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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Stobaeus,...: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0325

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256


Eigene und fremde Beobachtungen,
welche tm allgemeinen nicht gcnügcnd
bekannt find

L., Negativ-Verfahren
an mißtraue jeder Art von Trocken-
platten, bevor man ein daraus ent-
wickeltes Negativ, womöglich auch einePositiv-
kopie davon gesehen Hab Die teuersten und
angepriesensten Platten lassen oft an Rein-
heit und Gleichmäßigkeit alles zu wünschen
übrig.

Die hochempfindlichen Trockenplatten sind
für die gewöhnlichen Zwecke des Amateurs
keineswegs die besten; sie neigen durchwegs
zu Schleier. Mit den uns zur Verfügung
stehenden kräftigen Entwicklern (Hydrochinon,
Eikonogen rc.) können wir aus mittel-

empfindlichen Trockenplatten die schönsten!
Negative gewinnen, auch wenn es sich um
Momentaufnahmen handelt.

Es ist ganz unmöglich, bei rotem Lichte
zu beurteilen, ob ein Negativ dicht genug
entwickelt ist; gelbes oder orangefarbenes
Licht ist dazu allein geeignet. Man täuscht
sich speziell beim Entwickeln mit Hydrochinon
über die erreichte Dichtigkeit; wenn man bei
rotem Lichte allein entwickelt, werden die
Negative immer viel zu dicht.

Die allgemein gebrauchte rote Dunkel-
kammerlampe gibt ein augenmörderisches
Licht. Orangefarbige Scheiben, auch grüne
und gelbe zusammen, bieten eine ebenso sichere
Beleuchtung, wenn nian mit der Entwick-
lungsschale etwas davon abrückt; sie sind
aber nicht so trügerisch und für das Auge
nicht so gefährlich, wie die roten Gläser.

Wer mit Hydrochinon entwickelt, achte
darauf, daß seine Negative, bevor sie in die
Fixage kommen, recht zart aussehen Bei
der Durchsicht muß man stets das Gefühl

haben, daß das Negativ noch nicht dicht
genug sei. Mit Hydrochinon entwickelte
Platten trocknen viel kräftiger auf, als sie
naß aussehen.

Beim Gebrauche der alkalischen Entwickler
ist das saure Fixierbad unerläßlich. Die
damit fixierten Negative sind sehr viel reiner,
klarer und durchsichtiger als solche, die mit
gewöhnlicher Fixage behandelt wurden. Etwas
dünn geratene Negative dürfen nicht länger
als nötig im sauren Fixierbad belassen
werden, weil dasselbe eine abschwächende
Wirkung hat.

Hydrochinon- und Eikonogenentwickler,
zu gleichen Teilen gemischt, gibt, frisch
gebraucht, brillante Negative; wird er zwei-
mal oder noch öfter verwendet, so resultieren
schlecht kopierende, konirastlose Negative.

Amateure sollen sich vor der Anwendung

neuempfohlener Entwickler fragen, ob der
bisher gebrauchte ihr Vertrauen getäuscht
hat; der neue wird es gewiß thun.

Billige Objektive sind der Totfeind der
Photographie; sie leisten nur mittelmäßiges
und gewöhnen den Amateur, das Mittel-
mäßige als Normalleistung anzusehen. Eine
Ausnahme machen die Landschaftsobjektive;
aber nur der Vorgeschrittene kann mit ihnen
Gutes leisten.

Wer als Amateur die Kinderkrankheit
der Porträtphotographie schon überstanden
hat, wird sich sehr wohl fühlen; wer noch
daran leidet oder davon erst bedroht ist,
nehme sich zur Richtschnur, womöglich nie-
mals im Zimmer zu photographieren, denn
solche Porträts sehen immer hart und starr
aus. Dagegen gelingen Porträts, im hellsten
Sonnenschein und thunlichst Profil aus-
genommen, vorzüglich; sie sind ungemein
plastisch und von großer Weichheit, wenn
auch viele Lehrbücher das Gegenteil be-
haupten.

Es ist wenig bekannt, daß die Hintere
Linse eines jeden Aplanats eine vorzügliche
Landschaftslinse von langer Brennweite dar-
stellt, d. h. damit aufgenonimene, weit ent-
fernte Objekte erscheinen sehr groß; natürlich
muß die betreffende Camera einen langen
Auszug haben.

Wer seine Negative nach der Fixage rasch
vom Fixiernatron befreit haben will, lege
sie während einer Vg Stunde in eine nicht
zu kalte !5°/„ige Kochsalzlösung, wonach
noch Vs Stunde in fließendem Wasser ge-
waschen wird; sie sind dann sicher vom
Natron ganz frei.

Mittel gegen Vafbildung

Es kommt bei Jnterieuraufnahmen rc.
häufig vor, daß Helle Gegenstände (Fenster rc.)
von einem Lichthof umgeben erscheinen,
welcher sehr störend wirkt. Man vermeidet
denselben, indem inan die Platte auf der
Glasseiie mit folgendem Kollodium über-
sieht:

Rohkollodium (2"/„) 100 ccm
Rizinusöl 3 xr

Fuchsin 1 §r

Man entfernt die Kollodiumschicht vor
der Entwicklung mit einem in Alkohol ge-
tränkten Wattebausch.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
l)r. Adols Miethe, Rathenow, Berlinerstratze.

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licdaktiollsschluß 23. April — Ausgabe 7. Nai

Inhalt des sechszebnten Bestes:

R. W. Moderne Knnst in Rom — Her man
Helferich. Biarritz - Fr. Pecht. Unsre Bilder
Kunst- und Ateliernotizen — Feuilleton: CH.
Moreau-Vauthier. Die Bacchantin — Z)er
Amateur-Photograph: Vr. Stobaeus. Eigene
und fremde Beobachtungen rc. — vr. Adolf
Mi et he. Mittel gegen Hofbildung — Aikder-
öeilagen: Adolf Menzel. Prozession in Gastein
— PH. Morris. Der erste Prinz von Wales —
A. Normann. Norwegische Küste.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwach — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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