Chei(Etfene
fläche, eines Ellipsoids u. dgl. betrachtet werden. Man unterscheidet Gelenk-J^f®1, ^
köpf und Gelenkpfanne. Die Form einer Kugel, eines Zylinders u. dgl. ist Sattel)
selten mathematisch genau. Deshalb korrespondieren Kopf und Pfanne nicht
immer miteinander. Bei Synarthrosen kommen spezifische Gelenkformen eben-
Abb. 34. Schema eines Eigelenkes. Der Kopf sieht nach unten, die Pfanne nach oben (umgekehrt wie
etwa beim herabhängenden Arm im Radiokarpalgelenk). a) Pfanne, b) Querschnitt der Pfanne durch E.
c) Querschnitt der Pfanne durch B/; der in b gezeichnete Querschnitt des Kopfes ist nach B,' verschoben.
sogut wie bei Diarthrosen vor. Denn die Form der Gelenke ist bestimmend
für die Führung der Bewegung in einer Skelettverbindung und deshalb un-
abhängig von der Art des Füllgewebes. Letzteres ist dagegen von Einfluß
auf die Schnelligkeit der Bewegungen. Eine Synarthrose von Kugelform
bietet die gleiche Führung, aber einen geringeren Schnelligkeitsgrad der Beweg-
lichkeit als eine Diarthrose von Kugelform.
Bei den Synarthrosen vermag das gesamte Polster zwischen den Knochen-
flächen, nicht korrespondierende Gelenkflächen zu vereinigen. Bei den Di-
arthrosen ist kongruentes Gleiten nur in bestimmten Fällen möglich. Oft
muß der Gelenkknorpel bei den Bewegungen an nicht korrespondierenden
Steilen deformiert werden, um einen Ausschlag zu ermöglichen. Dies gilt z. B.
von den meisten Bewegungen in Ei- oder Sattelgelenken. Beim Eigelenk
(Ellipsoidgelenk) ist eine Längs- und eine Querachse zu unterscheiden. Nur bei
Bewegungen um die Längsachse korrespondieren die gleichen Durchmesser
von Gelenkkopf und -pfanne; die Mitte des eiförmigen Kopfes dreht sich wie
ein Ei im Eierbecher. Ebensowenig wie man ein Ei anders als um die Längs-
achse im Eierbecher drehen kann, ebensowenig dürfte sich ein Eigelenk um
seine Querachse drehen, wenn es entsprechend hart wäre. In Wirklichkeit haben
aber Eigelenke fast die gleiche vielseitige Beweglichkeit wie Kugelgelenke, weil
der Knorpel plastisch ist und nachgibt (Radiokarpalgelenk der Hand). Der
dickste Teil des Kopfes (großer Durchmesser) wird bei Bewegungen um die
Querachse auf den schmälsten Teilen der Pfanne verschoben (kleinerer Durch-
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vasculosae, Villi synoviales) oder Fett enthalten (Plicae adiposae),
um den Schluß der Gelenkflächen zu vervollständigen an Stellen, wo diese nicht
genau miteinander korrespondieren.
Abnorm vergrößerte Anhänge der Intima, die gestielt oder auch frei im
Gelenk liegen können, bilden fibröse, lipomatöse oder knorpelige ,,Gelenkmäuse"
(Corpora libera). In schwereren pathologischen Fällen erweist die Intima,
welche ursprünglich nichts anderes als Perichondrium ist (Abb. IIb), ihre latente
Fähigkeit, Knorpel zu erzeugen, in ganz besonderem Maße. Es entstehen mächtige
Knorpelwucherungen in der Kapsel (Chondromatose). Man findet auch Gelenk-
mäuse, die nicht auf Neubildung beruhen, sondern aus Loslösungen von Knorpel-
oder Knochenfragmenten der Nachbarknochen entstehen. Gerade kleine Gelenk-
mäuse von derber fibröser oder knöcherner Konsistenz können, wenn sie plötzlich
eingeklemmt werden, lebhafteste Schmerzen bis zu Ohnmachtsanfällen erzeugen
(Maussymptom).
Die Form der Gelenkflächen ist je nach den verschiedenen Gelenken sehr Form der
wechselnd. Viele können als Ausschnitte einer Ebene, einer Kugel-. Zylinder- Chei(Etfene
fläche, eines Ellipsoids u. dgl. betrachtet werden. Man unterscheidet Gelenk-J^f®1, ^
köpf und Gelenkpfanne. Die Form einer Kugel, eines Zylinders u. dgl. ist Sattel)
selten mathematisch genau. Deshalb korrespondieren Kopf und Pfanne nicht
immer miteinander. Bei Synarthrosen kommen spezifische Gelenkformen eben-
Abb. 34. Schema eines Eigelenkes. Der Kopf sieht nach unten, die Pfanne nach oben (umgekehrt wie
etwa beim herabhängenden Arm im Radiokarpalgelenk). a) Pfanne, b) Querschnitt der Pfanne durch E.
c) Querschnitt der Pfanne durch B/; der in b gezeichnete Querschnitt des Kopfes ist nach B,' verschoben.
sogut wie bei Diarthrosen vor. Denn die Form der Gelenke ist bestimmend
für die Führung der Bewegung in einer Skelettverbindung und deshalb un-
abhängig von der Art des Füllgewebes. Letzteres ist dagegen von Einfluß
auf die Schnelligkeit der Bewegungen. Eine Synarthrose von Kugelform
bietet die gleiche Führung, aber einen geringeren Schnelligkeitsgrad der Beweg-
lichkeit als eine Diarthrose von Kugelform.
Bei den Synarthrosen vermag das gesamte Polster zwischen den Knochen-
flächen, nicht korrespondierende Gelenkflächen zu vereinigen. Bei den Di-
arthrosen ist kongruentes Gleiten nur in bestimmten Fällen möglich. Oft
muß der Gelenkknorpel bei den Bewegungen an nicht korrespondierenden
Steilen deformiert werden, um einen Ausschlag zu ermöglichen. Dies gilt z. B.
von den meisten Bewegungen in Ei- oder Sattelgelenken. Beim Eigelenk
(Ellipsoidgelenk) ist eine Längs- und eine Querachse zu unterscheiden. Nur bei
Bewegungen um die Längsachse korrespondieren die gleichen Durchmesser
von Gelenkkopf und -pfanne; die Mitte des eiförmigen Kopfes dreht sich wie
ein Ei im Eierbecher. Ebensowenig wie man ein Ei anders als um die Längs-
achse im Eierbecher drehen kann, ebensowenig dürfte sich ein Eigelenk um
seine Querachse drehen, wenn es entsprechend hart wäre. In Wirklichkeit haben
aber Eigelenke fast die gleiche vielseitige Beweglichkeit wie Kugelgelenke, weil
der Knorpel plastisch ist und nachgibt (Radiokarpalgelenk der Hand). Der
dickste Teil des Kopfes (großer Durchmesser) wird bei Bewegungen um die
Querachse auf den schmälsten Teilen der Pfanne verschoben (kleinerer Durch-