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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0087

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Ilster stNomentsterschlüffe

Von der Qualität der Momentverschlüsse
hängt zu einem großen Teil das gute
Gelingen photographischer Augenblicksauf-
nahmen ab. Die Anforderungen, welche
man an einen brauchbaren Verschluß billiger-
weise stellen kann, sind sehr mannigfaltige,
und die gleichzeitige Erfüllung derselben ist
in nur wenigen der schier unzähligen Formen
dieser Apparate geglückt. In erster Linie
soll der Verschluß so beschaffen sein, daß er
die ganze brauchbare Lichtstärke des Ob-
jektives auch wirklich ausnutzt; dann muß
der Apparat so beschaffen sein, daß er die
Kamera während der Exposition nicht er-
schüttert. Diese letztere Bedingung kann
nur erfüllt werden, wenn die bewegten Teile
des Verschlusses sehr leicht sind und sich
ohne Anstoß fortbewegen. Drittens ist es

sehenen Stoffvorhang besteht, welcher schnell
an der Platte vorbeigcführt wird. Dieser
Verschluß vereinigt in sich eine Anzahl wich-
tiger Vorteile, so daß er eine weite Ver-
breitung verdient. Einmal nämlich ist bei
ihm infolge der geringen Masse der be-
wegten Teile eine Erschütterung nicht zu
befürchten, und auch weit weniger gefahr-
drohend für das Resultat als bei Objektiv-
verschlüssen. Außerdem bietet die regulier-
bare Breite der Spalte bei gleichbleibendcr
Geschwindigkeit des Verschlusses die Mög-
lichkeit ganz genauer Exposilionsbemessung;
schließlich nimmt er wenig Raum ein, wiegt
wenig und nutzt die ganze Lichtstärke des
Objektives aus. Unter den in der Nähe
des Objektives arbeitenden Verschlüssen
nehmen diejenigen die erste Stelle ein, bei
welchen das Objektiv sich von der Mitte
aus öffnet und auch wieder schließt. Außer-!

sprechend so hoher, daß damit die erzielten
Vorteile in keinem Verhältnis stehen. Eine
gute Ausnahme macht ein in neuerer Zeit
sehr beliebt gewordener, aus Frankreich ein-
geführter Verschluß, der sogenannte Auto-
matique. Derselbe ist so überaus einfach
und sinnreich konstruiert, daß ein Versagen
desselben absolut ausgeschlossen erscheint.
Außerdem ist er stets in gebrauchsfertigem
Zustand und bedarf keines Aufziehens oder
Spannens. Die Geschwindigkeit wird durch
stärkeren oder schwächeren Druck auf den
Pneumatischen Auslösungsball reguliert.

Was nun den Gebrauch der Moment-
verschlüsse anlangt, so läßt sich darüber
manches beherzigenswerte sagen. Die Haupt-
sache für den guten Erfolg bleibt aber die,
daß man in jedem Fall eine möglichst lang-
same Bewegung anwendet, und nebenbei
von den Blenden ausgiebigen Gebrauch
macht. In den meisten Fällen kommt es
viel mehr auf genügend langes Exponieren
und gute Schärfe am Rande des Bildfeldes
an, als aus absolute Schärfe der schnellst
bewegten Objekte. Die Regel lautet daher,
daß man lieber bei stärkerer Abblendung
den Verschluß langsam, als bei voller
Öffnung schnell gehen lassen soll. Über den
Einzelfall kann natürlich nur die Übung
entscheiden, aber man lasse nie aus deu
Augen, daß ein unterexponiertes Bild be-
stimmt ein vollständiger Mißerfolg ist, da-
gegen ein hier und da vielleicht nicht ganz
scharfes immer noch im ganzen einen
wirkungsvollen Eindruck machen kann.

Briefkasten

j). Haltbares Klebemittel: 10 Stärke. 5
Gelatine, 100 ccm lauwarmes Wasser im Wasserbadc
langsam unter stetem Rühren erwärmt, mit der
nötigen Menge Wasser verdünnt und einigen Tropfen
lOproc. Karbolsäure versetzt, warm angewandt und
in Flaschen gut verstöpselt aufbewahrt.

Reinhartsbrunn. Monochromatische Dunkel-
kammerlaternen sind empfehlenswert; erbältlich in
jeder Handlung oder direkt von I. Gaedicke, Berlin.

! Ritterstraße 74.

« Luftos w. Setzen Sie zur chinesischen Tusche
etwas Kaliumbichromat oder Gummigutti.

Lrna Z. Die Photographie ist zwar immer noch
! eine schwarze Kunst, die Finger färbt sie aber nicht
mehr. Selbst die zartesten Hände können sie unbe-
! schadet ausüben.

l)r. Adolf Miethe, Potsdam, Mühlenbäuser I.
Lcdaklionsfchluß 24. Oktober — Ausgabe 7. November

Inhalt des vierten Leftes: C. v. Vi„-

centi. Das k. k. kunsthistorischo Hosmuseum in
Wien — Friedrich Pecht. Unire Bilder —
Derselbe. Wcihnachtsbücherschau <I.) — Kunst-
und Aielier-Notizen rc. — KeuMelon: Gnstav
Floerke. Meine lebendige Grammatik — Der
Amateur-Dhotograp-: Adels Miethe. Über
Momentverschlüjse — Ailderbeilagen IH. MoIler -
Pallenberg. Resignation — Paul Schad.
Fronleichnam — A. Andersen - Lnndby.
Spätwinter — A. Qnerol. Porträlbüste I.
M. der Königin-Regentin Marie Christine von
Spanien

Überschwemmung. Photographische Aufnahme von P. Baltin

wünschenswert, die Geschwindigkeit innerhalb !
gewisser Grenzen meßbar verändern zu
können, und viertens verlangt die uuvor-!
sichtige Behandlung, welchen solche Ver-j
schlüsse leicht ausgesetzt sind, eine sehr solide,!
einfache Konstruktion, deren einzelne Teile
leicht zugänglich sind, so daß eine eventuelle
Reparatur vom Amateur selbst ausgeführt
lverden kann. Erwägt man, daß zu diesen
Bedingungen noch die Preis- und Raum-
frage kommen, so steht man, daß die Kon-
struktion eines wirklich brauchbaren Ver-
schlusses keine leichte ist. Man kann die j
Momentverschlüsse in zwei verschiedene j
Klassen einteilen, solche, welche in der Nähe
des Objektives, und solche, welche in der
Nähe der Platte arbeiten. Vorbildlich für
die letzte Klasse ist der von Anschütz zuerst
angewendete Rollverschluß, ber im Prinzip
einfach aus einem mit einem Schlitz ver-!

dem sind Apparate, bei denen der Verschluß
zwischen der Linse angebracht ist, unter sonst
gleichen Umständen vorteilhafter, als andre,
unter der Voraussetzung, daß ihre Kon-
struktion eine nicht zu komplizierte ist. Der
einfachste und dabei doch gutwirkende Ob-
jektivverschluß ist die Vogelsche Schlitzpappc,
ein einfaches Stück schwarzbeklcbten Kartons
mit einer Passenden Öffnung, welches mit
der Hand an der Vorderlinse schnell vorbei-
geführt wird. Ein geschickter Arbeiter kann
damit in allen Fällen, wenn nicht übermäßig
kurze Belichtungen erforderlich sind, gute
Resultate erzielen. Ebenso empfehlenswert
sind die allgemein bekannten Fallverschlüffe.
Hohen Anforderungen an Regulierbarkeit
und Sicherheit kommen eine große Anzahl
der iin Handel befindlichen Verschlüsse ent-
gegen, doch ist deren Konstruktion meist eine
so komplizierte, und der Preis ein dement-

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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