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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 19
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Heicke, Karl: Die Breslauer Gartenbau-Ausstellung zur Jahrhundertfeier, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0291

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SV, 19

DIE GARTENKUNST.

283

Friedhofs-Ausstellung Breslau: Eingang zum Dorffriedhof mit
alter Holzkirche. Phot. Heicke.

umwuchert, dass man sich auf einen stimmungsvollen,
längst geschlossenen alten Friedhof
versetzt glaubte.

Der schon erwähnte Dorffriedhof,
der unter Bäumen zwei regelrechte
Reihengräberfelder mit den hübschen
Grabmalformen bildete, wie man sie
auf den Friedhöfen entlegener Dörfer
noch stellenweise antrifft, schloß sich
an ein Bauwerk von besonderer schle-
sischer Eigenart an. Eine uralte Holz-
kirche, die an ihrem früheren Standort
in Kandrzin dem modernen Verkehr
weichen mußte, war mit opferwilliger
privater und behördlicher Hilfe er-
worben und zur dauernden Erhal-
tung als geschichtliches Denkmal
hierher versetzt worden. In Verbin-
dung mit der hölzernen Einfriedi-
gung und einem Eingangstor von
charakteristischer Form verlieh sie
diesem ländlichenFriedhof eine Stim-
mung, wie sie eigenartiger kaum un-
ter wirklich gewordenen Verhältnis-
sen angetroffen werden dürfte. In

mancher Beziehung erinnerte diese Anlage an die frei-
lich ganz anders gearteten kleinen Dorffriedhöfe, die
man in England auf dem Lande häufig antrifft.

An die Ausstellungsräume der geschichtlichen
Abteilung im Hauptgebäude des Friedhofes schloß sich
ein offener Säulengang an, der einen mit einem Lauf-
brunnen gezierten Hof zur Aufnahme von Urnendenk-
mälern umschloß und einen beachtenswerten Beitrag
zur Lösung der Frage der Beisetzung von Aschenresten
darstellte. Reizvolle Ausblicke zwischen den Säulen
hindurch in die umgebende Parklandschaft machten
das Bild zu einem besonders anziehenden. In den
anderen Räumen, durch die man von diesem Urnenhof
wieder hinausgelangte, hatten Pläne, Photographien,
Modelle u. dgl. von ausgeführten neuzeitlichen Fried-
höfen, Friedhofsteilen und Einrichtungen Unterkunft
gefunden und boten ein anschauliches Bild dessen,
was man in neuerer Zeit in unseren Großstädten, wo
die Friedhofsnot am stärksten empfunden wird, in Er-
kenntnis der Notwendigkeit, künstlerische Gesichts-
punkte dabei wieder mehr in Betracht zu ziehen, ge-
leistet oder geplant hat.

Alles dieses trug zur Vervollständigung und Er-
gänzung des Bildes bei, welches draußen die neuzeit-
liche Friedhofsabteilung durch Mittel der Wirklichkeit
vorführte : Kleine Gräberfelder, wie sie den Ansprüchen
an sogenannte Reihengräber dienen, unter einheit-
licher Gestaltung und zweckmäßiger Raumausnützung,
von Hecken umschlossen und jedes für sich zu einem
hübschen Gesamtbild geformt; daneben Abteilungen
für bevorzugte Grabstätten, bei ihnen in gleicher Weise
als leitenden Grundsatz vorangestellt, daß bei aller
Freiheit in der Betätigung des persönlichen Geschmacks
beim Einzelgrabe doch jede Abteilung einen gewissen

Friedhofs-Ausstellung Breslau: Reihengräberfeld. Im Hintergrund das Eingangs-
gebäude. Phot. Heicke
 
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