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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0384

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Aufnahmen blühender Vege-
tation

Zur Aufnahme vielfarbiger Blüten ge-
braucht man meistens notwendig farben-
empfindliche Platten, am besten käufliche in
der Emulsion gefärbte (Schleußner, Perntz,
Sachs). Die Platten müssen mit einem
Hinterguß versehen sein, um störende Reflexe
zu vermeiden. Der Hinterguß besteht aus:

Collodium (2°/„) 100 ccm

Ricinusöl 3 §r

Fuchsin 1

Man trägt denselben vor dem Einlegen der
Platten in die Kassete auf, läßt ihn ca.
Vi Stunde trocknen und entfernt ihn vor
der Entwicklung mit einem feuchten Watte-
bausch. Eine Helle Gelbscheibe ist in vielen I
Fällen besonders bei orangeroten, gelben
und weißen Blüten von Vorteil. Die Be- ^

lichtungszeit wird reichlich gewählt und
mit einem sehr verdünnten Entwickler her-
vorgerusen. Solche Aufnahmen von Begeta-
tionsbildern sind lohnend und auch unter
Umständen von hohem künstlerischem Reiz.

Line neue Linse

Or. H. Schröder in London hat für
die bekannte Firma von Roß ein neues
photographisches Objektiv berechnet, welches
speziell für Reproduktionen Ausgezeichnetes
leisiet. Es hat die Form eines Aplanaten,
d. h. besteht aus zwei gleichen, entgegen-
gesetzt stehenden Einzellinsen, welche jedoch
eine ganz eigentümliche: Form besitzen. Die-
selben sind nämlich, äußerlich betrachtet,
Zerstreuungslinsen, d. h. ihre Mitte ist
dünner als der Rand; dies kommt daher,
daß das angewandte Crownglas einen
höheren Brechungsindex hat als das Flint-
glas. Die Linse zeichnet eine Platte, deren
längste Dimension größer als die Brenn-
weite ist, mit voller Schärfe aus.

Stereo sir o p au fn ah men

Die Stereogramme, welche eine Zeit
lang so sehr in Mode waren, erfreuen sich,
trotz aller Bemühungen, immer noch keines
ausgebreiteten Freundeskreises unter den
Amateuren. Und doch läßt sich auf diesem
Gebiete mit sehr einfachen Mitteln ausge-
zeichnetes erreichen und im Stereoskop wirkt
selbst ein minder gutes Bild sehr malerisch und
schön. Wer keine Camera mit Stereoskopen-
einrichtuug besitzt, kann sich jede 13:18
Camera mit einer solchen versehen, indem
er eine elastische Scheidewand in derselben
anbringt. Eine solche Scheidewand stellt
man aus einem rechteckigen Stück gefaltetem
Kalikos dar, welches an seinen beiden gegen-
überliegenden Seiten an zwei Leistchen ge-
klebt ist, von denen daS eine an der Ob-
jektivwand der Camera, das andre an der
Hinterwand befestigt ist.
Eine darumgeschlungene
Gnmmischnur verhin-
dert, daß sich diese
Scheidewand beim Zu-
sammenschieben der Ca-
mera anders als in der
gewünschten Weise zu-
sammenlegt. Als Ob-
jektive benützt man ent-
weder zwei kleine Apla-
naten von 12—14 cm
Focus oder zwei Land-
schaftslinsen von etwa
derselben Brennweite.
Ebenso schöne Resultate
erzielt man jedoch mit
noch viel einfacheren
Mitteln, nämlich mit
einem Paar passender
Brillengläser. Man ver-
schafft sich zwei perio-
skopische Brillengläser, convex, Nr. 14, läßt
dieselben auf ca. 27 mm centtisch rund ab-
schleifeu und setzt dieselben fest in das eine
Ende eines ca. 34 mm langen Pappenrohrs
ein. Das Rohr wird innen sorgfältig mit
Kienruß u. Leimwasser oder chinesischer Tusche
geschwärzt und sein andres Ende durch eine
Blende geschlossen. Diese Blende kann aus-
gewechselt werden, indem man sie einem
Schachteldeckelchen ähnlich formt. Die größte
Öffnung darf ca. 10 mm betragen, die kleinste
3 mm. Eine, beide Objektive gleichzeitig
deckende Kappe vervollständigt die Einrich-
tung und ein einfacher Fallverschluß gibt
ausgezeichnete Momentbilder. Die Entfer-
nung beider Objektive beträgt ca. 90 mm.
Nachdem man scharf eingestellt hat, muß
man infolge des chemischen Focus, welchen
unsre primitiven Objektive haben, ein kleine
Korrektur anbringen, indem man die Matt-
scheibe dem Objektiv um ca. 3 mm nähert
und in dieser Stellung die Aufnahme macht.

Photographie in natürlichen
Farben

Wenn die direkte Aufnahme farbiger
Objette in ihren natürlichen Farben bis jetzt
auch noch immer ein frommer Wunsch ge-
blieben ist, so ist doch auf einem Umwege
die Herstellung farbiger Bilder mehreren
Forschern gelungen. Eines dieser Verfahren
rührt von dem Amerikaner Mr. Jves her
und soll nach dem Bericht von Augenzeugen
überraschende Resultate geben. Jves ver-
fährt folgendermaßen: Er nimmt eine Land-
schaft oder sonst ein gefärbtes Objett vom
gleichen Standpunkt aus durch drei ver-
schieden gefärbten Gläser hindurch auf.
Schaltet man z. B. ein rotes Glas in den
Sttahlengang, so werden sich auf dem er-
haltenen Negativ nur die roten Stellen der
Landschaft reproduzieren rc. Die so ge-
wonnenen Bilder werden in Diapositive
verwandelt und nun zu gleicher Zeit mittelst
eines Skioptikons ans die gleiche Stelle
eines Schirmes geworfen: So entstehen
Bilder von glänzender, genau naturwahrer
Färbung. "Jves hat so die großartigen
Szenerien desKoloradogebirgs ausgenommen.


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vrdaktionsschliih 28. Mai — Ausgabe II. Zum

Inhalt des neunzehnten Bestes: scri:

Fr. Pecht. Die Münchener Internationale Kunst-
ausstellung (UI) — Otto Brandes. Der Pariser
Salon 18SL — Kunst- und Ateliernotizen rc. —
Feuilletons Desider Margitay. Die Auf-
erstehung desLazarns. Der Amalcur-Vhotograph:
De. Adols Micthe. Ausnahme blühender Ne-
gativen — Eine neue Linse u. s. w. — Ailder-
Seikageu- R. Hang. Spaziergang — Emil
Brack. Die Tause — E. van Hove. Madonna
mit dem Christkind — Heinrich Hermanns.
Dortrccht lHerbststimmungl.

SrriLnaufnahme. von Th. A »schütz in Lissa

(siehe „Aunst für Alle" S. 96)

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Brnckmannschen Buchdruckerei in München
 
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