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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 11
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Rasch, Edgar: Die Hecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0167

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XV, 11

DIE GARTENKUNST.

159

schneiden und zu schonen ist, sonst
könnte die Hecke nach ioo Jah-
ren genau so aussehen wie heute. —

Wie reiche Ausdrucksformen
liegen in derHecke ? Welcher Rhyth-
mus, ja welche Stimmungen?

Eine niedere gerade Hecke
wirkt anders als eine hohe. Eine,
deren Oberkante glatt wagerecht
verläuft, löst andere Stimmungen
aus als eine, deren Oberkante in
leichter schlanker Wellenlinie da-
hinschwingt. Ja, je nachdem die
Wellen länger oder kürzer, flacher
oder tiefer sind, glatt laufen oder von
Spitzen oder Figuren unterbrochen
werden, lassen sich ganz eigenartige
Raumstimmungen erzielen.

Es ist dieselbe Ästhetik, wie
bei Mauern und Arkaden in der
Architektur. Rhythmus,Raumkunst.

Nicht die „Einrichtung“, son-
dern die Architektur der Wände
und Decke macht die Wirkung aus.

Wir kennen dies schon aus der
„Landschaftsgärtnerei“. Grundriß
und Wandform (Farbe, Silhouette
und Laubcharakter) sind, wie ich
in Nr. 2 dieses Jahrganges in „Gar-
tenkunst — Raumkunst“ erläuterte,
je nach ihrem Charakter von ver-
schiedener Stimmungswirkung.

Eine Birkenlichtung wirkt an-
ders als eine in gleichem Grundriß
aus Tannen und diese wieder an-
ders als Pyramidenpappeln oder
Rotbuchen oder Roßkastanien.

Die Hecken nun können diese
Stimmungswerte schon durch die
bloße Form ausdrücken. Die ernste
feierliche Wirkung glatter, sehr
hoher Hecken, vollends wenn sie
als stille Allee angelegt sind, ist
wohl ebenso bekannt, wie die hei-
tere Wirkung niederer bis mittel-
hoher lebhaft formierter Hecken.

Hecken werden wohl nur dort
ihre Wirkung tun, wo sie als Wände
von Räumen funktionieren. In die-
ser Art wurden sie in alten Zeiten
(Renaissance, Barock) überhaupt
verwendet.

Die Hecke als Einfriedigung
einer „landschaftlichen“ Anlage
oder als niedere Einfassung in einer
solchen mag an sich nicht übel aus-
sehen, sie paßt meinem Gefühl
nach nicht dorthin.

Abb. 3. Heckenwände durch Pfeiler gegliedert. Entwurf von E. Rasch, Stuttgart.

Abb. 4. Heckenwände durch Pfeiler gegliedert. Entwurf von E. Rasch, Stuttgart.

Abb. 5. Heckenwand nach einem Entwurf von E. Rasch, Stuttgart.

Abb. 6. Heckenwand mit vorgebauten Pfeilern. Entwurf von E. Rasch, Stuttgart.

Abb. 7.

Heckenwand nach einem Entwurf von E. Rasch, Stuttgart.
 
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