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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0147

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136

Rücken.

Lendenmuskeln vor, weil sie noch auf eine relativ kurze Strecke zusammen-
gezogen sind. Sie sind aber aktiv weniger gespannt als bei forciertem Bücken,
bei dem der Raum, den sie einnehmen, immer größer und ihre passive Dehnung
stärker wird.

Das Relief der Muskeln und des Skeletts bewirkt besonders bei der Frau
am Übergang des Rückens in das Gesäß eine rautenförmige Figur der Körper-
oberfläche (Venusraute). Beim Manne ist die Raute seitlich abgestumpft; die
Figur sieht sechseckig statt viereckig aus (Abb. 60). Im ruhigen Stehen ist die obere
seitliche Ecke des Sechsecks mit den Wirbeldornen durch eine Linie verbunden,
welche der Grenze des Muskelbauches des Sakrospinalis entspricht (Abb. 131). Sie
verschwindet als erste beim Vornüberbeugen, weil der Muskelbauch in das Niveau
der Raute einnivelliert wird. Der Beckenrand, welcher die laterale Grenze des
Sechsecks bildet, und der hintere untere Darmbeinstachel (Abb. 127), welcher in
dem Grübchen am unteren Ende dieser Grenze zu fühlen ist, markieren diese Stellen
nicht mehr, wenn die Beugung forciert wird; denn die Muskeln des Gesäßes werden
ebenfalls durch den Zug abgeplattet, so daß alle Unebenheiten geglättet werden.
Schließlich springen die Knochen vor, anstatt vertieft zu liegen wie in der Ruhe,
in welcher die an solchen versteckten Knochen angeheftete Haut Rinnen und Grüb-
chen bildet. Bei der Frau sind die Grübchen tiefer wegen des größeren Fettreich-
tums der Haut in der Umgebung, die Figur ist nicht so sehr durch die Details der
Muskulatur beherrscht wie beim Mann und deshalb einfacher, rautenförmig.

Der größte Teil des Rückens ist durch die oberf-lächlichen Muskeln bedeckt,
die zur Schulter gehören; diese Muskeln sind beim Bücken gedehnt (z. B. der Latissi-
mus in Abb. 85), manche auch aktiv gespannt, weil sie die Schulter bei herab-
hängendem Arm halten und das seitliche Herabrutschen des Schulterblattes am
Brustkasten hindern.

"dRück11 ^e Biegung des Körpers aus der aufrechten Körperhaltung nach
neigung des hinten (Dorsalflexion, weniger gute Bezeichnung: Extension) ist am freiesten
(Dorsai-S möglich zwischen dem Kreuzbein und den beiden untersten Lendenwirbeln,
flexion) ferner zwischen den oberen Lenden- und unteren Brustwirbeln, drittens
in der Halswirbelsäule. Beim Brustteil ist die nach vorn gerichtete Kon-
kavität wohl abgeflacht, aber nicht ganz verschwunden. Beim Lenden- und
Halsteil ist die Konkavität im Rücken vertieft; es kommen hier bei der
Extrembewegung direkte Einknickungen zustande, und Querfalten der Haut
bezeichnen äußerlich die Hauptbiegungspunkte. In starker Rückwärtsbiegung
werden Beine und Becken vorwärts geschoben, um den Körper im Gleich-
gewicht zu halten (Abb. 86).

Die Rückenstrecker wrerden im Lendenteil sehr bald weich und schlaff,
weil sie passiv zusammengeschoben werden. Die oberflächlichen und tiefen
Muskeln der vorderen Körperwand tragen die Körperlast, die Schultermuskeln
bestimmen die Lage der Extremität.

Der Rumpf kann in der Lende nach hinten und unabhängig davon
weiter oben nach vorn gebeugt werden. Dieses Zickzack setzt die Knickungen
in der unteren Extremität fort, da das Hüftgelenk eine Hebung des Oberschenkels
nach vorn und das Kniegelenk eine Beugung des Unterschenkels nach hinten
freigibt. Beim Springen bricht der zickzackförmige Wechsel solcher Körper-
biegungen den Anprall des Körpers auf den Boden. Bei straff gestrecktem
Körper und gestreckten Beinen ist selbst Herabhüpfen von geringen Höhen
(wie von einer Treppenstufe) auf die Eüße recht schmerzhaft für den Rücken.
In extremen Fällen können die Folgen ähnlich sein wie beim Fall auf das
Gesäß unter gleichen Bedingungen (siehe S. 132).
beT'Seiten- ^e Biegung des Körpers nach der Seite (Lateralflexion) ist an
neigung des denselben Stellen am ausgiebigsten möglich wie bei der Dorsalflexion. Die
(Lateral- Krümmung der Dornenreihe liegt meist in einer gleichmäßig gebogenen Linie;
flexion) es kommen aber entsprechend jenen Stellen kleine Knickungen vor, am ehesten
in der Lendengegend. Die Muskulatur der konkaven Körperseite ist schlaff
und bei höheren Graden der Rumpfbiegung gestaucht (die Haut entsprechend
in Querfalten gelegt, Abb. 171); die Muskulatur der konvexen Körperseite
 
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