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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 9
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Maasz, Harry: Grünfläche und Volkspark
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0134

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126

DIE GARTENKUNST.

XV, 9

Zu diesen Städten gehört
Hamburg und Lübeck. Ham-
burg besitzt vor dem Damm-
torbahnhof seine kostbaren
Dammtorwiesen, mit prächti-
gen Ulmen und Kastanienalleen
umgeben. Lübeck ist stolz auf
seine Burgtor- und Mühlen-
brinks, die teils Linden, teils
Kastanienalleen umrahmen.

Bremen hat aus seiner Frei-
weide einen Bürgerpark im
Waldcharakter entstehen las-
sen mit prachtvollen Seean-
lagen und Wasserzügen, die
der Entwässerung des feuch-
ten Geländes dienen. Bremen
besitzt in seinem Bürgerpark
eine Parkform, die heute noch
in jedem Besucher Bewunde-
rung und Entzücken wachruft.

Diese Grünflächen, welche
Hamburg und Lübeck in be-
sonders hervorzuhebender Ei-
genart sich zu erhalten ge-
wußt haben, sind so recht ei-
gentlich die typischen Grund-
formen für die Gestaltung un-
serer Grünanlagen zur allge-
meinen Benutzung von seiten
des gesamten Publikums. Wer
das Leben und Treiben der
„Alten“ und „Jungen“, die bei
gutem Wetter zu Tausenden
dort lagern, beobachtet hat,
ist entzückt und erkennt die
Unzulänglichkeit unserer land-
schaftlichen Parkanlagen mit
ihren nur zum Anschauen be-
stimmten Rasenflächen und
Baumpartien für die anstrebens-
werte Ausbildung und Gesun-
dung des Großstadtmenschen.

Das was Amerika schon seit
Jahren angestrebt und verwirk-
licht hat, das System der be-
nutzbaren Freiflächen, hat bei
uns im Hinblick auf die ameri-
kanischen Verhältnisse heute
schon feste Form gewonnen.
Merkwürdig ist nur, daß wir
die uns im eigenen Lande über-
lieferten Formen aus den Au-
gen verloren, daß wir amerika-
nischer Anregung bedurften,
um uns darauf zu besinnen,
daß uns etwas anderes nottut,
als Parkanlagen zum Spazieren-
gehen und zum Besehen.
 
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