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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Heilbut, Emil: Wilhelm Leibl
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0149

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VII. Jahrgang, ilycsr 8

15. Zanuar 1892

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3624, bayr. Verzeichnis Sir. 418, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1673) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

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von Dermal! Delserich

jachdem Wilhelm Leibl 1869 ein Fraueuporträt
L In Rembraudt ausgestellt hatte, „das von
mehr als einem Künstler bemerkt worden war", gab
er 1878 der Ausstellung des OImmp8 <Io L1ar8 ein
Männerporträt, begleitet von einem Gemälde, das
Bauern zeigte, die eine Zeitung lesen. Dieses Bild
ist nach Amerika in die Sammlung Stewart gewan-
dert, wir kennen es nicht im Original, bringen in-
dessen von diesem Werk, das zu Leibl's Hauptarbei-
ten zählt, vorn unter den Bildcrbeilagcn eine Re-
produktion. Die OaMtts cles Loanx-^rts, der beste
Wertmesser der europäischen Kunstlcistungcn, sagte
im Berichte von der Ausstellung 1878 bei Gelegen-
heit dieser Arbeit: „Von allen deutschen Malern ist
Leibl der erstaunlichste Künstler für die Wiedergabe.
Er hat eine dieser Organisationen, die für das Malen
bestimmt sind, so wie Courbet eine derartige Organi-
sation bei uns Franzosen hatte. Solche Leute ziehen
ans der Malerei die merkwürdigsten Sachen." Man
sieht, daß er Eindruck in Paris gemacht, man sieht,
daß er etwas gehabt haben muß, was für die fran-
zösischen Künstler überraschend war. Ich bitte nun,
die Jahreszahl zu beachten; 1878 hat Leibl originell
ans die Franzosen gewirkt. Würde er heute auch
auf diesen Erfolg der Einzigkeit, der Originalität zu
zählen haben? Dies ist fraglich. Denn es sind nicht
allein seine Art und seine Gegenstände zu einer Art
von Allgemeingut geworden, sondern es ist auch bei
den nen aufgetanchten Spezialisten dieses Faches bei
den Malern des Nordens, noch etwas Anderes zu
konstatieren, als bei unserem Landsmann ans Köln,
der die ersten Schritte auf diesem Wege mit soviel
Aufsehen gemacht hat. Folglich ist Leibl als ein
Initiator zu betrachten, obgleich er nicht unbeein-
flußt durch die alten Meister vorgegangen war, er ist ein Pfadfinder gewesen, obgleich er Holbein betrachtete,
und schon jetzt, wenn gleich der Gegenstand unserer heutigen Nummer ein Mann von nur siebenundvicrzig Jahren
ist, ist er eine historische Figur und zählt zu den Künstlern, die gewirkt haben, die berühmt sind. Es
liegt seine Hauptrolle schon eine Anzahl von Jahren zurück; als er den Franzosen so originell erschien, und sic
seine Mache so bewunderten, hat auch er seine Glanzzeit gehabt und seine Hauptarbeiten geschaffen mit einer

Wilkelm Kerbt

Die Kunst für Alle VH.

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