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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermische Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0043

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler — Ausstellungen und Sammlungen

v. 1'. Zürich. A. Böcklin hat seinen Entwurf für
die Bundesfestdenkmünze, welcher leider von dem mit der Aus-
führung betrauten Pariser Graveur so verändert wurde, daß von
Böcklins Zeichnung nichts zurückgeblieben ist, nun als Ge-
mälde ausgeführt. Dasselbe drückt sinnbildlich den Gedanken
aus, daß die Republik, auf fester, erhabener Grundlage ruhend
nicht wie auf der Düboisschen Medaille, ein vorüberschweben-
der Genius) das Alpenland beherrscht und ihm durch ihre Macht
den Frieden bewahrt. Auf einem aus dichtem Wolkenmeer in
das reinste Atherblau emporragenden Felsen thront die edle
Gestalt der Helvetia mit der phrygischen Mütze und einem über
die Hüsten herabwallenden, goldverbrämten Purpurmantel, den
Palmzweig in der Linken, einen Adler auf dem rechten Arm
tragend. Den Hintergrund bilden die über dem Gewölk im
Morgenglanz leuchtenden Schneegebirge. Die Figur ist prächtig
modelliert, der Fleischton von größter Reinheit und Frische, der
Gesichtsausdruck voll Ruhe und Hoheit, das Ganze von wunder-
barem Farbenzauber durchglüht. Zugleich mit dieser aus hoch-
patriotischem Gefühl des Meisters hervorgegangenen Arbeit
waren einige Kunstwerke ausgestellt: Tierstücke von Koller,
worunter eine seiner besten Leistungen, mehrere vorzügliche
Porträts von Füßli und Frl. Bion, sowie eine Büste von
Kißling. stsch

Gestorben: Am 2. August 1891 in Thal (St. Gallen) der
Bildhauer Ferd. Schlöth, geb. in Basel am 25. Januar 1818,
besonders bekannt als Schöpfer des Winkelried-Denkmals in
Stans und des St. Jakob-Denkmals in Basel. — Am 13. Aug.
1891, 67 Jahre alt, Heinrich Jeuni, Historienmaler und
Illustrator, in Solothurn. — Am 12. September zu Paris der
Maler A. Th. Ribot. — Zu London im Alter von 87 Jahren
der Bildhauer W illiam Theed, em Schüler Thorwaldsens.'MI

Denkmäler

— Berlin. Der „Weser-Zeitung" wird aus Berlin be-
richtet, daß für die Ausführung des Kaiser Wilhelm-National-
denkmals von den ausgestellten vier Entwürfen keiner Verwendung
finden soll und daß man sogar beabsichtige, für die Platzfrage
eine neue Lösung zu suchen. Nicht die Schloßfreiheit soll das
Denkmal erhalten, sondern cs solle auf der westlichen Seite des
Königsplatzes gegenüber dem neuen Neichstagsgebäude zur Auf-
stellung gelangen. Die Nachricht scheint allerdings unsrer Meinung
nach noch sehr der Bestätigung zu bedürfen. stsZI

tb. Wie man uns aus Rom schreibt, teilt die dortige „Ge-
sellschaft der schönen Künste" (Locietä promotrice ckelle belle arti)
soeben ihre Absicht mit, gelegentlich der Enthüllung des Biktor-
Emanuel-Denkmals im Jahre 1892 eine große Ausstellung für
Malerei, Skulptur und Architektur ins Werk zu setzen; damit
verbunden wird eine retrospektive Ausstellung der Kunstwerke fein,
die seitens der Gesellschaft in den bisher verlaufenen Jahren ihres
Bestehens geboten worden sind. sti«!

Ausstellungen und Sammlungen

V. IV Lugano. Nachdem der tessinische Kuustverein als
Sektion in den schweizerischen Kunstverein eingetreten ist, wurde
Lugano zum erstenmal von dessen Ausstellung besucht, deren
wir bereits gedacht haben (Jahrg. VI., Heft 20 und 23). Die
Eröffnung hat am 3. September 1891 statlgesundcn, unter be-
sonderen Festlichkeiten, in Gegenwart der Kantons- und Ge-
meindebehörden, der Mitglieder des Kunstvereins und zahlreicher
Kunstfreunde. Allgemein befriedigte die zweckmäßige und zu-
gleich geschmackvolle Aufstellung in den geräumigen Sälen deS
reich dekorierten Schulgebäudes. Außer den 286 Werken, welche
der Ausstellung des schweizerischen Kunstvereins angehören,
waren in einer besonderen Abteilung von 43 lebende», tessiner
Künstlern 117 Arbeiten ausgestellt, welche einen interessanten
Überblick der hervorragenden Kunstleistungen des durch das nahe
Italien beeinflußten Schweizer Kantons darboten. A. Cattaneo-
Barzaghi (Lugano) sandle zwei große Kartons, „Moses mit
den Gesetzestafeln, das Voll Israel vor der Anbetung des gol-
denen Kalbes warnend" und „Jesus, die Bergpredigt haltend",
Arbeiten, welche in der Pariser Ausstellung Liane et noü durch
eine goldene Medaille ausgezeichnet worden sind. Als ferneres
religiöses Bild sind „Die Jünger von Emaus" von Matti-
nei ti (Casoro) zu nennen. Im Genrefach bemerkte man be-
sonders eine Volksszene „Am Brunnen" von L. Monteverde
(Lugano); ebenso sein -Amstio incoutro-, ein vor einer Kuh

fliehender Maler, und -Ickilio-, ein Bübchen im Waldesdickicht.
Ferragutti (Ponte Tresa) stellte „Der erste Kuß der Mutter"
und „Zärtliche Vorsicht" des eine kokette junge Dame impfenden
Arztes aus, ein an der ersten nationalen Ausstellung in Bern
sehr bemerktes Gemälde. Besonders gefiel auch das „Requiem"
und eine „Vestalin" von Anastasio (Lugano); ebenso „Orfa-
nella" u. a. von Damitheli (Lugano). Unter vielen Porträts
zeichneten sich die Arbeiten von Cattaneo Barzaghi, Per-
las ca (Lugano), Rosst (Lugano) und Fontana (Cureglia)
aus, unter den nicht zahlreichen Landschaften des letzteren Herbst-
landschaft, Franzonis (Locarno) Winterlandschasten und
Bertas (Giubiasco) Nachtbild. Die Architekturmalereien waren
von Perlasca „Kathedrale von Lugano", Maselli lFigino)
u. s. w. Dieser fertigte auch ein treffliches, dekoratives Blumen-
stück, ferner zwei keramische Schalen mit sein ausgeführten Land-
schaften. Auch die vorzüglichen „Blumen" der Damen Man-
zoni-Audemar(Arognö) und Beha-Casragnole (Lugano)
sind zu erwähnen. Bekanntlich ist der Kanton Tessin reich an
Bildhauern. Es waren in dieser Abteilung 21 Skulpturen aus-
gestellt, darunter „Dante Alighieri", Marmorbüste von B. Bela
(Ligornetto), „Sappho", in Marmor, und ein Basrelief-Porträt,
von Adelaide Mä raini (Lugano), zwei Bronzestatuetten von
Berra (Certenago), ein Kinderkopf, in Marmor, Soldini
(Chiasso), ein Grabmonument von Va ssal i (Lugano), Marmor-
bllsten von Gianini (Lugano) u. s. w. Außer einigen architek-
tonischenEntwürfen waren derAusstellung noch19 Werkecherstorbencr
tessiner Künstler beigesügt, u. a. „Magdalena" von A. Eiferi. ein
ausgezeichnet schönes Bildnis von G. Serodeno, Aquarelle
von R. Torricelli, die revolutionären Vorgänge in Lugano
1798 und 1799 darstellend, Kupferstiche von Felice Ferri,
Mercoli, Folmer, Pedretti, 25 Tafeln, Ansichten von
Fo statt, („St. Sophia in Konstantinopel", im Innern und
Aeußern restauriert nach dessen Entwürfen). Msf

L.-v. D arm sta dt. Im großherzoglichen Kupferstichkabinett
sind zur Zeit die Neuerwerbungen zur Ausstellung gebracht. —
eine stattliche Auslese von vorzüglichen Arbeiten unsrer Tage
in Stich und Radierung in nur kostbaren Abdrucksgattungcn.
In reichem Maße erfahren auch die Werke des Auslandes in
interessanten Arbeiten die gebührende Würdigung. Die Be-
reicherung des Kabinetts an Originalzeichnungen und Aquarellen
ist eine erfreuliche. Sind bedauerlicherweise in Darmstadt, die
vom Staate ausgeworfenen Mittel zur Erwerbung neuer Ölge-
mälde für die Galerie zu geringe, als daß besonders hervor-
ragende oder umfangreichere Werke unsrer ersten Meister er-
worben werden könnten, so ist man doch bedacht, der modernen
Kunst wenigstens durch Ankauf von Zeichnungen und Aquarellen
der gediegensten Künstler zu ihrem Recht zu verhelfen. Und die
Sammlung moderner Arbeiten dieser Art ist hier bereits in der
Thal eine sehr reichhaltige. Einige der schönsten neuen Blätter
seien hier erwähnt. Von Löffz ein singendes Mädchen in
der Tracht des Empire, einfach und sicher gezeichnet und zart
empfunden, von Gabriel Max eine flotte, getuschte Feder-
zeichnung, Mutter an der Wiege ihres Kindes, Tracht des
XVI. Jahrh., bei aller Flüchtigkeit doch in jeder Linie charak-
teristisch für den Künstler. Von Spitz weg ein köstliches, aus-
geführtes Aquarell: Ein schmachtender, blondgelockter Jüngling
der Biedermaierzeit ist im Begriff, der Geliebten seines Herzens
mit seinem Cello ein Ständchen zu bringen und ersteigt eine
Leiter, die nach dem hellerleuchteten Fenster der Auserwählten
führt. Oben angekommen erblickt er sie, o Graus! in den
Armen eines derben Dragoners — ein echter Spitzweg! Ein
Blatt von Ludwig Richter: „Hörtihr Herren, laßt euch sage»,
die Glocke hat 10 geschlagen" zeigt den urdcutschen Künstler in
seiner ganzen schalkhaften Liebenswürdigkeit. Weiter sind noch
schöne Blätter von Schwind (Vater Rhein und seine Neben-
flüsse u. Städte), Gauermann, Jul.Hübner, Gust.Jäger,
I. A. Koch, Morgenstern, Heinlein, Bürckel, Leop.
Rottmann, Löffler, Max Haider und Rip neu. st«!

5V. O. Berlin. Am 20. September ist die internationale
Kunstausstellung, die während ihrer 143tägigen Dauer sich fort-
gesetzt der lebhaftesten Gunst des Publikums erstellte, geschlossen
worden. Auf ihren Verlauf darf der Verein Berliner Künstler
mit stolzer Befriedigung zurückblicken, das finanzielle Ergebnis
wird einen Überschuß von nahezu 200000 Mk., die von der
Stadt und der Akademie der Künste dem Unternehmen zur Ver-
fügung gestellten 125000 Mark eingerechnet, ergeben. Aber
auch die Künstler werden mit den von ihnen erzielten Resultaten
zufrieden sein; abgesehen davon, daß die Ankäufe seitens des
Staates, der Kunstsvnds-Kommission, für das Lotterieunternehmcn
 
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