Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0465

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VII. Dabrrrany. iyeft 24

15. September 1892


Geraufgegeben von Friedrich Wechr

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, baper. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die Münchener internationale Aufstellung von 1892

Dom Herausgeber

VIII?) Die Engländer und französischen
Nachzügler, sowie Japaner

^Aon allen Nationen zeigen sich die Italiener und
^ Engländer am wenigsten von fremden Kunst-
richtungen beeinflußt und zwar sehr zu ihrem Vorteil.
Kommt das bei den ersteren offenbar daher, weil sie
nicht reisen und in ihrer Heimat wenig fremde Kunst-
werke sehen, so thut bei den sehr viel reisenden Eng-
ländern der so fest ausgeprägte Nationalcharakter und
die insulare Lage wohl die Hauptsache. Wie dem auch
sei, so macht die englische Ausstellung doch dank dieser
Selbständigkeit und der strengen Auswahl einen sehr
angenehmen, harmonischen und charaktervollen Eindruck.
Daß sie aber alle englisch aussehen hindert gar nicht,
daß jeder einzelne seine Individualität sehr scharf aus-
prägt. Der Akademiedirektor Leighton an der Spitze,
dessen „Perseus und Andromeda" den Ehrenplatz ein-
nimmt und auch verdient. Nicht wegen der ziemlich
akademischen Komposition, aber wegen der köstlichen,
eines alten Venetianers würdigen Färbung seiner An-
dromeda. Sehr reizend und stockenglisch zugleich ist
auch der geistvolle Kopf einer Frau Sutherland von
ihm. Sie und Shannons prächtige Dame in Schwarz
sind doch wirkliche und unzweifelhafte Schönheiten,
was der modernen Kunst so selten gelingt. Außer
diesen beiden Meisterwerken giebt dann Wirgmann
noch eine gute lesende Dame, Solomon einen wie ein
Spanier gemalten Herrn, Sch olderer einen guten
Träumerei, von Heinrich Schwabe Männerkopf und nur der Veteran Millais zeigt bei

VI. «unstau-stellong Zll München seiner „Erbsenpflückerin" sehr deutlich die Schwäche des

Alters. Die schönste Frau der Ausstellung ist indeß
von Hacker auf dessen merkwürdigem Bilde von „Pelagia und Philemon" aus Kingsleys Roman Hypatia,
wo diese Pelagia, eine der ob ihrer Schönheit berühmtesten Frauen Alexandrias, in einem Anfall von Frömmig-
keit in die Wüste geht und dort, nachdem sie erst von ihrem Bruder, der Abt iu einem Kloster war, die letzte
Kommunion erhalten, stirbt. Diese Szene zeigt uns nun der Maler und es ist ihm wunderbar gelungen, die

*) VII. siehe Heft 23.

Uunst für Alle VN.

-17
 
Annotationen