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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Floerke, Gustav: Meine lebendige Grammatik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0064

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*5

Meine lebendige Grammatik

von Gustav Kloerke

(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte)


gehe nicht zu jedem."

" . und das braucht selbst einem Liebhaber nicht

zu gefallen, den du aus lauter Tugend, oder sagen wir
mal Verstand, hast gehen lassen."

„Ja das waren schöne Zeiten", sagte Barbarella
mit komischer Resignation, „damals, als das geschrieben
wurde, und als er den Kranz und Engel dazu modellierte.
Der häßliche Narr da war noch gut gegen mich, — bah!

Ungleiche Verkeilung, von P i o Joris

Ein lustiges, glückliches Lächeln glitt über die auf-
geschürzten Lippen des Mädchens. Dann lachte sie wie
närrisch und sagte: „Da steht sie ja", die Adresse.

Ich folgte ihrer ausgestreckten Hand mit den Augen.
An der grau getünchten Wand war ein Stück Bewurf
abgefallen und die leere Stelle sehr sinnreich in die De-
koration des Raumes hineingezogen: zwei horizontal
schwebende Engel trugen dies stilvoll umkränzte Loch wie
den bekannten Kranz auf Sarkophagen. Die mit Kohle
geschriebene Inschrift lautete diesmal nicht lateinisch, son-
dern italienisch:

„Vioolo IlaA'Iivo Ilries,

Xr. 27, ultimo piano.

Grün und gelbe Klingelschnur."

Aber jetzt dreh' wenigstens die Büste wieder herum,
Domenico, Domenicangelo . . . Bravo, so bist du gut!
Ah! Sehen Sie, bin ich nicht hübsch gewesen, Herr . . .
wie heißt er, Domenichino? Aber er spricht unsre
Sprache nicht!"

Ich bewies ihr das Gegenteil, die Büste mit den
jugendlich kräftigen Zügen, die sich nun etwas ins vollere
ausgewachsen hatten, betrachtend.

„Ach", sagte sie, „und dann sprecht ihr ausländisch
untereinander! Herren in Gegenwart eines Mädchens,
damit sie nicht verstehen soll, was ihr über sie sagt!...
Eine nette Erziehung!"

Auch mein Name gefiel ihr nicht. „Ich werde
,Katzenauge' sagen. Das kann man wenigstens aussprechen
 
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