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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Ein kunstgeschichtlicher Brief von Sulpiz Boisserée
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0209

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VII. Mhrgang. Heft II

i. März 1892


GersuFgegeven von Friedrich Wechr

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im

Buchhandel oder durch die Post (Rcichspostverzeichnis Nr. 3517, bayer. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
___(6 Hefte),- das einzelne Heft 75 Pr. _

Gin llunstgeschtchtlichcr Brief von Huchiz Voisseree

UUtgeteilt von Professor Ov. I). N.


sm allgemeinen wollen die schaffenden Künstler von
Kunstgelehrten, Kunstschreibern oder, wie sie sich
hin und wieder absprechend ausdrücken, „Kunst-
schwätzern" nicht viel wissen. Kunstwissenschaft scheint
ihnen ein überflüssiges, ärgerliches, beinahe hassens-
wertes Wort, dessen Zusammensetzung sie schon als
einen Widerspruch erklären. Sie finden, daß die graue
Theorie der grünenden und blühenden Praxis nach-
hinkt und einer vorwärtsstrebenden Entwicklung im
Wege steht. Aber sie verkennen doch ungerechterweise,
wie notwendig ihnen Rat und Belehrung über manche
Klippe hinweghelfen wird. Wirklich wissenschaftliches
Bedürfnis findet man nur vereinzelt unter denjenigen
Künstlern, die sich der Geschichtsmalerei-widmen, und
daß sie des wichtigen Beistandes von positivem Wissen
neben technischem Können nicht entbehren können, liegt
auf der Hand.

Ein solcher Meister mit besonders ausgeprägtem
Wissenstrieb war Wilhelm Kaulbach, dessen Bildung
in der Jugend einigermaßen vernachlässigt war, der
sich aber nachmals, je mehr er sich der geschichtsphilo-
sophischen Malerei zuwendete, mit förmlichem Heiß-
hunger auf ernste und gelehrte Studien warf und mit
einer Belesenheit und Stoffbeherrschung an seine Ar-
beiten ging, welche für die Kunst beinahe zu umfang-
reich war und seinen Werken einen so überreichen
Inhalt gab, daß diese wiederum für das größere
Publikum durch beigegebene Programme erklärt und
erläutert werden müssen. Zur Befriedigung seines
Dranges nach Gelehrsamkeit suchte Kaulbach die Besten
seiner Zeit auf und erreichte bei den meisten seinen
Zweck, da jeder gern dem wissensdurstigen Mann von dem mitteilte, was er beherrschte. Sein vielseitiges
Interesse auf den verschiedenartigsten Gebieten erhielt so die mannigfaltigste Nahrung und Anregung.

Unter denjenigen Gelehrten, die ihn wesentlich in seinen Studien über die Kunst gefördert haben,
befand sich auch Sulpiz Boisserse aus Köln, der vielgeschätzte Kenner der kirchlichen Baukunst im Mittelalter,
der mit seinem Bruder Melchior jene herrliche Sammlung von altdeutschen und niederländischen Malerwerken

Kostümfigur aus „lVallenstein" bei den „Meiningern"
von L. w. Allers

Die Kunst für Alle VII
 
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