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Die Gartenkunst — 15.1913

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Rasch, Edgar: Gartenkunst - Raumkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0033

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XV, 2

DIE GARTENKUNST.

25

Laufbrunnen bessere Dienste. Auch Ruhebänke werden
hier (mit dem Rücken gegen einen Heckenschutz nach
der Straßenseite) ihren Zweck besser erfüllen als im
Staub und Sonnenbrand.

Betrachten wir nochmals die Raumgestaltung im
Garten und Park. Wir haben gesehen,- daß die Baum-
wände, welche bedeutende Gartenräume umschließen,
durchaus nicht nach der Schnur
gepflanzt zu sein brauchen, nur
soll die Hauptgrundform des Rau-
mes klar und bestimmt erkennbar
sein. Als weiteres Hilfsmittel kommt
hinzu die Farbe. Wie scheußlich
wirkt das Kunterbunt (und die
obendrein unruhigen Linien ver-
stärken diese Wirkung noch) der
meisten Stadtparks und Privat-
gärten, deren Anlage in die zweite
Hälfte des vorigen Jahrhunderts
fällt ? Soll das etwa „Natürlich-
keit’1 sein oder „malerisch“ wirken?

Nun gibt’s doch aber gerade für
die farbigen Gehölze im räum-
lichen Garten eine Verwendung,
wie wir sie uns nicht schöner den-
ken können. — Wenn wir auch
wünschen, daß sich Gehölze mit
unbestimmten Farben (fol.-var. und
fol. aur. marg. usw.) so wenig wie
möglich bemerkbar machen, so
werden wir jene mit bestimmten
Farben besonders gut verwenden
können, wenn wir jeden Garten-
raum mit einer besonderen Grund-
farbe umschließen, analog den
Zimmerwänden. Wir haben hell-
grüne, blaugrüne und dunkelrote
Gehölze in reicher Auswahl. Eine
Baumwand von Birken wirkt anders
als solche von Weiden und wieder
anders die der Pappeln oder Blut-
buchen. So können wir reichen
Wechsel in die Gartenräume brin-
gen und schaffen rote, grüne,
silbergraue, blaugrüne (Koniferen-)

Zimmer und Säle. Natürlich hat
sich die weitere Bepflanzung in
ihren Farben und Umrissen , so-
wie die sonstige „Raumausstat-
tung“ danach zu richten. Auch der Wuchs der Wand-
bäume bietet weitere Gestaltungsmöglichkeiten. . Pyra-
midenpappeln, Fichten, Weiden zeigen einen Habitus,
der zur' Schaffung von Räumen direkt anregt und
warten nur auf den, der sie mit Geist zu verwen-
den weiß.

Viele werden finden, daß ich hier „nichts Neues“
bringe. Dies ist durchaus nicht meine Absicht. Die
grundlegenden Momente, nach denen die bedeutendsten

Gartenschöpfungen aller Zeiten entstanden sind und
welche zu allen Zeiten modern und maßgebend waren
und ewig bleiben werden wie die klassischen Schön-
heitsgesetze der Baukunst, diese galt es herauszuschälen
und klar zu stellen. Das kleinliche Gezänk, ob „land-
schaftlich“, ob „geometrisch“, ob „architektonisch“,
ob „physiognomisch-ökologisch“ ist, wie ich oben

nachwies, belanglos. Wer künslerisch schaffen will,
muß Blick haben, um den Sachen auf den Grund zu
sehen und muß vor allem über kleinlichem Partei-
gezänk stehen. All die kleinen Mittel sind uns ja nicht
Lösung des Gartenproblems, sondern gleichwertige Mittel
zum Zweck, zur harmonischen Raumgestaltung; d e nn
Gartenkunst ist letzten Endes Raumkunst.

Abb. B. Hausgarten am Zürichberg: Ansicht von' der Straße. Nach P. S'chädlicli, Zürich.
 
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