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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 21
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Tapp, Willi: Zur Gartenkunst-Ausstellung in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0323

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XV, 21

DIE GARTENKUNST.

315

Endes ein unverkennbares und zu begrüßendes Symptom
für den stärkeren wirtschaftlichen Zusammenschluß der
vereinigten Aussteller. ■—

Weniger sympathisch berührt bei diesen Aus-
stellungen die Häufung der Massen. Soweit es sich
um eine Masse durchweg guter Sachen handelt, kann
man ja schließlich noch zustimmen. Bei einer Massen-
häufung — nun fassen wir’s so: -— weniger guter Sachen,
wird aber unbedingt eine tiefere Verstimmung auf-
treten. Der Beschauer wird nicht warm dabei. Das
Interesse wird weder angeregt noch gefesselt.

Die Masse tut es doch wirklich nicht. Wenn
beispielsweise ein Aussteller eine lange Serie von
Photos aufhängt, von denen einem
jedes einzelne gleich wenig „Beson-
deres“, wirklich „Schönes“, zu sagen
weiß, ■— ja dann wird der Erfolg
doch nur immer wieder der sein,
daß jedweder Beschauer vielleicht
den ersten drei Photos etwas mehr
Aufmerksamkeit schenkt, dann aber
die ganze Kollektion schleunigst mit
einem, oder einigen flüchtigen Blicken
abtun wird.

Wie anders dagegen dort, wo
in einem intimen Raum einige we-
nige Photos oder vorzügliche Skiz-
zen zu finden wären. Ich kann mir
denken, wie an vielleicht 3 Wänden,
des Kabinettes je ein Grundplan
mit einigen dazugehörigen Photos
und Skizzen hängt, dazu in dem
Raum ein Sessel, eine Plastik, eine
Vase ■— natürlich ein Kunstwerk
•— auf einem Tischchen mit Blumen;
und alles: Möbel, Deckchen, Vase,

Blumen, Kartons, Photos, Rahmen
etc. mit Feingefühl und Liebe zu-
sammengestellt, abgetönt, und dem
Raum in seiner Aufteilung, Wand-
bespannung, Belichtung in völliger Harmonie einge-
fügt, — ich zweifle keinen Augenblick, daß der Ein-
druck ein ganz anderer, stärkerer und nachhaltigerer
sein würde als bei der sonstigen üblichen Massen-
häufung.

Man wird mir vielleicht einwenden, es soll aber
doch keine Kunst- oder Raumkunstausstellung im
eigentlichen Sinne sein, sondern eine schlichte Garten-
kunstausstellung — ?

Nun, dazu möchte ich bemerken : In dem Worte
Gartenkunst steckt ja schließlich wortwörtlich „Garten“
und „Kunst“, und in analogem Sinne „Gärtner“ und
„Künstler“. Es wären also in gewissem Sinne 2 Seelen
in dieser Brust vereint. Nun, dann mag bei einer
solchen Gartenkunstausstellung ruhig einmal der
„Gärtner“ bescheiden Zurückbleiben, und der Künstler
in jeder Beziehung tonangebend sein, Man spricht ja
heute und sicher mit hoher Berechtigung, beim Garten-

gestalfen so häufig von dem Gefühl für Raumkunst,
— vielleicht allerdings noch mil mehr Recht von dem
leider noch recht häufigen Minus an diesem Gefühl —
nun schön, ich denke, eine Gartenkunstausstellung
nach den oben skizzierten Ideen aufzubauen, kann für
den Gartenkünstler, der auf den Höhen des erwünschten
Kunstschaffens wandelt, nur eine dankbare, erwünschte
Aufgabe sein, deren restlose Lösung volle Befriedigung
gewähren müßte.

Daß der Aufbau einer solchen Ausstellung nach
diesen Ideen nicht so leicht zu verwirklichen ist, wie
sich die Anregung aussprechen läßt, ist sicher. Und
ich zweifle gar nicht daran, daß diese idealere Auf-

Rausch & Reinhard, Cöln: Teehaus im Park
des Herrn L. Mannstaedt in Troisdorf

fassung des Begriffes Gartenkunstausstellung sehr häufig
mit den realen Grundbedingungen und Zusammenhängen
in Konflikt kommen und alles hohe und ernste Wollen
an diesen nüchternen realen Tatsachen scheitern kann.
Eine Entwickelung nach dieser Richtung halte ich aber
für ebenso wünschenswert, wie möglich. Und die
Schwierigkeiten —? nun, die sind ja eigentlich nimmer
nur dazu da, überwunden zu werden.

Doch jetzt wieder zu unserer Ausstellung! Vom
Gesamteindruck sprach ich bereits. Bei den Einzel-
leistungen war manches durchaus Gute und in jeder
Beziehung Anerkennenswerte, zu finden. Aber auch so
manches, was im Interesse des Zweckes doch besser
nicht dagewesen wäre. Man kann ja bei den Aus-
stellungen über das Walten einer Jury verschiedener
Meinung sein. Es kam einem aber beim Durchschreiten
der einzelnen Säle des öfteren unwillkürlich der Ge-
danke, daß eine kritische Vorschau durch eine Jury

Gartenkunst-Ausstellung Düsseldorf
 
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