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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [7]
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Muyden, G. van: Die neuen Vervielfältigungsverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0451

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Z58

Die Münchener internationale Ausstellung von t8y2 — Die neueren Vervielfältigungsverfahren

geborener Kolorist! Auch von Ed. v. Lichtenfels und Robert Ruß sind in ihrer Art reizende Bilder da,
wie von Ludw. Willroider ein grandioser Abend, andres von Zetsche, Wilda, Darnaut, Brioschi,
so daß man mit einer seltenen Befriedigung von dieser eigentlich nur durch den mächtigen Einfluß des spezifischen
Wiener Geistes zusammengehaltenen Ausstellung scheidet, dem die Kunst doch vor allem ein heiteres Spiel
bleibt und der Ernst durchaus widerstrebt. (Die Fortsetzung im nächsten Hefte)

Die neueren Vervlelfättlgungsticrfahren

von G. van Ätlwden (Berlin-Friedenau)


Ersatz für den Holzschnitt! Ersatz für
den Kupferstich! Das war namentlich
vor einigen Jahren und ist wohl heute noch
das Feldgeschrei einer ganzen Reihe über-
kühner Neuerer und Erfinder. Nichts Ver-
kehrteres jedoch als dieser Ruf. Weshalb
sollen wir uns mit Gewalt ärmer machen,
als wir sind? Giebt es denn nicht auf dem
weiten Gebiete der Vervielfältigung von
Kunstwerken und Naturgegenständen Raum
genug für alle? Ist der Tisch nicht für
zahlreiche Gäste gedeckt? Welchen Zweck
hätte es, bloß der Neuerungssucht zu Liebe,
Verfahren in den Bann zu thuu, die sich
so vorzüglich bewährt haben, und denen wir
so Herrliches verdanken, wie der Holzschnitt-
und der Knpferstcchkunst? Nun, die richtige
Antwort auf das erwähnte Feldgeschrei ist
glücklicherweise längst erfolgt. Letzterwähnte
Reproduktionsverfahren bestellen nicht bloß,
trotz des Ansturmes der mehr mechanischen
Vervielfältigungskiinsle, fort, sondern treiben
herrliche Blüten, und wenn die Kupferstech-
kunst nebst Radierung allerdings quantitativ
einen Rückgang erfahren hat, so liegt es wohl
mehr an dem Mangel an unternehmenden
Verlegern, wie auch vielleicht an dem Um-
stande, daß die Meisterwerke der Malerei be-
reits mehrfach durch hervorragende Grab-
stichelkünstler dem Kunstfreunde dargeboten
wurden, und das jüngere Geschlecht sich
ungern an solche Aufgaben wagt, bei denen
ein Vergleich mit älteren Blättern allzunahe
liegt, und vielleicht nicht zu Gunsten der
Neuzeit ausfällt.

Ein großes Verdienst ist indessen den
neueren Vervielsältigungsverfahren für Buch-,
Stein- und Kupferdruckpresse, wie auch selbst-
verständlich der Photographie, nicht abzu-
sprechen. Sie haben zwar den Holzschnitt
und Kupferstich an sich, wohl aber die
mittelmäßigen und schlechten Arbeiten des
Stichels überhaupt verdrängt und die Jünger
der elfteren dieser Künste durch den Wettbewerb zu unerhörten Anstrengungen angespornt. Wir glauben nicht ganz
fehl zu gehen, wenn wir den mächtigen Aufschwung des Holzschnittes in den letzten Dezennien, von welchem so viele
Wochenblätter und Prachtwerke Zeugnis ablegen, zum Teil der Furcht vor der Konkurrenz der neueren Vervielfältigungs-
verfahren, und zwar besonders der auf der Mitwirkung der Photographie beruhenden, zuschreibcn, wie denn die
Erfinder und Ausüber dieser Verfahren ihrerseits alle Kräfte aufbieten mußten, uni nicht ins Hintertreffen zu geraten
und dem Holzschnitt, wie auch dem Kupferstich und Lichtdruck, die Wage halten zu können.

Dies vorausgeschickt, wollen wir nun zunächst über die Daseinsberechtigung der Ersatzverfahren
für den schlechten Holzschnitt und den schlechten Kupfer- und Stahlstich kurz auslassen. Es sind dies vornehmlich drei

Holländilchr Farm, von Hans Herrmann
 
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