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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Springer, Jaro: Vier neue Entwürfe zum Kaiser Wilhelm-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0016

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von Iaro Springer

5

Eine Säulenhalle umgibt auch hier das eigentliche
Denkmal. Sie ist in der Mitte von einem gewaltigen
Triumphbogen durchbrochen und endet an den Seiten in
überreich geschmückte obeliskenartige Türme. Vierfach
gekuppelte Säulen tragen ein schweres Sims. Die ge-
waltigen Säulen und das mächtige Gesims scheinen be-
stimmt, eine Peterskuppel zu tragen, sie sind aber nur
ihrer selbst wegen da, sie haben gar keine Funktion und
mußten wegen ihres rein dekorativen Zweckes in gefälliger
Form gehalten sein. Hier ist mit vielen Worten wenig
gesagt. Eine Brüstung, die zwischen den Säulen hin-
durchgeführt ist, zeigt auf der Innenseite ein ringsum-
laufendes Relief. Außerdem sind auf niedrigen Posta-
menten die Statuen der Mitarbeiter des Kaisers
und der Führer seiner Kriege im Kreise aufgestellt.
Hier kehrt also die unglückliche, leider auch von der
Presse von Anfang an vertretene Idee wieder,
daß das Denkmal Kaiser Wilhelm und seine Paladine
verherrlichen müsse. Diese Aufgabe widerstreitet aber
den der plastischen Kunst gesetzten Grenzen und man
sollte das billigerweise nicht von ihr verlangen. Kaiser
Wilhelm und seine Zeit kann ein Denkmal nicht zur
Anschauung bringen.

Reinhold Begas hat sich mit dem Hofarchitekten
Ihne zusammengethan. Begas allein hat den Kaiser
nicht auf ruhigem, sondern auf im Galopp aufspringen-
dem Pferd dargestellt, das ein Genius am Zügel hält.
Von der Figur.des Kaisers ist dabei allerdings wenig
zu sehen. An den vier Ecken des Postamentes sind
kränzeschwingende geflügelte weibliche Figuren, die auf
Kugeln stehen, aufgestellt. Auf der Vorderseite sitzt auf
der Treppe ein nackter trauernder Krieger im Helm.
Die 'weibliche Figur auf der Rückseite soll wohl die
Geschichte darstellen. Aus jeder Längsseite des Posta-

ments fährt eine Quadriga heraus, auf der einen steht
der Kronprinz, auf der andern Prinz Friedrich Karl als
Wagenlenker. Neben dem Kronprinzen stehen Bismarck
und Moltke, neben Prinz Friedrich Karl Roon und
Manteuffel. Hinter beiden ein Haufe von Generalen,
alle unbedeckten Hauptes. An den vier Ecken der Terrasse,
auf dem das Postament steht, liegen Löwen über
kriegerischen Trophäen. Ein reizvoller Säulenumgang,
den man wohl Ihne zuschreiben darf, umgibt das
Ganze. Das Halbrund der Halle ist an zwei Stellen
durchbrochen und gewährt gute Durchblicke auf das
Standbild. Die Doppelsäulen, die pavillonartigen End-
bauten der Halle, die bekrönenden Vasen sind im Stil
des Potsdamer Rococos gehalten. Viel Originalität
enthält der architektonische Teil des Entwurfes ja nicht,
aber die Anlehnung an die Fridericianischen Bauten ist
deswegen besonders glücklich gewählt, weil die gefälligen
Dekorationsformen dieses Stiles zum schwerfälligen
Massenbau des Schlosses in gutem Gegensatz gebracht
sind, ja das hinzufügen, was an einheitlicher künstlerischer
Wirkung dem Schloß selbst fehlt. Die Säulenhalle von
Bruno Schmitz aber soll das Schloß an Monumentalität
übertrumpfen.

Von den ausgestellten Entwürfen bringt der von
Begas und Ihne die beste dekorative Wirkung hervor.
Ein Bild des Kaisers gibt es uns freilich nicht. Das
Publikum zeigt gegen dieses Projekt eine animose Stim-
mung, wohl deswegen, weil ihr Urheber schon vorher
als Derjenige bezeichnet wurde, der die Bestellung schon
sicher in der Tasche trage. Ob das wahr ist, weiß ich
nicht. Jedenfalls ist es nicht statthaft, ein Kunstwerk
nach persönlichen Gründen zu beurteilen. Der Begassche
Entwurf enthält ja viel schnurriges und absonderliches.
Die geflügelten Kranzmädchen auf den Kugeln sind

Entwurf pl einem Kaiser Wilhrlm-Dakionaldrnkmal. von Reinhold Begas
 
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