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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 7
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Gienapp, Emil: Dekorative Berankungspflanzen (Schlingsträucher)
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0103

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XV, 7

DIE GARTENKUNST.

95

findlich und nur langsam wachsend, wird er mit den
Jahren widerstandsfähiger und treibt meterlange Triebe,
die mit ihrer feinen Bezweigung und teils efeuartig
gedrehten, teils dreigeteilten und zweigelappten Be-
laubung Mauern und Wände teppichartig dicht ab-
decken, dessen Farben im Herbste in wundervollen
gelben, roten und bräunlichen Zeichnungen wirkungs-
voll hervortreten.

Auch die großblättrige Pfeifenwinde (Aristolochia
Sipho) ist mit einer kleinblättrigen und schwachwüch-
sigeren Art, Aristolochia tomentosa, vertreten. Der
ersteren gegenüber ist diese außerdem durch eine
weißfilzige Behaarung der Blätter ausgezeichnet. Ihren
Namen verdanken diese Schlinger bekanntlich ihrer
pfeifenförmigen Blüte. Bis zur Entwickelung derselben
müssen beide Pflanzen aber ein höheres Alter erreichen;
junge Pflanzen blühen nicht oder doch nur selten.

Eine teppichdichte Bekleidung bildet der Efeu
mit den Arten des gewöhnlichen kleinblättrigen Wald-
efeus (Hedera helix), dem schottischen Efeu (Hedera
hibernica) und dem besonders starkwüchsigen Baum-
efeu (Hedera arborea), mit metallisch glänzenden
und hübsch geformten Blättern. - Die Efeuberankungen :
sind besonders hoch, zu schätzen, da sie im Blatt-
schmucke Wintergrün bleiben und deshalb mit Vor-
teil da verwendet werden können, wo die Wände
aus Lehm bestehen oder mit Mörtel abgeputzt sind,
deren schadhaft gewordene Stellen sie dem Auge völlig
entziehen. Auch die absolute-Winterhärte, namentlich
des Waldefe.us und des Baumefeus, ist ein wei-
terer Grund ihrer bevorzugten Anpflanzung.

Von hübscher dichter Belaubung mit hübscher
Formgebung ist ferner Cejastrus scandens, der wegen
seiner hochstrebenden, kraftvollen Bezweigung mit
Vorliebe alte Baumstämme so fest umschlingt, daß
dadurch seine volkstümliche Bezeichnung als „Baum-
mörder“ fast mehr als bildlich gekennzeichnet wird.

Eine blühende Schlingpflanze von außerordent-
licher Schönheit ist die chinesische Glyzine (Wistaria
chinensis). Ihre früherscheinenden hellblauen, trauben-
artigen Blüten und die lichtgrüne, gefiederte Belaubung
sind von ausgezeichneter Wirkung. Ist dieser chine-
sische Fremdling in der Jugend bezüglich Winterhärte
auch nicht ganz einwandfrei, so ist er doch in älteren
Jahren absolut winterhart. Dagegen ist er eine aus-
gesprochene Sonnenpflanze und verlangt als solche
einen sonnigen und vollbelichteten Standort bei reich-
licher Bewässerung und nachhaltiger Düngung; im
Schatten rankt die Pflanze wenig, reift schlecht im
Holze aus und versagt dann in der Blume vollkommen.
Sie darf also nur an Süd- und Ostseiten zur Beran-
kung verwendet werden.

Dasselbe gilt von den meisten Clematis- und
Waldrebenarten, und zwar insbesondere von der ge-
wöhnlichen weißblumigen Waldrebe (CI. vitalba) und
der blaublühenden Schwesterpflanze CI. viticella, die
in wenigen Jahren breite und hohe Dachflächen, Gitter
und Türbogen vollständig einhüllen und mit ihrem

Ampelopsis japonica. Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.

Ampelopsis macrophylla.
Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.
 
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