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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Architektur - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0059

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Unsre Bilder, vom Herausgeber — Personal- und Ateliernachrichten

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ins modernste Britische ist aber so anmutsvoll, und auch
die ihre Fürstin aufputzenden Dienerinnen, sind trotz oder
wegen ihrer sehr viel geringeren Unnahbarkeit doch so
hübsch, daß man das Bild immer mit neuem Vergnügen
ansieht, obwohl es unläugbar weit mehr an Brighton
als an den Homer erinnert.

An heimische Küsten führt uns dann Wilhelm
Schützes „Musikstunde", wo die Macht der Töne ge-
rade an einem ganz besonders schlecht dafür organisierten
deutschen Jüngling erprobt werden soll. Sie ist offenbar
nicht ausreichend, denn trotz aller Anstrengungen des
Lehrers scheint er absolut unfähig, den Ton zu treffen,
der ihm vorgegeigt wird, und so werden dabei die Ohren
seiner Genossen und Genossinnen nicht weniger mißhandelt
als die Geduld des alten Schulmeisters selber. Diese
unfreiwillige Zuhörerschar hat uns nun der Künstler sehr
glücklich und mit überraschend komischer Wahrheit ge-
schildert. Besonders den weiblichen Teil derselben, der
jene naive Liebenswürdigkeit ganz und gar wiederspiegelt,
welche die deutsche Schuljugend zu einer so unerschöpf-
lichen Quelle für die Maler macht. Leider wird sie
noch lange nicht genug ausgebeutet von den Künstlern,
obwohl das von Schütze u. a. in unfern Ausstellungen
gegebene hinreicht, die Kinderbilder derselben beinahe zu
ihrem besten Teil zu machen, da die andern Nationen
gerade nach dieser Seite hin viel weniger leisten. Be-
kanntlich war Knaus lange Zeit unser bester Kinder-
maler, der später von Defregger, wenigstens in Bezug
auf Bauernkinder, fast noch überboten wurde, jetzt teilen
sich eine Menge von Künstlern in diesen Rühm, Jgler
in Stuttgart, Kaspar Ritter in Karlsruhe und eine
ganze Anzahl Münchener, unter denen Schütze einen sehr
achtbaren Platz neben Simm, Th. Schmidt, Eberle u. a.
einnimmt. Man kann aber den Künstlern das Studium
der Kindernatur schon darum nicht genug empfehlen, weil
sie die unbefangensten und unverstelltesten von allen
Sterblichen sind, die durch ihre Verbindung von Naive-
tät mit Unschuld und Jugendreiz allein schon unendlich
fesseln.

Zu den interessantesten und formvollendetsten Er-
zeugnissen unsrer neuesten Malerei gehören unstreitig die
Dünenbilder Baischs. In denselben entfaltet der Karls-
ruher Meister eine wunderbare Lichtfülle und Tageshelle,
aber auch einen Reiz des Ungesuchten, Zufälligen, der
unwiderstehlich fesselt. Diesen wenigstens kann die Auto-
typie wiedergeben und es ist selbst auf ihr einleuchtend,
wie mühsam die biederen Vierfüßler zwischen den gelben
Ginsterbüschen sich ihr bischen Gras zusammensuchen müssen,
während uns dies Stück allerechtesten Naturlebens dennoch
magisch anzieht, weil es in all seinen Bestandteilen mit
so großer Wahrheit dargestellt ist, daß man ordentlich
die frische Seeluft einzuatmen, die ferne Brandung rau-
schen zu hören glaubt, deren Brausen von unten herauf
dringt und solch einen Spaziergang auf einsamer Düne
so unwiderstehlich reizend und poetisch macht, daß man
es tagelang hören, aber nie überdrüssig bekommen
kann.

Personal- und Akrlirrnachrichkrn

* Dresden. Als Nachfolger Emst Hähnels ist an 'der
Dresdener Kunstakademie nunmehr mit Genehmigung Sr. Maj,
des Königs Albert der Bildhauer Robert Diez zum Lehrer
an der Oberklasse, Vorstand eines Bildhauer-Ateliers und Mit-

0i- Kunst fstr All- VII.

Bildnis, von L. Al ma Tadem a

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