Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lhromophotollraptiie

Viele Amateure versuchen ihre Bilder
selbst zu kolorieren. Es ist dies eine sehr
dankbare Aufgabe, wenn sie fachgemäß aus-
geführt wird. Man kann im allgemeinen
zwei Methoden des Ausmalens unterscheiden,
von der Bildseite und von der Rückseite her.
Beide Verfahren geben gute Resultate, das
erstere aber nur dann, wenn der Ausübende
in der Malerei überhaupt ziemlich bewan-
dert ist. Das Bemalen von der Rückseite
jedoch ist so einfach, daß es selbst bei sehr
geringer Geschicklichkeit recht hübsche Effekte
zu erreichen gestattet. Dieses letztere Ver-
fahren, welches den Namen „Chromophoto-

> zum Gebrauch unter Wasser auf. Zum Auf-
! kleben dient eine Gelatinelösung, welche man
in folgender Weise herstellt: 5 Gramm weiße,
gute Gelatine übergießt man in einem
Porzellannapf mit etwa Liter kalten
Wassers, welches man nach einer Stunde
noch einmal erneuert. Nach ungefähr 2
Stunden nimmt man die vollständig aus-
gequollene Gelatine heraus, drückt sie aus
und übergicßt sie in einem Tiegelchen mit
einem Weinglas voll kochenden Wassers.
Die Gelatine schmilzt hierin vollständig und
wird, in einem Gefäß mit kochendem Wasser
stehend, geschmolzen erhalten. Jetzt schreitet
man zum Aufkleben der Bilder, indem man
eine Glasplatte aus dem Wasser heraus-

keit etwas Gelatine auf das Papier gelangen
lassen, so entfernt man sie mit einem in
heißes Wasser getauchten Schwämmchen.
Das somit aufgeklebte Bild muß jetzt zu-
nächst vollständig trocknen, ehe man zur
zweiten Operation, dem Durchsichtigmachen
des Papiers, schreiten kann. In einem
warmen Zimmer gehören hierzu 6 bis 12
Stunden. Zum Durchsichtigmachen benutzt
man am besten das in jeder photographi-
schen Handlung erhältliche Mattolein, das-
selbe arbeitet schneller und gleichmäßiger als
alle andern dafür empfohlenen Substanzen.
Man streicht dasselbe mit einem Borsten-
pinsel dick und gleichmäßig auf die Papier-
seite des Bildes und kann die Wirkung durch
leichtes Erwärmen in einer Ofenröhre be-
schleunigen. Wenn einige Stellen des Bildes
selbst nach längerer Einwirkung nicht durch-
sichtig werden sollten, so rührt dies einzig
und allein daher, daß die Gelatine nicht
vollständig von der Papierseite entfernt war;
in diesem Falle ist keine Hilfe möglich.
Wenn das Bild vollständig durchsichtig ge-
worden ist, entfernt man das überschüssige
Mattolein mittelst eines Wattebausches, den
man mit Terpentinöl anfeuchten kann. Es
kann Vorkommen, daß sich bei ungenügen-
dem Putzen des Glases das Bild ganz oder
! teilweise mitspiegelnder Oberfläche loslöst.
Um diesem Übelstande sicher vorzubeugen,

! kann man der Gelatine einige Tropfen
Kaliwasserglas unter stetem Umrühren
hinzufügen. Das Kolorieren des Bildes
j bietet keine Schwierigkeiten und wird mit
! Ölfarben von der Papierseite her ausge-
! führt. Die einzelnen Lokaltöne können sehr
- kräftig sein und man kontroliert den Effekt
^ der Bemalung von der Glasseitc her. Ver-
unglückte Töne kann man mit einem Lappen
! leicht fortreiben. Die Farben werden even-
tuell mit etwas gewöhnlichem Petroleum
verdünnt aufgetragen. Jedes andere Mal-
mittel ist vom Übel, da es die Haltbarkeit
der Bilder beeinträchtigt. Das fertig ge-
malte Bild muß jetzt vollständig trocknen,
ehe es von der Papierseite her mit einer-
dünnen Schicht französischen Firnisses über-
zogen wird. Man kann das Übermalen
auch mit Aquarelldeckfarben vornehmen,
welche so dick vermalt werden, daß sie auf
der fettigen Schicht nicht zusammenlaufen.
Letzteres Verfahren ist jedoch nicht einpfeh-
lenswert, da diese Farben leicht teilweise
abspnngen.

vr. Adolf Mietbe, Potsdam, Mühlenbäuser I.
Ncdaktiollsschluß 16. Januar — Ausgabe 30. Januar

7nbalt des neunten Bestes: r»t: Heinrich

Glücksmann. Die ungarische Kunst der Gegen-
wart — Herman Helferich. Ein sranzösisches
Provinjial-Wusenm (Schluß) — Kunst- u. Atelier-
noüzen :c. Kenillclon: S. v. Adelung. Maria
Stuart (Fortsetzung), per Amateur-2>hotograxy:
2r. Adolf Miethe. Chromophotographie —
Mlderöeikageu: I. v. Benezur. Die Tanse
Basis, nachmals Stephans des Heiligen, Königs
von Ungarn — M. v. Munkacsy. Milton,
seinen Töchtern das verlorene Paradies diktierend
— Derselbe. Die letzten Stunden eines zum
Tode Verurteilten — M. v. Zichy. Die Waisen.

Hrrbflstnmnung am landivrhrkanal in Berlin, von G. Rau

graphie" führt, ist daher sehr verbreitet und I
sind die dazu nötigen Utensilien und An-!
Weisungen in jeder Kunsthandlung erhältlich.
Abgesehen aber von dem hohen Preis dieser
Utensilien sind dieselben auch durchaus nicht
als mustergiltig zu bezeichnen; das Ver-
fahren ist ein unsicheres, und die Bilder
werden meist nach einiger Zeit fleckig. Auf
Grund mehrjähriger Erfahrungen möchten
wir daher ein anderes Verfahren empfehlen,
welches nicht nur weitaus sicherer ist, son-
dern auch ohne wesentliche Anschaffungs-
kosten ausgeführt werden kann. Wir ope-
rieren folgendermaßen:

Die zu kolorierenden Bilder werden zu-
nächst, wenn sie aufgezogen sind, in einer
geräumigen Schüssel mit lauwarmem Wasser
übergossen und hierin so lange belassen,
bis sie sich leicht vom Karton äbziehen lassen.
Dies kann bei alten Bildern bis zu 24
Stunden dauern. Hierauf putzt inan die
zum Aufkleben dienenden entweder ebenen
oder gewölbten Gläser sorgfältig mit warmem
Wasser oder Spiritus und bewahrt sie bis

nimmt, sie vollkommen abtropfen läßt und
auf einen Tisch horizontal hinlegt. Man
gießt nun eine Quantität der Gelatinelösung
auf die Mitte der Platte, verteilt sie mit
dem säubern Finger gleichmäßig über die
ganze Fläche des Glases, nimmt das auf-
zuklebende Bild aus dem Wasser, läßt es
schnell abtropfen und legt es unter Ver-
meidung von Luftblasen auf die noch flüssige
Gelatineschicht in der richtigen Lage auf.
Jetzt wird das Ganze niit einem Stück eng-
lischen Löschpapieres überdeckt und alle
überflüssige Gelatine durch Streichen mit
der Hand am Rande herausgedrückt. Man
überzeugt sich jetzt, ob alle Luftblasen fern-
gehalten worden sind, indem man das Bild
von der Glasseite her betrachtet. Dieselben
müssen eventuell durch leichtes Streichen
nach dem Rande zu getrieben werden. Bei
all diesen Operationen hat man sich zu
hüten, daß Gelatinelösung auf die Papier-
seite des Bildes gelaugt, denn dieselbe würde
das spätere Durchsichtigmachen des Papiers
erschweren. Hat man durch Ilnzeschicklich-

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwach — Druck der Bruckmannschen Buchdruckers! in München
 
Annotationen