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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Die Neuerwerbungen der Kunsthalle zu Hamburg
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0476

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Die Neuerwerbungen der Kuusthalle zu Hainburg — Personal- und Atclicrnachrichten

S77


Personal- u. Akrlirr-Nschrichkrn

0>, Rom. Zu der an andrer Stelle der
„Kunst für Alle" abgcdrnckten Mitteilung über
die Eröffnung des Palizzi-Saales in der römi-
schen Naiionalgalerie schreibt man uns aus Rom
weiter: Filippo Palizzi, ein Sohn der
Abruzzen, war s. Z. Schüler Bonolis in Neapel,
zu einer Zeit, als die dortige Akademie noch voll-
ständig im Fetischismus einer verknöcherten
Klassik besangen war. Palizzi besaß nun nicht
nur den Mut, sondern auch das Zeug, sich an
die Spitze der bis dahin lahm gebliebenen revo-
lutionären Bewegung zu stellen, die eine Rückkehr
zur Natur anstrebte. Alsbald fielen ihm auch
fast alle jüngeren Künstlerelemente zu und seine
Thätigkeit fand mit der Zeit so allgemeine An-
erkennung, daß er zum Präsidenten der Neapler
Künstlergcsellschast >8ocielä prowotrice ckelle belle
ani- gewählt wurde. — Von den Werken des
Meisters, der besonders als tiefer Kenner des
Tierlebens glänzt, sind in erster Linie hervorzu-
hcbcu: „Der Auszug der Tiere aus der Arche",
dann das allerliebste Genrebild „F-rühliugs-
triebc" (vkletü 6i krimavera), im wunderschönen Monat Mai
begegnen sich zwei biedere Grautiere, die in zärtlicher Sehn-
sucht zu einander entbrennen, während die Bauerndirne und
der dicke Mönch auf ihren Rücken sich vor Verlegenheit
nicht zu helfen wissen. Bekannt sind ferner „Eine Episode aus
dem Untergang von Pompeji", „Episode aus der Schlacht von
Villasranca" u. s. iv. Angesichts des vielen Minderwertigen, das
die junge römische Nalionalgalerie enthält, wird die Schenkung
Palizzis allseits mit aufrichtiger Freude begrüßt. — Vom
römischen Viktor Emanucl-Denkmal, das dereinst als
Sanktuanum der Nation auf dem Ara Cocli-Hügcl erstehen wird
(d. h so Gott und der italienische Fiskus will), dringt wieder
einmal eine Mähr ins Publikum. Danach wäre der überaus
komplizierte Unterbau — der in dein unterwühlten Hügel mit


Phol.-Berl. der Photogr. Union in München

Nach der Taufe, von Franz Schmid-Br citcubach

Pistoia, einem Schüler Dnpres, soeben vollendet worden. Es
besteht au? einer mit allegorischen Statuen und Gruppen ge-
schmückten Bronzcstatue von 25 in Höhe. Fast ebenso hoch ist
auch das kürzlich nach New-Uork abgegangene Kolumbus-Denkmal
des Sizilianers Gaetano Russo, das von dem königlichen
Transporldampfer Garigliano nach seinem Bestimmungsorte ver-
bracht wird. Das Denkmal wiegt nicht weniger als 2750 Zentner.
— Das von uns in Heft 18 beschriebene Trienter Dante-Denk-
mal wird nun binnen kurzem auf dem Bahnhofplatze daselbst
aufgestellt werden. Die österreichische Regierung hat ihre Er-
laubnis zur Ausstellung bereits erteilt. V33ch

— Nürnberg. Professor Ludwig Braun arbeitet
gegenwärtig in Nürnberg au einem Panorama der Schlacht bei
Lützen (1632). Das Rundgemälde soll nach seiner Vollendung

die erste, eigenhändig ziselierte Wiederholung der Kuusthalle
überlassen. DaS prächtige Tier ist aufgefaßt, wie es sich müht,
die Wunde am rechten Vorderlauf, oberhalb der Verse, zu lecke».
Dies ist ihm um so schwieriger, als sie durch einen steifen Ver-
band geschützt ist, den es zu entfernen sich bemüht. Mit feinster
Naturbcobachtung ist die Stellung wicdcrgegeben, die das sitzende
Tier dabei entnehmen muß und höchst geschickt die Anstrengung
ausgesprochen, die den ganzen Tierleib zu durchzittern scheint
und ihm den vollen Ausdruck des Lebens giebt Man versteht
die Bewunderung, welche dieses Kunstwerk in ganz Frankreich
gefunden hat. Erfreut über die Anerkennung, welche dein
Künstler durch die Erwerbung für die Kunsthalle geworden, hat
er derselben die einzige Plakette, die er je gefertigt,
zum Geschenk gemacht: das Bild eines Jägers
zu Pferde. Mann und Roß sind mit großer
Lebendigkeit auSgestatlct und ist namentlich das
Pferd ein kleines Meisterwerk der Tierbilducrci.

I. B. Carpeaux, der Bildner jener berühmten
Tanzgruppen an der großen Oper zu Paris, die
durch ihre lebensvolle Schönheit, wie durch die
schmähliche Verunstaltung eines Mißgünstigen
einst so viel von sich reden machten, hat später
die Büste des Malers Gerome modelliert, die in
Bronzeguß jetzt im Treppenhaus der Kuusthalle
ausgestellt ist. Mit Recht findet sie hier die all-
gemeinste Bewunderung, ist sie doch von einer
Schärfe der charakteristischen Auffassung, einer
Sicherheit der Formgebung und einer Lebendigkeit
des Ausdrucks, die uns den ganz-n Mann giebt.

Obgleich nur ein kleiner Teil des Halsansatzes
sichtbar ist, erkennt man doch deutlich die energische
Wendung des Kopfes, was den lebensvollen Ein-
druck sehr erhöht. Die grünliche Färbung der
Bronze im Gesicht bei dunklerem Haar und eben
solchen Augensternen verstärkt die Wirkung erheb-
lich. Eine Plakette in Schalenform von dem-
selben Meister giebt ein Bildnis des Malers
Giacomotti ebenfalls in klarer Form und lebens-
vollem Ausdruck. ). Nb. S.

zahllosen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte — nun so ziemlich
beendigt und die zur Bergung des Nalionalmuseums (dluseo ckel
liisoegimento nationale) bestimmte Galerie dürfte demnächst in
Angriff genommen werden. Was die Reiter statue betrifft,
so ist der mit der Ausführung derselben betraute Bildhauer
Ehiaradia soeben mit der Herstellung des dritten Modells
beschäftigt TaS definitive Modell soll daun in Bälde folgen; cs
wird 12 in hoch und das größte Reiterstandbild in Bronze sein,
das bisher gegossen worden ist. Die Statue allein wird eine
Million Lire kosten. — Ein andres riesiges Denkmal ist zu Ehren
der Brasilianischen Revolution von 1822 und auf Bestellung
weiland Dom Pedros von dem Bildhauer Prof. Niceoli in

,8

Di- Aunst sür Alle VII
 
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