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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Heilbut, Emil: Aus Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0342

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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst — 6erman Lselferich. Aus Spanien

26-,


Lichtdrucken von so großem Format publiziert, daß sie sich besonders
zu Zimmerverzierungen eignen. So eine „Madonna" von Agache,
Will), v. Kanlbachs bekannte „Charitas", ein prächtig sonniges
Waldbild, „Bachufer", von Peter Paul Müller, eine „Mond-
scheinlandschaft" von Ruß, „Strandszene" von Zoff, endlich
zwei Seestücke von Musin in Brüssel, die sich alle durch ihre
schlagende Wirkung und besonders auch dadurch auszeichnen, daß
sie die Handschrift des Malers weit deutlicher wiedergeben als
dies besonders bei Photogravüren gewöhnlich der Fall zu sein Pflegt.

— München. Ein Prachtwerk von eigenanigem Gepräge
ist soeben im Verlage der Verlagsanstalt sür Kunst und Wissen-
schaft vorm. Friedrich Bruckmann in München erschienen. Es
ist dies die zu Gunsten des Marien-Vereins, einer Erziehungs-

anstalt armer Kinder, herausgegebene Publikation „Caritas".
Als Herausgeberin dieses Werkes nennt das Titelblatt Ihre
K. H Prinzessin Ludwig Ferdinand von Bapern Maria de la
Paz Infantin von Spanien und fürstliche Herrschaften haben
hier ausschließlich in Wort und Bild die Früchte ihrer Muße
in den Dienst eines edlen Zweckes gestellt. So hat Se. Majestät
der deutsche Kaiser eine Illustration „Marine" beigesteuert, Seine
Heiligkeit der Papst ein Gedicht „Ars photographica", der Herrscher
von Oesterreich-Ungarn eine Lithographie „Der Zauberer" und
weiter folgen Gedichte, Radierungen, Prosastücke in bunter Reihen-
folge. Das den bohen Beitragspendern entsprechend fürstlich aus-
gestattete Werk (Preis 25 M.) sei seiner Originalität und seines
edlen Zweckes wegen hiermit bestens empfohlen. l>oos).

Aus Spanien

von Derman Lelierich

Prälimin arien.

u dem Wagen Edgar Quinets hatte man am Tage,
ehe er seine Reise begann, ein Pferd totgeschossen.
Er saß wie unter einer Decke von Feuerwaffen, welche
klirrten, wenn die Maultiere einen Abhang hinabrasten.
Mit welchem Spektakel reiste er! wie müssen die Maul-
tiere jagen, und bald hier, bald dort, mein teurer
Leser, tönt ein Alarmschuß! Und welche Lokalfarben
findet Quinet: die gitanas, die Gespenster des Sancho,
die Töne der Guitarre, Bäuerinnen, die an Calderon
erinnern. Zwei »escoperos« als mitgenommene Garnison
auf dem Bock der wandelnden Citadelle: jeder bewacht
eine Hälfte des Horizonts. Der Insasse zittert. Dann
beugt er sich vor . . . Der Abend bricht herein, der
Mond geht auf. Wasserfälle in der Ferne erwecken das
Echo des Rolandhorns, in den Pyrenäenthälern von
Ronceval. Mein Gott! wie viel Lokalfarbe, und das
ist nur ein Poet, der sie erlebt, oder vielmehr ein lyrisch
veranlagter Historiker, eine Art Mondscheinler der Welt-
geschichte, ein Ary Scheffer der Litteratnr, der 1843 nach
Spanien reist, weil er mit der Politik unzufrieden ist.
Wie unendlich stärker und plastischer ist die Schilderung,
die Gautier gibt, der nur Maler, nur Schilderer des
Äußeren, in einer Zeit Spanien durchstreift hat, zu der,
wie es scheint, Spanien noch etwas Spanischeres hatte.

Unser Einzug gegen die dieser glänzenden Schrift-
steller gehalten, war sehr einfach; an St. Jean, dieser
Puppenausgabe eines Badeortes, fuhr ich vorbei; in Jrun
hatte ich die größten Schmerzen, die mir während der
ganzen Reise beschieden waren, doch rührten sie nur von
der Lässigkeit beim Herbeischaffen der Koffer her — und
hatte die Bidassoa durchquert, deren Brücke, wenn man
sie zu Fuß passiert, jedem die Möglichkeit bietet, mit einem
Fuße auf französischem, mit dem andern auf spanischem
Boden zu stehen (eine Möglichkeit, die seit vielen Jahren
berühmt ist und sich gut ausnimmt). Ich hatte von

weitem Fontarabien gesehen. Das ist eine kleine zer-
fallene Festung. Sie liegt, wundervoll gruppiert sich
Festung und Anhöhe, an einein Meerbusen, und entspricht
dem Bilde, das sich die Phantasie von diesem unglücklichen
Ort geformt hat. Sie läßt in das Gedächtnis zurücktreten
die unendlichen Kämpfe, die es hervorgernfen. Dieses
Stück Erde, jetzt Ruine, zerschossener Ort und Wohnsitz
des Schweigens, ist ein Nest, so klein, daß man meint,
es mit der Hand bedecken zu können, und 25,000 Sol-
daten sind zu seiner Belagerung erforderlich gewesen.
Von Franz I. bis zum Prinzen von Conds lockt es
die Franzosen, es einzunehmen, der Erzbischof von
Bordeaux ist mit dem Prinzen, obwohl Geistlicher, ver-
bündet und kämpft. In den Wassern der Bidassoa ertrinken
2000 Mann. In der Revolution spüren wiederum
die Franzosen Lust, es einzunehmen, 300 Mann besiegen
800, deren Verteidigung zwei Mönche übernehmen; sie
müssen die Festung ausliefern. Noch haben diese un-
glücklichen Mauern keine Ruhe; sind noch nicht genug
von Kugeln durchbohrt, an manchen Stellen niedergefallen
— 1808, 1813, 1823, 1837 wird die Grenzfeste er-
obert, zurückgenommen, wieder erobert, so lange, bis von
der Befestigung kaum etwas als eine Pforte übrig bleibt,
schwarz gewordene Mauern und der Name: kcku)- noble,
Lin)- leal, lAux valorosn, Liempre muz- kiel!

Am Abend kam ich in Burgos an. Da war Mond-
schein, wirklich und wahrhaftig. Die Luft Spaniens, der
Gedanke Spaniens that es einem skeptischen Reisenden
an; man ward unmodern, ließ, als der Postwagen ab-
fahren wollte, ihn wieder halten, einer Eingebung folgend,
um auf den Bock zu dem Kutscher zu klettern, um ein
wenig von der Romantik nachzuholen; auf einem Wagen
das Land sehend, wie frühere Generationen. Es war ein
sehr unverständiger Gesell der Kutscher und anstatt zu
schweigen oder auf die romantischen Altertümer — machte
er auf das Kasino und irgend ein dummes Hotel auf-
merksam. Ein erfrischender Wind aber begleitete die Fahrt,
 
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