Die Gartenkunst — 15.1913
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0290
DOI issue:
Nr. 19
DOI article:Heicke, Karl: Die Breslauer Gartenbau-Ausstellung zur Jahrhundertfeier, [4]
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0290
DIE GARTENKUNST.
XV, 19
Friedhofs-Ausstellung Breslau: Blick vom Hauptgebäude in der Richtung nach
dem Eingang. Phot. Heicke.
tung dieses Musterfriedhofes obgelegen hat, der mit
seiner fast einen Hektar erreichenden Größe schon
die Friedhofsbedürfnisse einer Stadt von zehntausend
Einwohnern erfüllen könnte, Stadtbauinspektor Behrend,
der den Plan und die Gebäude entworfen, und Re-
gierunbsbauführer A. Gellhorn, der in Verbindung mit
dem Schlesischen Verein für Heimatschutz die ge-
schichtliche Abteilung geschaffen hat, haben hier
in verständigem Handinhandarbeiten eine Leistung
vollbracht, über die nur . eine Stim-
me ungeteilter Anerkennung zu
hören war.
Die Anlage war unter ge-
schickter Ausnutzung der gegebenen
Verhältnisse in den Göpperthain hin-
eingebaut, und ihre einzelnen Teile
fügten sich so zwanglos ineinander,
daß überall befriedigende Bilder zu-
stande kamen und jeder Teil am rich-
tigen Platze stand. Vom vorbeifüh-
renden Hauptwege gelangte man
durch die Eingangshalle zu einer
Plattform, von der aus der Blick über
eine durch Hecken begrenzte und
nur an ihren Langseiten, mit zwei
Reihen ernster Buchsbaumpyrami-
den besetzte Rasenbahn zu dem
gegenüberliegenden Hauptgebäude
schweifte, welches den beherrschen-
den Abschluß dieses Teiles und den
Mittelpunkt der Gesamtanlage bil-
dete. Es war dies ein Bild von aus-
gezeichneter räumlicher Geschlos-
senheit, in seiner feierlichen Stim-
mung durch nichts beeinträchtigt.
Das Hauptgebäude, dem ein
kleiner Vorhof mit einem Wasser-
becken vorgelagert war, enthielt
eine Halle, in der 16 Bronzeurnen
vor einer keramischen Wandbeklei-
dung aufgestellt waren. Drei Neben-
räume enthielten Pläne, Zeichnungen
und Photographien, die von der Ent-
wickelung der Friedhofskunst in
Schlesien einen Überblick von weit-
gehender Vollständigkeit boten und
in der Vorführung eines alten Dorf-
friedhofes und einer geschichtlichen
Abteilung im Freien ihre Ergänzung
fanden. Letztere Abteilungen waren,
um das gleich vorweg zu nehmen,
von ganz besonderem Reiz. Sie hat-
ten ihren Platz gefunden unter schat-
tigen Baumgruppen am westlichen
Rande des Friedhofs. Eine große
Anzahl mit feinem Verständnis aus-
gewählter echter Denkmäler, vom
einfachsten Holzkreuz bis zum reich-
geschmückten Steinsarkophag, ließen erkennen, was auf
diesem Gebiete in der Vergangenheit auch in Schlesien
geleistet worden ist; man bemerkte darunter neben schö-
nen Probestücken der Schmiedekunst auch eine Anzahl
interessanter gußeiserner Grabmäler aus der Zeit, als die
Eisengießerei anfing, auch Formen der Steinarchitektur
nachzubilden. Alle diese Denkmäler waren sehr ver-
ständig in die Ränder der Gehölzgruppen hinein ver-
teilt und an manchen Stellen so von der Vegetation
Friedhofs-Ausstellung Breslau: Der Säulenhof (Urnenhof) mit Durchblick nach
dem Park. Phot. Heicke,
XV, 19
Friedhofs-Ausstellung Breslau: Blick vom Hauptgebäude in der Richtung nach
dem Eingang. Phot. Heicke.
tung dieses Musterfriedhofes obgelegen hat, der mit
seiner fast einen Hektar erreichenden Größe schon
die Friedhofsbedürfnisse einer Stadt von zehntausend
Einwohnern erfüllen könnte, Stadtbauinspektor Behrend,
der den Plan und die Gebäude entworfen, und Re-
gierunbsbauführer A. Gellhorn, der in Verbindung mit
dem Schlesischen Verein für Heimatschutz die ge-
schichtliche Abteilung geschaffen hat, haben hier
in verständigem Handinhandarbeiten eine Leistung
vollbracht, über die nur . eine Stim-
me ungeteilter Anerkennung zu
hören war.
Die Anlage war unter ge-
schickter Ausnutzung der gegebenen
Verhältnisse in den Göpperthain hin-
eingebaut, und ihre einzelnen Teile
fügten sich so zwanglos ineinander,
daß überall befriedigende Bilder zu-
stande kamen und jeder Teil am rich-
tigen Platze stand. Vom vorbeifüh-
renden Hauptwege gelangte man
durch die Eingangshalle zu einer
Plattform, von der aus der Blick über
eine durch Hecken begrenzte und
nur an ihren Langseiten, mit zwei
Reihen ernster Buchsbaumpyrami-
den besetzte Rasenbahn zu dem
gegenüberliegenden Hauptgebäude
schweifte, welches den beherrschen-
den Abschluß dieses Teiles und den
Mittelpunkt der Gesamtanlage bil-
dete. Es war dies ein Bild von aus-
gezeichneter räumlicher Geschlos-
senheit, in seiner feierlichen Stim-
mung durch nichts beeinträchtigt.
Das Hauptgebäude, dem ein
kleiner Vorhof mit einem Wasser-
becken vorgelagert war, enthielt
eine Halle, in der 16 Bronzeurnen
vor einer keramischen Wandbeklei-
dung aufgestellt waren. Drei Neben-
räume enthielten Pläne, Zeichnungen
und Photographien, die von der Ent-
wickelung der Friedhofskunst in
Schlesien einen Überblick von weit-
gehender Vollständigkeit boten und
in der Vorführung eines alten Dorf-
friedhofes und einer geschichtlichen
Abteilung im Freien ihre Ergänzung
fanden. Letztere Abteilungen waren,
um das gleich vorweg zu nehmen,
von ganz besonderem Reiz. Sie hat-
ten ihren Platz gefunden unter schat-
tigen Baumgruppen am westlichen
Rande des Friedhofs. Eine große
Anzahl mit feinem Verständnis aus-
gewählter echter Denkmäler, vom
einfachsten Holzkreuz bis zum reich-
geschmückten Steinsarkophag, ließen erkennen, was auf
diesem Gebiete in der Vergangenheit auch in Schlesien
geleistet worden ist; man bemerkte darunter neben schö-
nen Probestücken der Schmiedekunst auch eine Anzahl
interessanter gußeiserner Grabmäler aus der Zeit, als die
Eisengießerei anfing, auch Formen der Steinarchitektur
nachzubilden. Alle diese Denkmäler waren sehr ver-
ständig in die Ränder der Gehölzgruppen hinein ver-
teilt und an manchen Stellen so von der Vegetation
Friedhofs-Ausstellung Breslau: Der Säulenhof (Urnenhof) mit Durchblick nach
dem Park. Phot. Heicke,