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Die Gartenkunst — 15.1913

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Rasch, Edgar: Gartenkunst - Raumkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0031

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XV, 2'

DIE GARTENKUNST.

23

Wir wandelten da wie durch einen
gewaltigen Palast im Rohbau mit rie-
sigen Sälen, Räumen, Korridoren, und
je riesiger die Abmessungen der Säle
werden, um so stärker ist die Raum-
wirkung. Da liegt das Geheimnis.

Nicht das Drum und Dran tut es :
schon der Rohbau muß abgeschlos-
sen zeigen, worauf es ankommt. Und
sowohl in Versailles als überall auf
der Welt, wo wir wirkl ichen Mei-
sterwerken der Gartenkunst gegen
überstehen, ist der Garten als Raum-
gebilde behandelt.

Die Bildwerke, Architekturen,
Beete, Rabatten, Wege, Gesträuch-
partien sind schließlich nur sozusagen
die Möbel im Raum, welche selbst-
verständlich mit gleicher Gewissen-
haftigkeit behandelt sein müssen.

Worauf kommt es nun dabei an?
Welches sind die Grundlagen einer
guten Raumwirkung? Zum Raum ge-
hören Fußboden, Wände, Decke. Bei
der Größe sind gute Verhältnisse der
Länge und Breite zueinander und
dieser zur Flöhe der Wände Grund-
bedingung. Die Wände müssen klare
bestimmte Flächen bieten. Ob der
Raum geometrischen, regelmäßigen
oder unregelmäßigen Grundriß hat,
ist nebensächlich. Je kleiner der Raum
ist, je weniger sind Vor- und Rück-
sprünge am Platze. Jene Einschnitte,
ausspringenden Baum- und Busch-
partien, wie sie selbst bei kleinen
Anlagen im „Landschaftsstil“ üblich
sind, sind stets der Grund der un-
befriedigenden Wirkung. Nun gar
der Natur und Kulissenstil. Wo das
hinführt, haben wir ja selbst erlebt.
Ebenso wenig wirken die architek-
tonischen Anlagen; wenn ihnen die
Wände fehlen. Wände, sage ich,
wirklich abschließende Flächen. Eine
meterhohe Hecke, eine schlechtbe-
wachsene Pergola oder eine dito
Spalier wird wohl niemand als Wand
betrachten. Dann schon eher eine
Mauer von wenigstens 2 m Höhe
für kleinste Gärten.

Die Wand braucht nun nicht über-
all geschlossen, braucht auch nicht
glatt zu sein. Wir haben da Fenster
und Türen, breite Ausschnitte, Glie.
derungen, ja eine ganze Wandseite
kann fehlen (z. B. im Interesse einer
schönen Aussicht) oder die Wand-
 
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