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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0101

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Personal- und Atelier-Nachrichten 75

um seinen hochverehrten Herren Berlinern, die etwas boshaft
seien und gerne Witze machten, die Gelegenheit zu letzterem ab-
zuschneiden. Ganz erreicht ist die Absicht nicht, denn „Gabel-
jürge" und andre anzügliche Namen sind für den Brunnen
bereits im Gange. An dem großartigen Werke, dessen Mächtig-
keit und künstlerischer Eindruck durch die gewaltigen Massen des
Schlosses doch nicht unwesentlich beeinträchtigt wird, haben in
der Folge mitgcarbeitet der Bruder des Künstlers, Professor
Karl Begas in Kassel, und die wohl bedeutendsten Schüler
des Meisters, die Bildhauer Karl Albert Berg meier,
Johann Götz und Karl Berne Witz in Berlin. Ge-
gossen ist der Brunnen in der G l a d e n b e ck'scheu Gießerei.

s559)

n Dresden. Der König von Sachsen hat F. v. Uhde
das Offizierkreuz des Albrechtsordens verliehen. In Dresden
ist gegenwärtig des Künstlers Bild „Der heilige Abend" aus-
gestellt, und wie man hört, der königlichen Gemäldegalerie an-
geboren. Einige Dresdener Blätter wissen sogar schon davon zu
berichten, daß F. v. Uhde als Lehrer an der Dresdener Akademie
an die Stelle des verstorbenen Th. Große treten soll. Dies
würde allerdings einen Bruch mit dem Alten bedeuten, wie ei-
schärfer nicht gedacht werden kann. iseis

— Paris. An die Stelle des Direktors der National-
Manufaktur in Sevres, des vor einem halben Jahre verstorbenen
Fayencier Deck, ist der Kabinetschef im Ministerium des
öffentlichen Unterrichtes und der schönen Künste Herr Baum-
gart ernannt und ihm als technischer Dirigent der Chemiker-
Vogt und als artistischer Dirigent der Kupferstecher Blague-
ur o n 1 beigegeben worden. — Der neue „Direktor der schönen
Künste", Mr. Ronjon, hat zu seinem Kabinetssekretär den
Kunstschriststeller Oudinot erwählt. sS4H

8 1). Karlsruhe. Nach längerer Pause,.hat Wilhelm
Hasemann uns wieder ein umfangreiches Ölgemälde aus
seinem Künstlersitze Gutach im Schwarzwald hierher geschickt.
Das figurenreiche und bis in alle Einzelheiten auf das sorg-
fältigste durchgcführte Bild ist „Vor der Wallfahrtskirche" be-
titelt und zeigt uns Schwarzwälder Männer, Frauen und
Kinder in ihrer überaus malerischen, farbenfreudigen Tracht, die
andächtigen Sinnes nach dem Eingang zur Wallfahrtskirche
drängen. Volles Sonnenlicht strahlt auf die eng zusammenge-
drängte Schar von Landleuten herab, während im Vorder-
gründe zwei junge Mädchen, die sich von ihrem gewiß weiten
Gange etwas auSruhen, im Schatten einer Mauer sitzen. Mit
feinem Gefühl hat Hasemann bei diesem Bilde viel Gewicht auf
junge hübsche Mädchen gelegt, die ihm denn auch ganz be-
sonders prächtig gelangen. Alle Gestalten sind nun mit einer
Wahrheit und Echtheit gegeben, wie es nur der vermag, der,
wie Hasemann, diese Leute fortwährend um sich siebt, ihren
Charakter und ihre Lebensweise, sowie ihre äußere Erscheinung
auf das genaueste kennt. Der Farbe und Malweise des Bildes
ist ebenfalls höchstes Lob zu spenden, die Wirkung des direkten
Sonnenlichts, sowie des Schattens auf die Fleischtöne und die
vielen bunten Farben der Volkstracht, die Landschaft und die
Architektur sind auf das feinste beobachtet und zusammen-
gestimmt. lS34s

tx. Düsseldorf. Professor Rudolf Stang, jetzt Lehrer
der Kupferstichkunst an der Rijksakademie in Amsterdam, feiert
am 26 November d. I. seinen kosten Geburtstag. Aus diesem
Anlaß dürste es angezeigt sein, einen Rückblick auf das Leben
und Schaffen des Künstlers zu werfen, der in der Geschichte der
Kupferstichkunst der neuen Zeit eine hervorragende Stellung ein-
nimmt. Rudolf Stang, ein geborener Düiieldorfer, begann seine
Studien auf der hiesigen Kunstakademie im Alter von 14 Jahren
und war seit 1847 Schüler von Joseph Keller. Bei diesem ar-
beitete er Jahrelang an dessen Platte nach Raphaels Disputa
und fertigte für ihn auch mehrere Zeichnungen nach Bildern von
Professor Ernst Deger. Als Schüler der Akademie erhielt Stang
ein dreijähriges Stipendium vom Staate. Seine ersten selb-
ständigen Arbeiten waren kleine Heiligenbilder und religiöse
Blätter, unter andern: auch zwei Platten nach Friedrich Overbeck
und Ernst Deger. Für das im Bruckmannschen Verlage in
München erscheinende Prachtwerk „Goethes Frauengestalten" von
Kaulbach stach er zu Anfang der sechziger Jahre die drei Blätter
„Mignon", „Eugenie" und „Goethes Weihe" Im Jahre 1863
ging Rudolf Stang nach Italien, um dort eine Zeichnung von
dem Sposalizio von Raphael anzufertigen und erhielt von dem
preußischen Kultusministerium für sieben Jahre eine Subvention
von 500 Thalern jährlich. Nach Vollendung dieses vorzüglichen
Stiches, der Aufsehen erregte, wurde Stang Mitglied der Aka-

demien von Berlin, München und Brüssel. Im Jahre 1874
wurde ihm der Professortitel verliehen, und zahlreiche Auszeich-
nungen, u. a. die kleine goldene Medaille in Berlin, wurden ihm
in der Folgezeit zu Teil. Die große goldene Medaille wurde
ihm 1883 in Wien zuerkannt. Im Jahre 1874 ging der Künstler
zum zweiten Male nach Italien, wo er Zeichnungen nach den
Resten des Abendmahls von Leonardo da Vinci und nach der
Fornarina Raphaels aufnahm. Der Stich nach der letzteren
wurde vom Knnstverein für die Rheinlande und Westfalen als
Vcreinsblatt erworben. Den großen Stich nach dem Abendmahl,
der in der Kunstwelt großes Aufsehen erregte, vollendete Stang
im Jahre 1888. Dieses hervorragende Werk brachte dem aus-
gezeichneten Stecher hohe Ehren ein. Die Akademie der Künste

Vildnis. von Rar! Gampenrieder

in Mailand ernannte ihn zu ihrem Mitglieds, und zahlreiche
Orden wurden ihm verliehen. Daß Stang auch ein Meister auf
dem Gebiete der Radierkunst ist, und die Radiernadel so gut wie den
Grabstichel handbabt, beweist seine brillante Radierung nach Franz
Hals' „Lautenspieler", die technisch mit außerordentlicher Vir-
tuosität behandelt und von vorzüglicher Wirkung ist. Eine neue
treffliche Radierung hat Stang soeben vollendet; es ist der Christus-
kopf nach Leonardo da Vinci, der demnächst erscheint. Wir er-
wähnen noch einen Stich nach Chr. Landelles Fellahmädchen, der
zwischen den vorgenannten Arbeiten vollendet wurde. Gegen-
wärtig arbeitet der Künstler an einem großen Blatte nach
Van Dyck. Im Jahre 1884 folgte Stang einem Ruf als Pro-
fessor und Lehrer der Kupferstichkunst an der Rijksakademie in
Amsterdam und gründete an derselben eine Radierschule. In
seinem jetzigen Wirkungskreise in Holland wirkt er durch seine
temperamentvolle Persönlichkeit und seine Kunstübung auf das
künstlerische Leben ungemein anregend, und es sind von dem
ausgezeichneten Meister bei seiner regen Schaffenslust ohne Zweifel
noch bedeutende Arbeiten zu erwarten. 15441

^München. Se K. Hoheit der Prinz-Regent hat dem
1. Vorsitzenden der Jury, Professor v. Uhde, den Michaels-
orden III. Klasse; dem: 2. Vorsitzenden, Professor Freiherr
v. Schmid, dem ersten Schriftführer Maler Marc und

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