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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Architektur - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt
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P2 Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

glied des akademischen Rates endgiltig ernannt worden. Diese
Ernennung darf als der erste Schritt zur Verbesserung des kunst-
akademischen Unterrichts in Dresden angesehen werden. Wir
haben s. Zt. (II. Jahrgang, Nr. 18) ausführlich geschildert, wie
unzulänglich die Verhältnisse an der Akademie durch einseitige
Pflege des Klassizismus allmählich geworden waren. Jetzt endlich
hat man zum erstenmale damit gebrochen. Nachdem zu Anfang
dieses Jahres in dem Maler Hermann Freye ein sehr tüchtiger
Zeichenlehrer gewonnen geworden war, hat man jetzt in Robert Diez
einen der bedeutendsten Vertreter des modernen Realismus auf dem
Gebiete der Bildhauerei gewonnen, der unzweifelhaft den günstigsten
Einfluß auf den akademischen Unterricht und die gesamten Dres-
dener Kunstverhältnisse ausüben wird. Insbesondere wird er
dem zum Teil so arg vernachlässigten Naturstudium wieder zu
seinem Rechte verhelfen. Diez ist am 2V. April 1844 zu Pößneck
in Sachsen-Meiningen geboren. Er hat von 1863—1872 die
Dresdener Kunstakademie, zuletzt das Atelier von Johannes
Schilling besucht und ist seitdem in Dresden, nachdem er noch
Italien und Paris besucht hatte, als selbständiger Künstler thätig.
Aus seiner frühesten Zeit stammen ein Paar hübsche Figuren:
ein Mundschenk und die Lautenschlägerin, weiterhin beteiligte sich
Diez am bildnerischen Schmucke des königlichen Hoftheaters zu
Dresden und der Albrechtsburg zu Meißen: für jenes modellierte
er das Standbild Heinrichs des Erlauchten, für diese die Brüst-
ungsfiguren Oberon und Titania. Seinen eigentlichen persön-
lichen Stil zeigte er zum erstenmale durch den weltbekannten
Gänsedieb, der zuerst 1879 in München und dann in Wien, Ant-
werpen und Melbourne die große goldene Medaille erhielt und
schließlich als Brunnenfigur in Dresden Verwendung fand.
Weiterhin hat Diez für das Kollegiengebäude zu Straßburg die
Standbilder von zehn Männern der Wissenschaft ausgesührt,
dann für das Kriegerdenkmal in Braunschweig (von Breymann)
das ergreifend schöne Relief des Wiedersehens nach dem Kriege
geschaffen. Eine reizvolle Gruppe (Waldnixe, der ein Gnom ein
Geheimnis ins Ohr raunt) war zuerst 1887 in Berlin aus-
gestellt. Gegenwärtig arbeitet Diez an dem zweiten der beiden
kolossalen Brunnen, die auf dem Alberlsplatze in Dresden-Neu-
stadt aufgestellt werden sollen. Sie schildern in prächtiger phan-
tasievoller Ausgestaltung das ruhige und das bewegte Wasser
und werden im Sommer 1892 beendet sein. Endlich hat Diez
in letzter Zeit zwei treffliche Gestalten, eine Winzerin und einen
Brauersburschen darstellend, für das neue Reichstagshaus in
Berlin modelliert. Es mag auch nicht unerwähnt bleiben, daß
Diez auch auf dein Gebiete der sarbigen Plastik mit Erfolg thätig
gewesen ist. Er wird, wenn möglich, für die Schauseite des Alber-
tinums in Dresden, das die Sammlung der Bildwerke umschließt,
farbige Reliefs Herstellen. Erfreulich für Dresden ist es, daß
sich der neuernannte Professor auch auswärts eines hohen An-
sehens erfreut. Ein Beweis dafür ist, daß er in den letzten
Jahren bei den bedeutendsten Preisbewerbungen, wie um den
Monumentalbrunnen in München, um die Kaiserdenkmäler in
Breslau und Frankfurt a. M., das Kyffhäuser-Deukmal u. s. w.
als Preisrichter thätig gewesen ist. iEj

— Berlin. Prof. Woldemar Friedrich hat soeben zwei große
Farbenskizzen vollendet, die in ihrer Ausführung bestimmt sind,
den Festsaal des Leipziger Buchhändlerhauses zu schmücken. Franz
Lipperheide ist der Stifter dieser beiden Wandgemälde, deren
jedes bei einer Höhe von vier Metern die Breite von neun
Metern hat. Ter Künstler stellt auf dem einen dieser Bilder
Kunst und Wissenschaft auf der Basis des Buchhandels dar; ein
Reigen von schönen und charaktervollen weiblichen Gestalten ver-
körpert dieselben. Das andre Gemälde zeigt das Werden und
Wachsen des Buchhandels vor und nach der Erfindung des Buch-
druckes, zwischen den Mönchsgestaltcn des Mittelalters, den ersten
Druckern und Verbreitern fliegender Blätter steht der Genius,
der das Licht der Erkenntnis in hoch erhobener Hand hält.
Professor Friedrich wird beide Gemälde in Caseintechnik aus-
sühren.

tt. Nürnberg, vr. Essenwein, der Direktor des
Germanischen Museums, hat aus Gesundheitsrücksichten seine
Stelle niedergelegt und wird zu bleibendem Aufenthalt nach
Baden-Baden übersiedeln.

H. Berlin. Der Geschichts- und Genremalcr Professor
Paul Thumann, der vor mehreren Jahren in Italien Wohnsitz
genommen hatte, ist nach Berlin zurückgekehrt. iE)

tt. Abbazia. Am 23. September fand die Enthüllung des
von der Südbahn-Gesellschaft in den hiesigen Kuranlagen er-
richteten monumentalen Brunnens mit entsprechender Feierlichkeit
statt. Ueber dem Becken aus Jstrianer Marmor erhebt sich eine

vom Bildhauer Rathausky in Wien gearbeitete überlebensgroße
Gruppe, den Sonnengott darstellend, aus Marmor von Karrara.

tt. Zürich. Am 30. September wurde das nach den
Plänen und Entwürfen der Wiener Architekten Fellner und
Helmer in reichem Renaissancestyle errichtete hiesige Stadt-
theater mit entsprechender Feierlichkeit eröffnet. ftk?;

tr. Düsseldorf, 25. September. Der Historienmaler
F. Klein-Chevalier legt jetzt die letzte Hand an sein großes
Bild „Die Einweihung des Niederwald-Denkmals", ein Kolossal-
gemälde von außergewöhnlichen Dimensionen. Der Künstler hat
den Gegenstand bereits in seinem für den Rathaussaal in
München-Gladbach gemalten Wandgemälde behandelt. Durch
die Raumverhältnisse in jenem Saale, Thüren etc. war er
indessen beengt in der Entwicklung und Behandlung des Vor-
wurfes. Jetzt hat Klein-Chevalier den Gegenstand in freier,
reicherer und größerer Weise dargestellt, und der große Moment
der Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald durch
den greisen Heldenkaiser Wilhelm I., umgeben von seinen Paladinen
und den Fürsten des deutschen Reiches, ist historisch treu und in
schwungvoller, prächtig gegliederter Komposition wiedergegeben.
Es ist der Augenblick, wie Kaiser Wilhelm I. den Lorbeerkranz
zu Füßen der Germania, auf den Sockel des Denkmals, legt.
Neben dem Kaiser steht die Heldengestalt des damaligen Kron-
prinzen, späteren Kaisers Friedrich, und die Kronprinzessin und
ihn umgeben die Fürsten und Feldherren, unter denen u. A. der
Feldmarschall Graf Moltke besonders charakteristisch dargestellt ist.
In vorzüglicher Weise sind dann im weiteren die Gruppen der
Abordnungen wiedergegeben, die Krieger- und andern Vereine,
die Studenten-Deputationen und das zur Feier herbeigeströmte
Volk. Dem großen nationalen Zuge, der den Impuls zur
Schaffung des Denkmals auf dem Niederwalde gab, ist in beredter
Weise in der Darstellung des begabten jungen Meisters Ausdruck
gegeben. Auch der landschaftliche Teil des Bildes ist vorzüglich
behandelt. F. Klein-Chevalier ist einer der begabtesten Schüler
des Prof. Peter Janssen und hat sich durch verschiedene bedeutende
Monumentalmalereien und Staffeleibllder schon einen sehr ge-
achteten Namen gemacht. I47s;

— Gestvrben. Am 23. September zu New-Iork der aus
München gebürtige Architekt und Ingenieur Hermann
Schwarz mann im Alter von 48 Jahren. — Am 24. September
zu Paris der Dekorationsmaler Lavastre im Alter von 57
Jahren. — Am 3. Oktober zu Ligornetto (Tessin) der Bildhauer
Vinc. Vela im Alter von 69 Jahren. — Am 12. Oktober zu
Dresden der Maler Prof. Th. Grosse im Alter von 62 Jahren.

Denkmäler

Ir. Friesack. Dem Andenken des ersten Herrschers der
Mark Brandenburg aus dem Hause Hohenzollerii, dem Kurfürsten
Friedrich I., soll in der Nähe unsrer Stadt auf dem sogenannten
Windmühlenhügel, dem Orte, von welchem seinerzeit der Kurfürst
die Belagerung der Raubveste Friesack einleitete, ein imposantes
Denkmal errichtet werden. Der Kaiser steht diesem Unternehmen
äußerst sympathisch gegenüber. — Ein Denkmal dieses Fürsten
besitzt bereits die Stadt Berlin in einer lebensgroßen Brouz
statue von der Meisterhand Erdmann Enckes-Berlin.

tt. Brüssel. Louis Gallait, der bekannte belgische
Maler, hat in seiner Geburtssradt Tournai, wo er im Jahre 1887
hochbetagt starb, ein Denkmal erhalten, das am 20. September
mit ensprechender Feierlichkeit enthüllt worden ist. Das vom
Bildhauer Guillaume Charlier ausgeführte Kunstwerk stellt den
Maler in aufrechter Haltung dar, wie er gerade Pinsel und
Palette in Händen, den Effekt eines soeben gemachten Pinsel-
striches Prüft; mit Recht wird der Statue Schwung und Lebendig-
keit nachgerllhmt. ües;

H. Berlin. Die Enthüllung des Begas-Brunnens dürste
sehr bald erfolgen, da die Aufstellung desselben vollendet und
nur die Montierung des Beckens noch nicht ganz beendet ist.
Der starkwirkende Bronzeion der Gruppe ist jetzt erheblich ge-
mildert worden, so daß er naturgemäßer wirkt. MU

ll. 2. Bremen. Am 23. September d. I. ist Hierselbst
der unsrer Stadt von dem Großkausmann Heinrich A. Gildemeister
gestiftete Monumentalbrunnen, ein hervorragendes Kunstwerk des
in Rom lebenden deutschen Bildhauers August Sommer,
enthüllt worden. Der Brunnen hat an der Kreuzung der Bis-
marckstraße und der Schwachhauser Chaussee Aufstellung erhalten.
Die Brunnenfigur wird durch einen Centauren gebildet, der,
zurückgebeugt auf einen Felsblock sich stützend, mit einer riesigen
Schlange kämpft und dieselbe, obwohl von ihr in mehrfachen
 
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