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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0027

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Aphorismen — Der Amateur-Photograph

15

Aphorismen

Der Eindruck, den ein Bild auf uns macht, ist um so
größer, je mehr es aus sich selbst heraus auf uns wirkt. Es
gibt uns dann Eindrücke, die die Natur nur selten geben
kann, weil uns die Gleichzeitigkeit vieles Geschauten, der stete
Wechsel, vor allem aber die eigene innere Sammlung selten
zum reinen Empfinden durch das Auge kommen lassen, Wir
sind vor der Natur immer Mitwirkende bei dem, was wir
sehen. In ihre Stimmungen und Eindrücke mischen sich stets
unsre Wünsche, unsre Unruhe, vor dem Bilde werden diese
ansgelöst, weil wir unsre eigene Person in die des Künstlers
aufgehen lassen müssen und, wenn dieser voll die eigene Natur
zu geben weiß, die Welt durch seine Augen sehen. In diesem
Ausgehen erlangen wir das, was wir im Leben umsonst
suchen: ein Genießen ohne geben zu müssen, das Gefühl der
äußeren Welt ohne körperliche Berührung.

„Die Kunst ist frei von Künstelei, Und Seele nur
zwingt Seele." A. z-»°rbach

Makart

Man tadle, was man mag, vor seiner Macht
wird immer der verstand sein' Recht verlieren,

Und ungehört verhallt das Kritisieren
vor dieser glntgetränkten Farbenpracht.

verlangt nicht mehr von ihm! Die schöne Form
Weiß er im Bild berückend zu gestalten;

Laßt euch getrost von ihr gefesselt halten,

Kennt ihr auch einer höher» Schönheit Norm.

Nehmt seine Kunst zu freudigem Genuß, —

Doch nachznahmen laßt euch nicht verleiten!

Nur das Gerne darf solchen Weg beschreiten,

Nicht weil es will und möchte, weil es muß!

-:— A. Stier

Frau; von Trnbach

Welche gewaltigeZeit! Wird so nicht die Nachwelt einst staunen?
Und: welche gewaltige Kunst! rufet sie sicher zugleich,

Schaut sie die Züge voll Kraft, voll mächtigen, inneren Lebens,
Die in den Bildnissen ihr dein großes Können bewahrt.

_ A. Stier

An unsre Leser

ei der Ausbreitung, welche die Ama-
teurphotograxhie in allen Kreisen

B

der Gesellschaft gesunden, glauben wir
im Interesse eines großen Teiles unsrer
Leser zu handeln, wenn wir mit Beginn
des neuen Jahrganges der Photographie
in jeder Nummer einen Platz gönnen,
um in Wort und Bild deren Fortschritten
zu folgen. Wir werden uns bemühen
aus der Fülle der technischen Tages-
litteratur das auszuwählen, was unsern
photographierenden Freunden von Nutzen
sein kann. Zugleich geben wir in einem
„Briefkasten" Gelegenheit zu Anfragen,
welche stets, soweit thunlich, kurze und
sachgemäße Erledigung finden werden. —
Fragen sind direkt an den Redakteur dieser
Abteilung: vr. Adolf Miethe, Pots-
dam, Mühlenhäusec I., Villa Westphal zu

Die Redaktion
der „Lunst für Alle".

Oeganvprozcsz*)

Momentbilder. So leicht die Auf-
nahme von Momentbildern, besonders mit
guten Handapparaten, erscheint, so viel tech-
nisches und künstlerisches Können verlangt
sic doch vom Amateur. Das Zusammen-
wirken einer ganzen Anzahl von Umständen
und das Jneinandergreifen einer Menge
wohlgeleitetcr Prozesse bedingen erst ein
gutes Bild. Ein guter Momentapparat und

empfindliche Platten sind nur Vorbedingun-
gen. Von besonders großer Bedeutung ist
das Licht. Tage mit dunklem grauen Wetter
sind die ungünstigsten. Selbst wenn man
mit einem sehr lichtstarken Objektiv Unter-
exposilion zu vermeiden weiß, erhält man
doch stets flaue, kontrastlose und daher un-!
malerischeAusnahmen. Ebenso wenig eignet sich
allzu greller Sonnenschein bei sehr tiefblauem
Himmel. Die Schatten sind dann zu schwer
und zeigen selten Details. Das beste Licht
ist stets an Tagen mit weißen Wolken und '
wechselndem Sonnenschein. Versuche nie
Morgens vor 8 und Nachmittags nach 4
eine Ausnahme zu machen, außer unter un-
gewöhnlich günstigen Verhältnissen (Schiffe
auf See, Wolken, offene Landschaft). In!
engen Straßen, unter Bäumen ist wenig zu !
machen. Benütze eher einen zu langsamen
Verschluß als einen zu schnellen, da leichter ^
eine gewisse Unschärfe als Unterexposition
erträglich ist. Das Abblenden des Objektivs
muß der Lichtgualität angepaßt werden.
Nur an Hellen Tagen und bei Hellen Ob-
jekten kann man mit Vorteil kleinere Blen-
den von —^2 der Brennweite anwenden.

Sonst arbeite man mit */g—Hand-
apparate müssen fest gegen den Körper ge-
stemmt werden. Man folgt dem bewegten
Objekt nicht mit dem Apparat, sondern läßt
es an der stillstehenden Camera vorüberziehen,
bis es die richtige Stellung hat. Eine wich-
tige Regel, wenn man scharfe Bilder erzielen :
will! Ein niedriger Standpunkt ist aus
vielen Gründen empfehlenswert unter ande-
ren auch, weil die Bilder dann künstlerischer
wirken und die übertriebene Perspektive der
Objektive mit kurzen Brennweiten weniger

*) Bei der groben Zahl von Lehr- und Hand-
büchern der Photographie für Amateure scheint es
kaum nötig, für Anfänger eine ausführliche Anleitung
auf dielen Blättern zu geben. Wir begnügen uns
damit, einige gute Werke hier hervorzuhebe», deren
Studium wir jedem Freunde der Lichtbildkunft em-
phehlen t „Anleitung zur Photographie für Anfänger"
von G- Pizzighelli, bei W. Knapp, Halle a. S.; —
„Compendium der praktischen Photographie für Ama-
teure und Fachphotographcn" von F. Schmidt, Carls-

ruhe, bei O. Nemnich: — „Taschenbuch für Amateur-
Photographen" von David L Scolik, Halle a. S., bei
W. Knapp; — „Amateurkalender" von I>r. A. Miethe,
Berlin, bei R. Mückenberger. — Als vorzügliches,
halbmonatlich erscheinendes Journal für Amateure
empfehlen wir außerdem das reich illustrierte, von
dem Altmeister der Photographie, Prosenor H. W.
Vogel, redigierte Blatt „Photographische Mit- !
teilungen", Verlag von R. Oppenheim lG. Schmidt),
Berlin.

störend bemerkbar wird. Einige gute Mo-
menthandcameras beschreiben wir baldigst.

Das wichtigste bei den Momentaus-
nahmen ist die Entwicklung. Diese von einem
dritten ausführen zu lassen, ist unbedingt
nicht anzuraten. Nur derjenige, welcher auch
die Aufnahmen macht, weiß, was er auf-
nehmen, welche Stimmung, welchen Effekt
er fixieren wollte. Will man daher etwas
mehr als gleichgiltiges Durchschnittswert
liefern, so muß man selbst entwickeln.

Der beste und energischste Entwickler für
Momentaufnahmen ist unstreitig der Rapid-
hydrochinonentwickler. Er bringt noch heraus,
was kein anderer Entwickler zwingt, so daß
eine Unterexposilion bei sonst richtiger Hand-
habung kaum zu befürchten ist.

Rezept für den Rapidhydrvchinonentwickler:

Man setzt in 2 Flaschen von '/z Liter
Inhalt mit Patentverschluß folgende Lösun-

gen an:
lösung I.

Destilliertes oder Regenwasser

370 ccm

Kristallisiertes schwefligsaures


Natron

23 Lv

Gelbes Blutlaugensalz (Ferro-


cyankalium)

16,5 xr

Hydrochinon

6,6 gr

üsung II.


Destilliertes Wasser

370 ccm

Ätzkali

33 gr

Kurz vor dem Gebrauch mischt man:
Lösung I 50 ccm

Lösung II lo—35 ccm

Der Zusatz der Lösung II richtet sich
nach der Plattensvrte und der Exposition.
Je mehr Lösung II, desto rapider der Ver-
lauf der Entwicklung und „desto stärker die
entwickelnde Kraft. Zuviel Ätzkalilösung be-
wirkt leicht Schleier und Flauheit.

Will man sich aus diesen ausgezeichneten
Entwickler einarbeiten, so verfährt man am
besten folgendermaßen: Man übergießt die
Platte zunächst mit 50 ccm I und 5 ccm II.
Kommt nach 10 Sekunden nichts, so gießt
man schnell ab und fügt dem Entwickler
abermals 5 ccm Lösung II hinzu. So führt
 
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