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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0319

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

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Haut-Relief in drr Kuppel, von Rudolf weyr

Wilhelm von Schadow und des Professors Karl Sohn wurde.
Zuerst widmete sich der Verstorbene dem Zuge jener Zeit und
der damaligen Richtung der Düsseldorfer Schule folgend, der
religiösen Historienmalerei und malte einige sehr bemerkenswerte Bil-
der, auch Ältargemälde für einigeKirchen. Später wandte er sich der
Genremalerei zu, und schuf auch auf diesem Gebiete viele nennens-
werte Werke, insbesondre Schilderungen aus dem bäuerlichen
und Volksleben, von sinniger Auffassung und feiner Empfindung.
Sehr geschätzt wurden auch seine Porträts, namentlich seine
liebenswürdigen Kinder- und Damenbildnisse, die alle gelungen
und sein in der Durchführung sind. Ein großes Verdienst er-
warb sich Otto Rethel durch seine selbstlose und hingebende
Thätigkeit als Vorsitzender des Künstler-Unterstützungs-Vereins
und andere gemeinnützigen Veranstaltungen. Der feinsinnige,
liebenswürdige Mensch und Künstler wird in allen hiesigen
Kreisen sehr vermißt und betrauert.

tt. Karlsruhe. Am 17. April verschied hier im Alter
von 73 Jahren Frau Alwine Schrödt er, bekannt als her-
vorragende Blumenmalerin und Herausgeberin mehrerer schätzens-
werter Werke des Gebietes der ornamentalen Pflanzen- und
Jnitialenmalerei, welche sie in originellen Kompositionen und in
sinniger Verbindung mit der Poesie zu hoher Vollendung aus-
gebildet hat. IE«!

Erstorben. Am 12. Februar zu Paris im Alter von
42 Jahren der Bildhauer Gustav Lusty, geboren in Staus. —
Am 26. Februar zu St. Blaise bei Neuenburg der Landschafts-
maler Leon Berthoud im Alter von 70 Jahren. — Am
13. April zu Wien der bekannte Tiroler Meister Bildhauer
Heinrich Natter im Alter von 58 Jahren. Der Verstorbene
hat sich in einem entbehrungsreichen, arbeitsvollen Leben zu
der bedeutenden Stellung, welche er in der österreichischen Kunst-
Welt einnahm, emporgerungen. Bekannt ist sein Denkmal von
Walther von der Vogelweide in Bozen, das Zwingli-Denkmal
in Zürich und das Hofer-Denkmal für Innsbruck, dessen für
den Sommer 1892 projektierte Enthüllung der Meister leider nicht
mehr erlebt hat. liosil

Denkmäler

V. V. Wien. Mitten in der innern Stadt, auf dem an
geschichtlichen Erinnerungen reichen Platze „Am Hof", ist am
24. April das Reiterbild des Marschalls Grafen Radetzky mit
Entfaltung eines außerordentlichen, naturgemäß vorwiegend mili-
tärischen Gepränges durch den Kaiser in Person enthüllt worden.
Kaspar vonZumbusch ist der Bildner des vornehm konzipierten,
lebensvoll und mit imponierender Monumentalität wirkenden
Werkes und dieses selbst das dritte große öffentliche Denkmal,
welches der Schöpfer der Beethoven-Statue und des Maria-
Theresia-Monumentes Wien gegeben hat. Der österreichische
Marschall Vorwärts, der Sieger von Novara, ist eine der popu-
lärsten Gestalten der neueren Geschichte Österreichs und kaum ist
ein Dichterwort hierzulande, in Wien ganz besonders, so stark in
die Herzen gegangen, wie seinerzeit das von Grillparzer dem in
Italien für Kaiser und Reich kämpfenden Radetzky zugerufene:
„In einem Lager ist Österreich"! Viel hat sich seither geändert,
aber dies Wort, welches heute auf der Stirnseite des Denkmal-

Sockels zwischen den meitoffenen Schwingen des zum Sieges-
aufflug ansetzenden Doppeladlers Prangt, bleibt dort für alle
Zeiten ein echtes Denkmalwort. Das gewaltige Rciterbild „Am
Hofe" ist wie alle Wiener Monumente lange auf der Platzsuche
gewesen, bis es auf diesem Platze, dessen Mitte bereits eine
Herold'sche Mariensäule einnimmt, stehen blieb. Heute ist daran
nichts mehr zu ändern, aber wir hätten dem Marschall doch einen
weiteren Ausblick gewünscht, als nach dem Verwaltungspalais
der Kreditanstalt hin; freilich hat er das Kriegsamt, ehedem ein
Jesuiten-Profeßhaus, im Rücken. Dort residierte lange der glück-
lich und selig entschlafene Hofkriegsrat, welcher den österreichischen
Heerführern so manche bittere Stunde bereitet hat. Ein Marschalls-
denkmal steht also auf diesen, Platze „Am Hof" eigentlich nicht
so übel am Platze. Etwas rechts hingerückt, dürfte der Bronze-
reiter wenigstens kein unbedingtes Verkehrshinderniß bilden.
Aber wäre er selbst ein solches, einen edlen, vornehmen Anblick
böte er allemal auf seinem hohen, mit Bronzereliefs geschmückten
Pouamente, dessen altes, tiefes Syenit-Braunrot so schön zu der
blinkenden Bronze, frisch aus der Form, zusammcnstimmt. Unser
heimischer Limberger Granit, rosig schimmernd, bildet in zwei
Stufen mit einem Kranz von Kettenständcrn die Grundfläche des
architektonischen Aufbaues, welchen Professor George Niemann
nach Zumbuschs Entwurf durchgebildet hat. Diese Grundfläche
mißt 11,23 Meter in der Länge und fast 9 Meter in der Breite.
Die Balustreständer tragen unter dem Knauf breite Bronzebänder
mit Lorbeergewinden und sind mit reich stilisierten Bronzeketten
untereinander verbunden. Der Doppeladler auf seinem vorne
an dem nahezu fünf Meter hohen und dritthalb Meter breiten
Postamente ausspringenden Sockel ist ein Meter hoch. Die
Schrifttafel darüber enthält das obenzitierte Grillparzersche Wort,
die Tafel der Rückseite Name, Geburts- und Sterbejahr des Ver-
herrlichten: „Feldmarschall Graf Radetzky, geboren am 2. No-
vember 1766, gestorben am 5. Januar 1858." Je ein Relief
(2,90 Meter lang, und 1,42 Meter hoch) ziert die Längsseite des
Postamentes, dessen Brouzeschmuck durch Palmetten und Perlstäbe
am Deckgesimse, Stab- und Laubwerk am Fußgesimse vervoll-
ständigt wird. Die reich bewegten Reliefs zeigen links (der
Straße zu) „Vater Radetzky unter seinen Soldaten", rechts (dem
Platze zu) den Marschall im „Kriegsrate" um seinen bekanntesten
Generälen Heß, Schönhals, d'Aspre, Wratislaw, Thun. Das
erstere Reliefbild, das besonders populär werden dürfte, stellt den
von seinen Soldaten umjubelten Marschall an jenem Märztage
1849 dar, wo die Nachricht einlief, daß Piemont den Waffen-
stillstand gekündigt habe. Der Reiter selbst, mit dem Federhut
nahezu sechsthalb Meter hoch, ist auf dem Gesichtsfelde haltend,
die Schlacht lenkend, dargestellt. Das Pferd steht vollkommen
ruhig, aber in der Haltung des Kopfes mit den gespitzten Ohren
liegt eine leise Spannung. Radetzky, Zügel und Marschallstab
mit der Linken haltend, hat die Rechte in Brusthöhe hineindeutend
erhoben, wie um einem soeben erteilten Befehle durch die Geberde
Nachdruck zu geben; der Kopf ist leicht gesenkt, der Blick beob-
achtend hinausgerichtet. Der Marschall ist mit großer Bildnistreue
in jenem Alter aufgefaßt, in welchem er auf den italienischen
Schlachtfeldern seinen größten Ruhm gewann, somit bereits als
Achtziger. Das Ganze macht den Eindruck zuversichtlicher Ruhe;
die plastische Wahrheitskunst Zumbuschs hat eine würdige Auf-
 
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