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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Ostini, Fritz von: Verborgene Kunstpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0248

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i. April 7892


VII. Irilirnkma. Nrft iz

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„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, bauer. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
__(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Kunstwerke, die Weltruf genießen und wieder weniger Bekanntes, was dafür vielleicht um so charakte-
ristischer für seinen Schöpfer war. Sogar manches Skizzenbnch hat sich für diesen Zweck geöffnet und
Einblick in die intimsten Werkstattgeheimnisse des betreffenden Künstlers gewährt. Aber es gibt Künstler-
arbeiten, und noch dazu solche von ganz besonderem Reiz, die noch viel schwerer zugänglich sind, weil
sie für einen ganz bestimmten, mehr oder minder engen Kreis geschaffen wurden. Die Künstlergesellschaften
aller Arten und Namen sind es, die wahre Schätze bergen solcher verborgenen Kunstthätigkeit. Wem
in einer Kunststadt die behaglichen Heimstätten der Künstler sich öffnen, der sieht da so manches, was in freier
heiterer Laune aus Papier oder Leinwand hingezanbert wurde und was oft die ungeschmälertste Bewunderung
verdient. Oft genug kann man dann von böser Zunge hören, die Kneipzeitungs-Karrikaturen des Herrn X.
oder N, seien im Grunde mehr wert, als seine ernsthaften und großen Kunstwerke, die er mit viel Anspruch und
Lärm in die Welt gesandt. Daß solche Kunstübung im Stillen in den.großen Kunststädten mannigfach zu
finden ist, ist bekannt und versteht sich sehr wohl. Aber es weiß nicht jedermann, wie sich auch an anderen
Orten kunstfreudige Kreise zusammengethan, aus denen viel ergötzliche Schilderei hervorgegangen ist.

Das Bedürfnis, hin und wieder einmal das monotone Tick-Tack von des Dienstes ewig gleich ge-
stellter Uhr, des Berufes einförmige Mühe zu vergessen, und hin und wieder auch einmal andere vier Wände
zu sehen, als die der eigenen Arbeits- und Wohnstube und hin und wieder einmal in frohem Kreise einen
mannhaften Trunk zu thun, bringt die Menschen auf allerlei gesellige Einfälle. Uns Deutsche insbesondere.
Es ist im allgemeinen kein Nationalübel, aber auch nicht immer eine Nationaltugend. Manchesmal kommt da
recht wunderlicher Unsinn zu Tage, oft auch etwas recht Hübsches, je nach den Zwecken, welchen das Vereins-
leben dienen soll. Die einen lieben laute, geräuschvolle Lustigkeit, schellenklirrenden Humor, die einen stille,
trunkfrohe Behäbigkeit, politische Kannengießerei oder das, was der Deutsche mit so treffendem Ausdruck „Fach-
simpeln" nennt, die andern. Hie und da gilt's auch was Besserem! Zum Beispiel dem Streben, heitere Kunst
mit freier, warmer Geselligkeit zu verbinden, ntilc cum ckrckci zu einen: dann wird gegeigt und gesungen,
und, wo die Menschen recht bösartig sind, auch gedichtet.

Die Kunst für Alle VII.

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