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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0100

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lVeihnachtsbiicherschau. Vom Herausgeber — Personal- und Atelier-Nachrichten

genaue Gegenteil anstrebt und die Schüler ihre Zeit auf das
unsinnigste verschwenden läßt, um nur ja bei dm Jahresans-
stellungen mit schön auspunktierten Prachtslücken den lieben
Eltern Sand in die Augen streuen zu können.

Auch vorzugsweise für den Unterricht berechnet ist das
mit so großem Aufwand hergestellte und bereits in Heft 39 und
40 vorliegende photographische Prachtwerk „D enkmäler griechi-
scher und römischer Skulptur", das unter der Leitung
von Heinrich Brunn von Friedrich Bruckmann herausgegeben wird.
(München,Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, Preis der Lie-
ferung 20 M.). Bon andern Werken dieser Art hat das vorliegende
das voraus, daß seine Aufnahmen säst alle an Ort und Stelle
direkt nach den in der halben Welt zerstreuten Originalen geinacht
wurden, also einem auch zugleich den zuverlässigsten Begriff von
ihrem dermaligen Zustand geben. Natürlich ist dies nicht immer
vorteilhast, wie denn z. B. die im 39. Heft enthaltenen Marmore
vom Parthenon durch die schlechte Beleuchtung im britischen
Museum begreiflich nicht gewinnen, lim so besser sind die im
40. Heft enthaltenen Figuren des Nil aus dem Vatikan, des
Tiber vom Louvre, besonders aber der Athene Giustiniani aus
dem Vatikan, wo man wirklich ganz den imponierenden Ein-
druck des Originals erhält. Selbstverständlich ist es aber beson-
ders für den Unterricht außerordentlich wertvoll, alles das beste,
was die antike Skulptur geschaffen, hier in einem großen Werk
vereinigt zu finden, überdies in Nachbildungen, die so authen-
tisch sind, wie sie eben nur der Lichtdruck in so großem Format
herzustcllen vermag.

Zu den verdienstvollsten der großen Verlags-Unternehmen
der obigen Firma gehört jedenfalls „Die Architektur der
Renaissance in Toscana" von der Gesellschaft von St.
Giorgio in Florenz. 13. und 14. Lieferung, Preis der Lieferung
50 M. Wird das Unternehmen nach dem Tode der ersten Heraus-
geber seht von Vo. C. v. Stegmann weitergeführt, so erhält es
noch einen ganz besonderen Reiz durch den Text des Architekten
Baron Gehmüller, welcher in der Kenntnis der italienischen
Renaissance-Architektur wohl wenige Nebenbuhler hat. Für die
Toscanas ist nun die vorliegende, aus vortrefflichen großen
Photographien und Stichen der Pläne und Details bestehende
Publikation geradezu unübertrefflich zu nenneu, da die an sich
schon den ganzen Zauber dieser im herrlichsten Material mit
der größten Liebe ausgeführten Bauwerke wiederspiegelnden
Abbildungen überall durch die scharssinnigen Untersuchungen
Geymüllers erklärt und ergänzt werden. So ist denn daraus
allmälig ein Quellenwerk ersten Ranges entstanden, auf das
unsre diesfallsige Literatur nur stolz sein kann, als es ohne
alle Regierungs-Subventionen lediglich durch die Aufopferung
der Verlagshandlung zu Stande gekommen ist. — Sie hätte
sich übrigens auf keinen würdigeren Gegenstand richten können,
denn es ist eine wahre Freude, jene herrlichen Monumente sich
von diesen vortrefflichen Abbildungen wieder ins Gedächtnis
zurückzurufen zu sehen oder viele solche zu finden, die man wegen
ihrer Abgelegenheit noch gar nicht gekannt hat.

Geben die vorstehenden Publikationen nicht nur klassische
Kunstwerke wieder, sondern sind auch selber klassisch, d. h.
vollendete Muster feinen Geschmacks, so kann man solches vom
„Klassischen Bilderschatz", wie er von Fr. von Reber und
Ad. Bayersdorfer herausgegeben und von der Verlagsanstalt
für Kunst und Wissenschaft publiziert wird, allerdings nicht
behaupten, obwohl er einen ungeheuren Erfolg gehabt hat und
jetzt schon der dritte Band (14 Blatt in Prachtband, 5 M.)
desselben vorliegt. Dazu hat nun die große Wohlfeilheit des
Ganzen nicht weniger als die geschickte Auswahl der Bilder
das Meiste beigetragen, die Autotypien wenigstens gewiß nicht,
da diese nach meist an sich schon mangelhaften Photographien
nach den Originalen ausgesührt, begreiflich oft sehr viel zu
wünschen übrig lassen. Nur eben die genaue Charakteristik der
Meister nicht, die man auf jedem Bild augenblicklich schon an
ihrer Handschrift erkennen kann oder an den Köpfen, die regel-
mäßig das Beste an der Wiedergabe sind. Man begreift dabei
nur nicht, weshalb der Druck, statt schwarz wie mit Stiefelwichse,
nicht lieber gelblich oder rötlich ausgesührt wird, wo dann das
rußige verpatzte weggefallen wäre, was besonders bei Land-
schaften so widerwärtig wirkt. Nichtsdestoweniger muß man
bekennen, daß es keine zweite Publikation gibt, die so geeignet
wäre, in das Studium der alten Malerei einzuführen, wenn
man weder die alten Originale selber aufsuchen, noch sich die
teuren Galeriewerke der Braun oder Hanfstaengl re. anschaffen
kann, während man hier die Hauptstücke aller Galerien sich für

einen unglaublich billigen Preis zu verschaffen im Stande ist,
und in einer Treue, wie sie weder Holzschnitt -noch selbst Stich
in der Regel erreichen.

Denkmäler der Kunst, 6. Auflage (Stuttgart, Ebner L
Seubert sPaul Neffj, 36 Lieferungen ä 1 M.). Man muß nur
die Bilder des vorigen Werkes mit den hier in sehr achtungs-
werten Stahlstichen gegebenen vergleichen, um sich des ganzen
Vorteils bewußt zu werden, den selbst mangelhafte autotypische
Wiedergaben vor blos nach den Originalen gezeichneten voraus
haben. Nichtsdestoweniger ist dieser Bilder-Atlas zur Kunst-
geschichte ein sehr verdienstvolles Unternehmen und rechtfertigt
vollkommen den großen Beifall, welchen er gefunden, da er be-
sonders zur Verlebendigung der Baugeschichte ganz ungewöhnlich
zweckmäßig erscheint. Aber auch von dem, was die antike und
moderne Skulptur geleistet, gibt er eine immerhin mächtig an-
regende Verstellung und nur bei der Malerei, wo sowohl die
Farbe als die Handschrift des Malers so schwer ins Gewicht
fallen, läßt er natürlich am meisten zu wünschen übrig, Aber daß
zweitausend mit großem Vernändnis ausgesuchte Abbildungen der
hervorragendsten Kunstwerke aller Zeiten eine außerordentlich wert-
volle Zugabe zu jedem kunstgeschichtlichen Handbuch bilden, braucht
keines weiteren Beweises, da im Bereich der Künste keine Be-
schreibung jemals die unmittelbare Anschauung zu ersetzen vermag.

Griechische und römische Porträts, ausgewählt von
Brunn und Arndt, herausgegeben von Friedrich Bruckmann.
München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschast. 1.—3.
Lieferung, Preis der Lieferung 20 M. Ist dieses großartige
Werk bestimmt, eine höchst wünschenswerte Ergänzung zu den
„Denkmälern griechischer und römischer Skulptur" zu bilden, so
läßt sich jetzt nach dem Erscheinen von drei Lieferungen mit 30
Bildern auch schon ein Urteil über die Durchführung fällen.
Diese ist im Ganzen derjenigen des vorigen Werks entschieden
vorzuziehen, da die Einfachheit der Aufgaben dieselbe allerdings
sehr begünstigte. Je mehr nun sowohl die herrlichen griechischen
Wandbüsten als die in ihren historischen Porträts merkwürdige
realistische Kunst der Römer die Aufmerksamkeit zu fesseln geeignet
sind, um so mehr wird man hier auch von der technischen
Lösung dieser Aufgaben überrascht sein, die uns fast immer
einen merkwürdig starken Eindruck von der Persönlichkeit des
Dargeiiellten läßt. Es wäre denn nun, daß er etwa schon
die Nase verloren oder sonstige zerstörende Verletzungen erlitten
hätte, wie ein paar mal der Fall, wo man dann die Aus-
nahme sich nun um so eher hätte ersparen können, da die Vati-
kanischen und Capitolinischen Sammlungen — der unzähligen
kleineren, wie der Münchener Glyptothek, gar nicht zu gedenken —
schon einen so ungeheuren Vorrat vortrefflicher Büsten besitzen,
daß man ohnehin schon Not haben wird, auch nur die bedeuten-
deren wiederzugeben. Immerhin ist das Werk eine höchst fes-
selnde Erscheinung, da die meisten dieser mit solch merkwürdiger
Kraft ausgeprägter Köpfe sich unserm Gedächtnis unverlierbar
eingraben.

Eine überaus wertvolle Zugabe zu der jetzt glücklich
vollendeten „Geschichte desPreußischen Staates" von
Berner, (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft,
Preis Halblederband 20 M.) bilden auch die fast durchgängig der
gleichzeitigen Kunst entnommenen Abbildungen des Werkes.
Denn durch sie lernt der Beschauer nicht nur die handelnden
Personen sowie ihre Thaten samt dem Schauplatz derselben
kennen, sondern er wird auch in den Geist, in die Anschauungen
der ganzen Periode viel lebendiger eingeführt, als dies auf
jedem andern Wege möglich wäre. Denselben Dienst erzeigen
ihm auch die vielen Faksimiles der Handschriften der handelnden
Personen, die oft so charakteristisch sür dieselben sind. Dadurch
erhält das Ganze eine lokale Färbung, die der kurze Text allein
niemals zu erreichen vermocht hätte, der durch die notwendige
Zusammendrängung eines ungeheuren Stoffes der Gefahr der
Trockenheit nicht immer entging.

(Die Fortsetzung im nächsten Hefte.)

Personal- und Atrlirrnachrichlen

L. Berlin. Am 31. Oktober d. I. hat in Gegenwart
des Kaisers die feierliche Enthüllung des Begasschen Nonu-
mentalbrunnens stattgefunden. Der Kaiser sprach sich überaus F
anerkennend über die Schönheit des bereits von uns beschrie-
benen Werkes aus und dankte nochmals den städtischen Be-
hörden, dem Brunnen den Namen „Schloßbrunnen" gebend,
 
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