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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Glücksmann, Heinrich: Die ungarische Kunst der Gegenwart, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0169

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VII. Mahrgang. Geft 9

i. Februar 1892


HerauFgegeüen von Friedrich Pecht

.Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreiz im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 8624, bahr. Verzeichnis Nr. 418, r. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1673) 3 Mark so Ps. sür das Vierteljahr

(K Hefte); das einzelne Heft 7S Pf.

Die ungarische Ärmst der Gegenwart

von Heinrich Gliicksmann.

ie bildende Kunst ist eine Spätblüte auf dem rasch genug emporgeschossenen Baume der magyarischen
Kultur. Frühe schon entquollen der ungarischen Volkesseele Lied und Musik und drangen bald hinaus

über die Grenzschranken der Heimat, wäh-
rend man jenseits der Karpatenberge erst
vor ganz kurzer Frist durch das welter-
obernde Auftreten Michael v. Munkäcsys
auf die Existenz einer ungarischen Kunst
aufmerksam wurde. Und das ist natürlich.
Worte und Töne, einmal vom Banne er-
löst, fliegen frei durch das Weltall hin und
erquicken oder erschüttern gleichzeitig Milli-
onen Herzen. Die Wirkung der bildenden
Kunst geht aber nicht in das unermessene
Weite; sie ist an den Ort geheftet. Ein
Gemälde, eine Skulptur kann einzig von
dem genossen und gewürdigt werden, der
gerade davorsteht. Nur vor den andächtig
in sein Werk sich versenkenden Blick tritt
der Künstler ganz und gar anders, als
sich ihn die Vorstellung selbst nach den ge-
nauesten Schilderungen gestalten kann; den
innersten Reiz, das eigentlich Malerische
oder Plastische vermag auch die liebevollste,
gelungenste Nachzeichnung mit der Feder
nicht wiederzugeben, und die Photographie
mit ihren blassen, ausdruckslosen Tinten
sieht wie ein Hohn gegen die lebendigen
Zaubergebilde des Pinsels oder Meißels
aus.

Daß denn die bildende Kunst der Un-
garn noch nicht lange — selbst in berufe-
nen Kreisen — bekannt ist, das hat seine
Ursache im Wesen der bildenden Kunst
überhaupt, welche nur, wo sie ist, gekannt
sein und anerkannt werden, deren Richter
in erster Instanz nur das Auge sein kann.
Aber auch im Lande selbst ist die Kunst
spät genug entstanden, und einen beachtens-

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Die Aunst für Alle VII

Madonna, von V. v. Baditz.
 
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