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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle
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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0337

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Personal- und Ateliernachrichten

Behandlung gefunden; cs ist als Blasse aber so behandelt, daß
es seinen eigentümlichen Charakter nie verleugnet, selbst wenn
es sich glatt an den Kopf anschmiegt. In feinsinnigster Weise
ist die Rückseite der Medaillen so benützt, daß die Eigenart des
Dargestellten deutlich charakterisiert wirkst Bei dem Maler Gorome
ist z. B. das eiserne Studium durch eine emsig zeichnende Gestalt
an der Staffelei charakterisiert; bei Paul Baudry deutet ein
geflügelter Knabe auf den höheren Flug des Künstlers hin. Den
Archäologen Dumont zeichnet eine Gestalt, welche Ruinen durch-
forscht und so könnten wir lange forlfahren, wenn der Raum es
gestattete. Wir möchten aber noch einen Teil der interessantesten
Personen nennen, deren Bildnisse in voller Lebenswahrheit
gegeben sind, nur um zu zeigen, welche Galerie sich hier eröffnet.
Wir finden u. a. Jules Simon nebst seiner Frau und Tochter.
Victor Hugo, Präsident Carnot, Barthölcmi
St. Hilaire, Gambetta, Cabanel, Gounod, Paul
Laurens. Ein prächtiges Frauenbildnis gibt, wie
man sagt, das Porträt seiner Frau; auf einer
anderen Platte sind des Künstlers Kinder in ihren
verschiedenen Altersstufen dargestellt u. s. w. Mit
besonderer Feinfühligkeit ist die Schrift der Me-
daillen behandelt; sie ist durch Anordnung und
Ausführung zum wahren Schmuck des Ganzen ge-
worden, während der Künstler seine Unterschrift in
bescheidenster Weise so angebracht hat, daß man
sie suchen muß. Daß die Direktion unseres Museums
überzeugt ist, mit der Aufstellung dieser Werke
unserer Medailleurkunst nicht allein, sondern unsrer
gesamten Skulptur ein glänzendes Vorbild ge-
geben zu haben, kann man sicherlich nicht als un-
berechtigt ansehen. Uns bleiben aber noch für ein
nächstes Mal die Werke eines anderen Künstlers,
die Werke Roths, zu besprechen, den man höher
als Chaplain glaubt stellen zu müssen.

_ ck. Tb. 8.

Personal- und Atelier-Nachrichten

--- Zürich, Meister Böcklin hat es als
Mensch wie als Künstler stets geliebt, seine eigenen
Wege zu gehen, so daß man von seinem Schaffen
eigentlich immer nur durch die Künstausstellungen
erfuhr, welche die Gemäldehändler mit seinen
Schöpfungen beschickten. Was von seinem Atelier
direkt in Privatbesitz gekommen, davon haben
wenige Künde, so z. B. von dem herrlichen Triptychon
„Die Himmelskönigin" und einer „Göttin der
Freiheit", die eine Freiburger Dame kürzlich er-
worben. Auch jetzt hat Böcklin wiederum ein
Triptychon vollendet, das die „Leben spendende De-
meter" verkörpert. Auf dem Mittelbilde erscheint die
vom Himmel schwebende lichte Jdealgestalt der Früh-
lingsgöttin, ein Triangel schlagend und dadurch die
Natur zu neuem Leben weckend. Auf dem linken Flügel-
bilde, den Sommer verkörpernd, ist ein junges Paar
dargestellt, wie es auf blumiger Berglehne kost. Das
rechte Flügelbild, den Herbst versinnbildlichend,
zeigt uns eine ländliche italienische Familie, sich
der Früchte des Herbstes erfreuend. Augenscheinlich
will sich der Künstler unabhängig machen von der
störenden Nachbarschaft, die seine Bilder auf Aus-
stellungen und Galerien finden, er schafft sich
also durch die Zusammenstellung dreier Kompo-
sitionen die geeignete Umgebung selbst. — Ein
zweites Bild, das in dem Atelier des Meisters zur Zeit seiner
Vollendung entgegengeht, ist ein heiliger Bartholomäus, welcher
den Fischen predigt. Am Meeresuser steht aus einem scheinbar
nicht ganz sestruhenden Felsblock der mit einer braunen Mönchs-
kutte bekleidete Heilige, den Oberkörper weit zum Meeresspiegel vor-
gebeugt, aus dem zahlreiche Fische, große und kleine, die Köpfe
emporstrecken, um den Worten des frommen Mannes zu horchen.
Ein besonders frommer Fisch hat sich mit vieler Mühe besonders
weit aus dem Wasser gereckt, um kein Wort zu verlieren. Ganz
im Hintergründe sieht man auf einem felsigen Vorsprung festlich
gekleidete Spaziergänger an einer geschloffenen Kirche vorüber-
ziehen. Augenscheinlich will der Künstler damit sagen, daß der
Heilige dort unter den Menschen keine Zuhörer gefunden hat, so
daß er sich zu den Fischen gewandt hat. Aber auch diese
scheinen nicht viel Nutzen von der Lehre des Heiligen ge-

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zogen zu haben, denn ans einer ganz schmalen Predelle unterhalb
des Bildes ist ein Ausschnitt aus dem Meeresgründe dargestellt,
in dem, nach wie vor, die großen Fische die kleinen fressen. Es
ist nicht auffällig, daß, seitdem Böcklin Italien verlassen hat, um
in der Schweiz seine Kinder in tüchtige Schulen schicken zu können,
er sich von der Landschaft vollständig abgewandt hat und nur
F-igurenbilder malt. Augenscheinlich sieht er in der italienischen
Landschaft sein künstlerisches Ideal, das ihm die Berge seiner
jetzigen Heimat nicht ersetzen können. Nur der Zürichsee, an
dessen lieblich ansteigenden llfern er sich sein Heim gebaut, muß
ihm hier und da noch als Modell dienen. — Endlich sieht
man noch in seinem Atelier einen Reilerkamps auf einer Block-
brücke, den der Künstler „Cimbernschlacht" betitelt, und eine
schlafende Diana mit zwei Faunen. stooil

Hrrmrvärls. von Lsenri Bource

b. Berlin. An Stelle des, wie schon gemeldet, mit dem
l. Mai aus seiner bisherigen Thätigkeit als Geschäftsführer
des Vereins Berliner Künstler ausschcidenden O. Jobelmann
ist Herr Hermann Pr eck le aus München getreten, der durch seine
langjährige Wirksamkeit als Konservator der Verkaufshalle des
bayerischen Künstgewerbevereins auch weiteren Kreisen auf das
beste bekannt ist. Da dem Verein Berliner Künstler, gleichwie
in den letzten Jahren, so auch für dieses Jahr das Verkaufs-
bureau der akademischen Kunstausstellung übertragen ist, so wird
Herr Preckle bei dieser Ausstellung den Verkauf der Kunstwerke
zu vermitteln haben. Nach der vor kurzem festgestellten neuen
Geschäftsordnung der permanenten Kunstausstellung des Vereins,
für welche Ausstellung Herr Preckle gleichfalls als Geschäfts-
führer fungieren wird, wird dieselbe auch während der Sommer-
monate geöffnet bleiben. l'El

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vir Kunst für Alle VN
 
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