Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0338

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
266

Personal- und Ateliernachrichten — Preisausschreiben

7- Wien. Meister Caspar von Zumbusch hat für
das von ihm geschaffene Radetzky-Denkmal das Ehrenzeichen für
Kunst und Wissenschaft, die höchste Auszeichnung, die in Öster-
reich für Verdienste auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft
verliehen werden kann, erhallen.

— Erfurt. Der Porträt- und Geschichtsmaler Eduard
von Hagen in Erfurt hat ein neues, religiöses Gemälde
vollendet, das von einem Komitee erworben und der größten
dortigen Kirche, der Barfüßerkirche, geschenkt worden ist. Dasselbe
stellt den auferstandenen Christus dar, wie er, von Genien auf
Silberwölkchen umschwebt, aus der offenen Grabesthür hervortritt.
Seine ganze Haltung, die zum Himmel erhobenen Hände und
Arme, der aufwärts gerichtete, verklärte Blick, die selig-sieghafte
Gebärde bringen das Wort aus der biblischen Auferstehungs-
geschichte zur Darstellung: „Ich fahre auf zu meinem Vater und
zu euerem Vater". Ein vom Himmel auf ihn herniederfallender
Lichtstrahl deutet die innere Verbindung und Beziehung des Auf-
erstandenen zu der himmlischen Welt an und läßt die Gestalt
desselben als eine wahre verklärte „Lichtgestalt" erscheinen. Diese
Christusgestalt des Malers ist jedenfalls die bedeutendste und
erhabenste von seiner Hand. iw«;

— Düsseldorf. Man weiß, daß Professor Peter
Iaussen seit Jahren bereits beschäftigt ist, die Aula unserer
Kunstakademie mit einem Friese zu versehen, dessen Thema der
Künstler Goethes Worten „Greift nur hinein ins volle Menschen-
leben, denn wo ihrs packt, da ist es interessant" verdankt. In
9 in einander übergehenden Kompositionen: l. Kindheit, 2. Jugend,
3. Spätere Jugend, 4. Anleitung zur praktischen Thätigkeit, 5. Liebe,
6. Der Mann im Kanrpf um die Familie, 7. Der Mann auf der
Höhe als Beherrscher der Welt, 8. Alter, 9. Klage am Grabe und
Trost der Religion, behandelt der Künstler das ganze menschliche
Leben von der Wiege bis zum Grabe auf den beiden Schmal-
wänden und der dem Fenster gegenüberliegenden Saalwand. In
den drei Nischen an der Fensterwand wird der Künstler darstellen:
die Auferstehung, das jüngste Gericht, und das Leben der Seligen.
An der Decke sind bereits vollendet drei Rundbilder: Fantasie,
Schönheit und Natur, als die zum künstlerischen Schaffen not-
wendigsten Erfordernisse. Auch in diesen Zyklus, der in Gerhardt-
schen Caseinfarben auSgeführt wird, offenbart sich Janssen als ein
Künstler von unerschöpflicher Fantasie und kraftvoller Gestaltung.
Die in dem Friese zutage tretende Verbindung von wirklichem
Leben und Allegorie ist eine außerordentlich glückliche. Aber auch
die sich in der reinen Allegorie bewegenden drei Rundbilder
zeigen, daß Janssen jene drei künstlerischen Requisite besitzt, die er
als unentbehrliches Gut des wahren Künstlers darstellen wollte,
nämlich Phantasie, Schönheitsgefühl und Kenntnis der Natur.

tt. Zürich. Der hiesige Generalkonsul Augst wurde vom
Bundesrate zum Direktor des schweizerischen Landes-Museums
ernannt. Damit hat der Bundesrat eine treffliche Wahl getroffen,
denn nicht nur hat Augst sich um die Errichtung des Museums
die größten Verdienste erworben, sondern er besitzt auch alle die
Kenntnisse, den Sinn und Sammeleifer, welche für diese Stelle
erforderlich sind.

— Berlin. Die Büste des verstorbenen Or. Dorner,
welche, wie wir in Heft 15 der „Kunst für Alle" berichtet haben,
in der Aula der Berliner Universität Ausstellung gesunden hat,
ist ein Werk von R. Felderhoff, nicht A. Tondeurs, wie
wir irrtümlich berichtet haben. liosis

tr. Düsseldorf. Am 18. April starb nach längerem
Leiden hier der Architekturmaler Franz St eg mann, der seit
länger als einem Menschenalter hier thätig war. Geboren 1831
in Gandersheim im Herzogtum Braunschweig, wo sein Vater ein
hohes Amt im Justizdienst bekleidete, wollte der Verstorbene sich
zuerst zum Architekten ausbilden und studierte die Bauwissenschaft
auf' dem Kollegium Carolinum in Braunschweig. Beruf und
Neigung bestimmten ihn indessen, sich der Malerei zu widmen
und nach vorbereitenden Studien ging Stegmann nach Brüssel,
wo er Schüler von Wauters wurde. Dann bildete er sich in
München weiter und kam Ende der 50er Jahre nach Düsseldorf,
wo er seinen bleibenden Wohnsitz nahm. Er malte mit Vorliebe
Kircheninterieurs, zu denen er seine Studien in Nordfrankreich,
Belgien und im deutschen Reiche machte. Dieselben zeichnen sich
durch strenges Studium und feines Verständnis der architektonischen
Formen aus und sind inbezug auf perspektivische Behandlung
und gediegene Ausführung meisterhaft. Auch seine Exterieurs
werden sehr geschätzt, besonders seine Straßenansichten, aus welchen
auch die Staffage gut behandelt ist. Als alter „Malkästner"
war Franz Stegmann wegen seiner immer guten Laune und
seinem originellen Humor ein allgemein beliebtes Mitglied der

hiesigen Künstlergenvssenschast und der tüchtige Künstler und an-
genehme Gesellschafter wird schmerzlich vermißt. lioiel

tt. Mainz. Bildhauer Anton Scholl, am 27. Sep-
tember 1839 in Mainz geboren, starb hier am 8. April; der
Künstler war Schüler von Gustav Bläser in Berlin, arbeitete
später eine Reihe von Jahren in Paris, um sich alsdann zunr
bleibenden Aufenthalte in seiner Vaterstadt niederzulassen. Scholl
schuf die Marmorbüste von Philipp Veit und das Bronzeporträt
des Tondichters Franz Abt in Wiesbaden, zwei Statuen am
Empfangsgebäude des Frankfurter Hauptbahnhofes und an der
Vorderseite des Mainzer Zentralbahnhofes eine große Anzahl
monumental-dekorativer Bildhauerarbeiten.

— München. Am 30. April starb unerwartet an
einem Herzschlag in seinem Tusculum Mittelberg der Maler
Or. H. v. Klenze im Alter von 42 Jahren. Er war einer
der Rufer im Streit der „Alten" gegen die „Jungen" und ihm
ist namentlich zuzuschreiben, daß in der diesjährigen Ausstellung
jene die Oberhand gewonnen haben. Die Münchener Künstler-
genossenschast verliert in H. v. Klenze einen Mann von hoher
organisatorischer Begabung, dessen Tod eine fühlbare Lücke
hinterläßt.

Erstorben. Am 6. Mai zu Prag der Maler Leo Lerch,
der mehrere Jahre in München thätig gewesen ist. Iiosq

Preisausschreiben

Berli n. Ein recht erfreuliches Resultat hat der Wett-
bewerb um das Stipendium der zweiten Michael - Beerschen
Stiftung auf den: Gebiete der Bildhauerei gezeigt. Es ist dies
wohl die beste Konkurrenz gewesen, die seit Beginn der Stiftung
zur Ausschreibung gelangte. Fünf Bewerber hatten durchweg
des Preises würdige Arbeiten eingereicht, und es dürfte den
Preisrichtern wohl recht schwer geworden sein, solch künstlerisch
vollendete Arbeiten ohne Prämiierung zurückgehen lassen zu
müssen. Zwei der Bewerber haben ihre Studien in Wien ab-
solviert, drei entstammen der hiesigen Bildhauerschule. Als Sieger
ging schließlich der Bildhauer Gust. Fr. Wilh. Kumm, am
3. April 1861 zu Hamburg geboren und Schüler der hiesigen
akademischen Hochschule für die bildenden Künste, an welcher
er beionders Schapers Unterricht genoß, hervor. Seine Arbeiten
„Mucius Skävola, „Junger Helot", und insbesondere die Durch-
führung der gestellten Preisaufgabe „Werkleute, beim Pyramiden-
bau beschäftigt" zeigten ein tiefes Studium und hervorragendes
Können. — So glücklich, wie diese Konkurrenz in idealer Hin-
sicht verlief, einen so kläglichen Verlauf hatte der Wettbewerb um
das für jüdische Maler ausgeschriebene Stipendium der Ersten
Michael-Beerschen Stiftung, zu welchem zwei Bewerber Arbeiten
eingesandt halten. Diese sind indessen derartig gewesen, daß
wegen ihrer Unzulänglichkeit von der Zuerkennung des Preises
Abstand genommen wurde. lwsi-i

^ Leipzig. Der Verleger der bekannten „Zeitschrift für
bildende Kunst" Herr E. A. Seemann in Leipzig schreibt einen
Wettbewerb zur Erlangung von Originalradierungen aus für
deutsche, österreichische und Schweizer Künstler. Es gelangen
zwei Preise, 600 und 300 M., zur Vergebung. Die eingehenden
Arbeiten dürfen noch nirgends veröffentlicht sein und sollen die
Bildgröße 17x24 cm nicht überschreiten. Die Einsendung hat
bis zum 1. Oktober d. I. an die Verlagsbuchhandlung zu ge-
schehen und zwar in drei Probedrucken auf China-Papier
bestehend, mit Kennwort versehen. Prämiierte und angekaufte
Arbeiten werden in dem nächsten Jahrgang der Zeitschrift ver-
öffentlicht, Preisrichter sind die Professoren Karl Köpping,
W. Unger, Berger (Wien), vr. C. von Lützow und der
Verleger E. A. Seemann selbst. Uvsu

tt. Flensburg. Bei dem vom hiesigen Magistrate aus-
geschriebenen Wettbewerbe zur Gewinnung eines Planes für
den mit einem Kostenaufwande von 275,000 M. herzustellenden
Neubau eines Kunstgewerbe-Museums erhielt die Arbeit des
Professors Hubert Stier-Hannover den ersten Preis: die
Arbeit der Professoren Neumeister und Bischofs-Karlsruhe
den zweiten Preis und die Arbeit der Architekten Schulz und
Sch lichting - Berlin den dritten Preis. liosq

— Wien. Baron von Königswarter in Wien hat einen
neuen Künstlerpreis gestiftet, der vom Jahre 1892 an jährlich
mit 500 fl. bei der Wiener Jahresausstellung zur Verleihung
gelangen wird. Der erste Preisträger ist der Bildhauer Ludw.
Dürnbauer, dem der Preis für seine Gipsgruppc „Der Kampf
ums Dasein" zugesprochen worden ist. Irv82i
 
Annotationen