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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 7
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Gienapp, Emil: Dekorative Berankungspflanzen (Schlingsträucher)
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0104

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96

DIE GARTENKUNST.

XV, 7

Clematis viticella als Dachberankung eines ländlichen Hauses.
Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.

farbenschönen Blumenflor und den nachfolgenden eigen-
artigen Samenständen spiralig gedrehter Form einen
blumistisch und pflanzlich gleich interessanten Anblick
gewähren. Auch andere Sorten, z. B. die großblumige,
blaue Jackmanni, die weißblumige japanische paniculata,
die glockenblumige rote coccinea und ihr blaublumiges
Gegenstück Pitcheri, ferner die gelbblühende graveolens,
die rosablumige Montana Rubra und der Mischling aus

viticella und coccinea, Ville de Lyon,
mit großen karmoisinfarbenen Blu-
men, gehören hierher. Alle Clematis
blühen da am besten, wo sie von
der aufgehenden milden Morgen-
oder von der untergehenden Abend-
sonne beschienen werden, einen
humusreichen, durchlässigen, war-
men Kulturboden und eine sorg-
same Bewässerung finden. Sie sind
also vorwiegend an Ost- und West-
seiten anzupflanzen. Zur Verhütung
ihrer, gefürchteten Wurzelkrankheit
und des dadurch hervorgerufenen
plötzlichen Absterbens der Ranken
ist ihr Standplatz den ganzen Som-
mer hindurch im Bereiche der Wur-
zeln mit kurzem Dünger abzudecken.

An die Clematis schließen sich
dann hinsichtlich blumistischer
Schönheit eine ganze Reihe farben-
schöner und reichblühender Schling-
rosen, wie beispielsweise die rein-
weiße Thalia, die gelbe Aglaia,
die rosafarbene Lady Gay und die
rubinrote Hiawatha, die jedoch der schönen älteren
Sorte Crimsons Rambler den bevorzugten Rang
immer noch nicht haben streitig machen können.
Mit ihren meterlangen und überaus kraftvollen Zweigen
ist die letztgenannte die üppigste ihrer Rivalinnen, und
die feurig karminroten, dichtgefüllten Büschelblumen in
Verbindung mit der großgeformten, glänzendgrünen und
widerstandsfähigen Belaubung tun ein übriges, sie im
Blumenschmuck landschaftlich über-
all hervortreten zu lassen, zumal sie
auch ihre Blumen als der ersten
eine entfaltet*). — Um Schlingrosen
dauernd blühbar zu erhalten, dürfen
sie bekanntlich nur wenig und dann
auch nur im alten Holze beschnit-
ten werden.

Auch einige Rubusarten wie
Rubus phoenicolasius mit langen
rotbehaarten, biegsamen Ruten und
unzähligen, leuchtend, hellrot, ge-
tönten Blumen, sowie Rubus glan-
dulosus mit vielen weißen Blüten, sind
als effektvolle Ranker zu nennen. —
Selbst unter den sogenannten
amerikanischen Zierweinen
finden sich einige hochschlingende
und dekorativ belaubte Arten. Mit
ihrem frischgrünen und mehr oder
weniger tief geschlitzten, den be-
kannten Edelweinen sehr ähnlichen
Blattwuchse bilden sie ein dichtge-

Berankung von Spalier.wänden mit Zaunrübe Bryonia dioica.
Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.

*) Crimsons Rambler leidet stark unter
. Mehltau und Ungeziefer. D. Schriftl.
 
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