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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Sprechsaal
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250

Unsre Bilder. Vom kserausgeber — Personal- und Ateliernachrichten

frische Heldengestalt des Königs läßt uns Wohl auf einen
Monarchen von so großer Volkstümlichkeit schließen, als
sie Heinrich Bolingbroke thatsächlich zum Throne geführt
hat. Noch besser ist aber eigentlich der Knabe, dem
man den künftigen Sieger von Azincourt jetzt schon an
dem festen Blick anzusehen meint. Ohne Zweifel bezieht
sich der Vorgang auf eine wirkliche Begebenheit, denn
auch die Amme hinter dem König, die den Säugling
schleunig wieder in den schützenden Hermelin zu hüllen
bereit ist, scheint, wie der neben ihr stehende Connetable
mit dem Banner, Bildnissen entlehnt. Jedenfalls gibt
uns das anmutige Bild in seiner gesunden Frische, die
selbst da das Theatralische geschickt zu vermeiden weiß,
einen guten Begriff von der englischen Profanhistorien-
malerei, wie vom Talent des Malers selber.

Auch Adelsten Normanns „Norwegische Küste"
hat unsre letzte Ausstellung geziert, wie die beiden
vorbeschriebenen Bilder, und thut dies um so wirk-
samer, als sie uns dabei eine Lufterscheinung vorführt,
die jedem mit den Alpen wie der See Vertrauten gleich
geläufig ist. Diese so schön mit weißen, flockigen Wölkchen
verzierte Abendluft verkündet uns nämlich trotz des
herrlichen Sonnenglanzes „ander Wetter" und daß es
morgen spätestens wahrscheinlich regnen wird, wenn sich
nicht schon früher ein Gewitter zusammenzieht. Denn
„es hängt an", wie man im Gebirg zu sagen pflegt.
Irren wir nicht, so war der jetzt in Berlin wohnende
Künstler früher in Düsseldorf oder Karlsruhe Schüler
Gudes. Wenigstens spricht dafür die Sorgfalt, mit
welcher er auf seinem schönen Bild auch alles Detail
von Schiffen und Häusern in der freundlichen Bucht
ausgeführt hat, die sich zur Linken öffnet. Dergleichen
mit so erquicklichem Eingehen zu behandeln ist aber jetzt
verpönt, wo man hauptsächlich mit der Spachtel malt,
es ist gar nicht mehr Mode und deutet auf einen älteren
Künstler. Und doch scheint uns der Gegensatz dieser
liebenswürdigen Ausführlichkeit, mit welcher uns das
fröhliche Treiben in dieser sonnigen Bucht im Gegensatz
zu der erhabenen Gebirgswelt im Hintergrund geschildert
wird, ein sehr charakteristischer für die Landesart, die
gerade durch solche Verbindung des Lieblichen mit dem
überwältigend Großartigen so anziehend wirkt. —

Personal- und Melier-Nachrichien

— München. In der Münchener Künstlergenossenschaft
ist laut schriftlicher Anzeige beim Vorstand vom 17 April d. I.
eine Secession eingetreten. Die ausscheidenden achtnndsiebenzig
Künftler veröffentlichen folgende Mitteilung über die Gründe zu
ihrem Austritt: „Im Aufträge einer Gruppe von Künstlern mache
ich Ihnen die ergebene Mitteilung, daß wir heute aus der
Münchner Künstlergenossenschaft ausgetreten sind, um als neue
Bereinigung eine Wendung der Kunstverhältnisse Münchens in
der Weise anzustreben, wie wir solche schon längst als unum-
gänglich notwendig erachtet haben. Unsre Absichten und Ziele
werden wir demnächst in einem Memorandum niederlegen —
ebenso die Gründe unsres Austrittes aus der Künstlergenossenschast,
deren hauptsächlichster der Umstand ist, daß durch das rapide
Anwachsen dieser Körperschaft sich das Verhältnis zwischen produ-
zierenden und nichiproduzierenden Mitgliedern, soweit dies für
die repräsentativen Ausstellungen in Betracht komm!, — in einer
so markanten Weise zu Gunsten der Letzteren verschoben hat, daß
wir die Künstlergenossenschast zur dauernden Wahrnehmung der
Kunslinteressen Münchens für nicht mehr ausschließlich berufen
betrachten können, gez. Professor Bruno Piglhein." Der
Vorüandschaft der neuen Vereinigung gehören ferner an: als
zweiter Präsident — Professor Piglhein ist erster Präsident —
Freiherr Hugo v. Habermann, erster Schriftführer Professor
Paul Höcker, zweiter Schriftführer R ob. Pötzelberger, ferner

die Herren Professoren Fritz v. Uhde, Heinrich Zügel, Albert
Keller, G otthardt Kuehl, dann Ludwig Dill, Franz
Stuck, Arthur Langhammer. Ersatz: Paul Wilhelm
Keller-Reutlingen, Professor Ludwig Herterich, Bern-
hard Butlersack. Der Gesellschaft gehören ferner an: Josef Block,
Otto Hierl-Deronco, Graf Leo Kalckreuth jun., Hugo König, Guido
v. Maffei, Fritz Boellmy, Viktor Weishaupt, Professor Rudolf
Maison,Max Kuschel, Leo Samberger, Friedrich Febr, Georg Büchner,
Theodor Grätz, Geza Peske, Adolf Hengeler, Wilhelm Trübner,
Bernhard Lepsius, Jujius Exter, Hubert v. Hehden, Theobald
Schorn, Karl Vetter, Peter Paul Müller, Fritz Bergen, Fried-
rich Eckenfelder, Anton Laupheimer, Karl Becker-Gundahl, Adolf
Hölzel, Eduard Selzam, Hermann Schlittgen, Georg Flad, Fritz
Strobentz, Louis Korinth, Hugo Havenith, Wilhelm Räuber,
Richard Lipps, Julius Kleinmichel, Peter Behrens, Professor Ernst
Zimmermann, Otto Strützel, Eugene Kirchner, Peter Halm, Wil-
helm Voltz, Meyer-Basel, Fritz Wahle. Hans Borchardt, Viktor
Thomas, Heinz Heim (Darmstadt), Max Liebermann, Eugen
Klinkenberg, Rene Reinicke, Professor Otto Piltz, Martin v. Aster,
Professor Alois Gabl, Hans Olde, Alfred v. Schrötter, Christian
Speyer, Tony Stadler, W. Szymanowski, Stanislaus Grocholski,
Albert Niemeyer, Max v. Schmädel, Ferdinand Bredt, Ludwig
Schmid, Karl v. Stetten (Paris), Ernst Simonson, Gabriel
Schachinger, Richard Ebner, Hermann Neuhaus, Hermann Eich-
feldt, Christian Landenberger, Franz Amling, Paul Krodel, Her-
mann Hartwig, Fritz Rabending. Louis Böller, Richard Winter-
nitz, Wilhelm Velten, Theodor Scknnidt, v. Siekierz, Theodor
Hummel, Charles Fred. Ulrich, S. Wenban. Über die Statuten
der Vereinigung verlautet noch, daß sie vollkommene Lösung der
künstlerischen von der geschäftlichen Leitung anstrebt, ferner die
Aufrechterhaltung der Jahresausstellungen im internationalsten
Sinne. Ein jedes Mitgjied der Gesellschaft, das drei Jahre
hindurch nicht ausstellt, soll zwar die Mitgliedschaft behalten, aber
seine Stimme verlieren. fioesj

17 kt. Eine größere Sammlung von nordischen Seestrand-
bildern Hendrichs in Berlin mit entsprechenden, meist der alt-
deutschen Mythe entnommenen figürlichen Staffagen hat eben
jetzt in München viel Aufmerksamkeit erregt. Sowohl durch die
meisterhafte Komposition der wild großartigen Landschaften selber,
als die Geschicklichkeit, mit welcher der Künstler seine Nixen und
Walküren, Helden und Zauberer der jeweiligen Szenene an-
zupassen weiß. Wir geben davon ein Beispiel in seinem „Nibelung
und die Nixe", wo Landschaft,, und Figuren einander auch vor-
trefflich ergänzen (s. S. 245). Übrigens ist wie bei dem ihm ver-
wandten Preller auch bei Hendnch der Landschafter dem Historien-
maler überlegen und erzielt bei seinen Darstellungen des nordischen
Meeres, so z. B. bei seinem „Fliegenden Holländer", aber auch
bei der aus dem Regenbogen auftauchendcn „Iris" einen ganz
ungewöhnlichen Reiz. Neben der bodenlosen Nüchternheit eines
guten Teils unsrer Kartoffeläcker- und Krautfelder-Malerei bildet
die phantastische Großartigkeit der Naturauffassung bei Hendrich
immerhin eine sehr wohlthuende Abwechslung, selbst wenn sie
ab und zu ans Opernhafte streift liv4il

— München. Von der Münchner Künstlergenossenschaft
wird vom 1. Mai an ein wöchentlich erscheinender offizieller
Anzeiger herausgegeben, der den Mitgliedern der Genossenschaft
kostenfrei zugestellt wird. Die Zeitschrift soll Nachrichten aus
der Künstlerwelt, Mitteilungen über Ausstellungen :c. enthalten.
Verlag und Expedition der Zeitschrift sind der Firma Jos.
Albert in München übertragen. lioesj

— München. Am l. Mai hat der an die Stelle des
k. Rats A. Paulus getretene Geschäftsführer der Münchner
Künstlergenosfenschaft Herr O. Jobelmann die Obliegenheiten
feines neuen Amtes übernommen. Herr Jobelmann, schon
durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen — er ist Schwieger-
sohn des bekannten Landschaftsmalers L. Douzette in Berlin —
in den Kreisen der Künstlerschaft kein Fremder, ist aus seiner
langjährigen Thätigkeit bei dem Hofkunsthändler F. Gurlitt in
Berlin, mehr noch aber durch sein ersprießliches Wirken als Ge-
schäftsführer des Vereins Berliner Künstler in den weitesten
Kreisen vorteilhaft bekannt geworden. Seiner Umsicht ist es zu
verdanken, daß die Verkäufe auf der vorjährigen Berliner Aus-
stellung auf einen dort noch nicht erreichten Höhepunkt gelangt
sind. Seine Wahl bietet der Münchner Künstlergenossenschaft
für die heurige Ausstellung die besten Aussichten. Iw44l

^.Düsseldorf. Der Geschichts-, Genre- und Porträt-
maler Otto Rethel, der Bruder Alfred Rethels, ist am
7. April an einem Herzschlage gestorben. Er war am 26. De-
zember 1822 in Aachen geboren und kam 1841 nach Düsseldorf,
wo er Schüler der kgl. Kunstakademie, speziell des Direktors
 
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