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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Miethe, Adolf: Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0067

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48

Der Amateur-Photograph

Nusfliegende Gans. Momentaufnahme

legt ihn zu diesem Ende zwischen zwei
Blätter weißes englisches Löschpapier aus
ein Holzbrett und überfährt das ganze so
lange mit einem ziemlich heißen Eisen, bis
der Stoff ganz trocken und glatt geworden
ist. Koloriert können die fertigen Bilder mit
Wasser- oder Ölfarben nach den für Seiden-
malerei bekannten Methoden werden.

Wartung und Erhaltung der
Gbjclitive

Das Objektiv bildet meist eines der
teuersten Stücke der photographischen Aus-
rüstung des Amateurs. Es verdient daher,
daß ihm eine besonders sorgfältige Wartung
zu teil wird, besonders, da Glas sprich-
wörtlich zerbrechlich ist und außerdem ein
Objektiv für den Besitzer immer mehr an
Wert gewinnt, wenn er sich auf seine Eigen-
arten, seine individuellen Vorzüge mehr und
mehr einarbeitet. Die billigen Objektive,
welche sich immer mehr einbürgern, sind
zwar leicht durch gleichwertige zu ersetzen:
sie sind Fabrikarbeit und verdienen daher
kaum als Individuen behandelt zu werden;
gute Objektive, erprobte Gläser, sind aber
stets Unika, jedes einzelne die Frucht
mühevoller, exakter Arbeit des aussührenden
Optikers.

Wer seine Objektive gut behandelt, kann
sie unbegrenzt lange besitzen, aber ein ein-
ziger Fall, ein ungeschicktes Einschrauben,
ein Wischen mit einem unsauberen Tuch kann
die optische Qualität schädigen. Ich habe
oft gesehen, wie Amateure ihre teuren
Gläser verstaubt und verkratzt mit sich
führten, daß sie das Taschentuch Heraus-
nahmen, um die Linse zu putzen, die Linsen
unvorsichtig herausschraubten, und dann mit
Gewalt einschraubten, daß die Gewinde
knackten. Ein penibeler Arbeiter wird das
alles nicht thun, dennoch kann er aus Un-
kenntnis vielen Schaden leinen Gläsern zu-
sügen. Daher sei eine kurze Anleitung über
Aufbewahrung, Abstauben und Reinigen
hier gegeben.

Die beste Art, die Linse auf der Reise
aufzubewahren, sind passende cplindrische
Pappschachteln, welche innen mit Patent-
sammt oder noch besser mit Glaceleder über
einer dünnen Polsterung bespannt sind.
Solche Schachteln kann jeder Buchbinder
nach Angabe Herstellen. Dieselben werden
mit einem dicken Gummiring geschlossen. ^
Falls man keine Rotations- oder Jris-
blenden hat, verwahrt man das Blenden-
täschchen in einem besonderen kleinen Fach
im Tornister. Daheim müssen die Linsen
stets wohl verpackt an einem staubfreien,
trockenen, kühlen Raume aufgehoben werden,
jedenfalls nie an der Camera belassen werden.
Sehr oft beschlagen die Linsen mit einer
Feuchtigkeitsschicht, wenn man sie, beson-
ders im Winter, in das warme Zimmer
zurückbringt. Es muß in diesem Fall darauf
geschaut werden, daß vor dem Verpacken
die Linse erst vollkommen trocken sei; wird
sie feucht verpackt, so sind unvcrtilgbare
Flecken (Stockflecken) auf den Glasflächen
nur zu oft die Folge. Ebenso wie vor
Feuchtigkeit sind die Objektive vor Hitze und
Sonne zu schützen. Die einzelnen Linsen
sind mit harzigen Substanzen (Canada-
balsam, Terpentin rc.) verkittet. Wenn dieser
Kitt weich wird, könnte leicht die Cen-
trieruug leiden.

Es ist unvermeidlich, daß Staub auf
die Linsen füllt; derselbe muß stets sorg-
fältig entfernt werden, damit durch ihn nicht
die Klarheit der Negative leide. Ein stau-
biges Objektiv kann keine klare Platte liefern.
Man entfernt den Staub am besten mit.
einem weichen Aquarellpinsel, der nur -zu
diesem Zwecke dient und neben einein Stück
^ sämiggarem (Wasch-) Leder in einer reinen
! Flasche ausgehoben wird. Für gewöhnlich
genügt es, die Linsenflächen leicht mit dem
Pinsel abzukehren. Ist aber Staub zwischen
die Linsen geraten oder Wasser w. aus die
^ Linsen gespritzt oder sind durch unvorsichtiges
Hantieren Fingerflecke auf die polierten Glas-
flächen gekommen, so schreitet man zur
l Reinigung mit Hilfe des Lederlappens und !

etwas absolutem Alkohol. Man legt zu
diesem Zwecke einen Bogen weißes Papier
aus den Tisch, schraubt das Objektiv aus-
einander und wischt zunächst die Fassungen
mit einem Leinentuch sauber aus; auch die
Geivinde werden mit einem spitzen Hölzchen
vorsichtig gereinigt und aller Schmutz ent-
fernt. Wenn dies geschehen, taucht man das
Leder ein wenig in Alkohol und führt es
unter gleichmäßigem, gelinden Druck
über die Glasflächen. Jedes Reiben an einer
Stelle muß vermieden werden, da es un-
fehlbar die genaue Gestalt der Linsenober-
fläche verändert. Außer Alkohol oder höchstens
destilliertem Wasser sollen keine Substanzen
zum Putzen verwendet werden, besonders
das hin und wieder empfohlene Ammoniak
ist vom Übel, ebenso Kreidewaffer oder eng-
lisches Rot. Läßt sich ein Fleck durch sanftes
Reiben nicht entfernen, so beläßt man ihn
lieber auf der Linse, da er in jedem Fall
weniger schadet als eine durch übermäßiges
Putzen verkrümmte Fläche. Beim Zusammen-
schrauben muß man sehr vorsichtig sein,
damit die Linsen nicht vertauscht, verkehrt
oder schief eingeschraubt werden.

Briefkasten

beizuschlicßen. ^ ^ ,1

Alex, ss., Regensburg. Fugen an photographischen
Apparaten dichter man entweder durch Bekleben nnl
schwarzem Papier oder durch BerschmicrlN mit schwar-
zem Wachs.

Frau L. S., Düsseldorf. Die gelben Flecke auf
den eingesandlen Lilverbildern entstehen durch un-
sauberes Fließpapier (natronhaltig) und sind nicht
mehr zu entfernen. — Rclouchierbleistifte: Jedes
gute Fabrikat von palender Weichheit kann benutzt
werden. Die speziell angepriesenen Netouchierstisie
sind teuer und nicht besser als z. B. sibirilche
Graphitstifte.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. Adolf Miethe, Potsdam, Mühlenhäuser I.

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Ltdaktioasschluß 10. Oktober — Ausgabe 24. Oktober

Inhalt -es -ritten Bestes: ?ert- Leopold

Kaufmann. Karl Müller (Schluß) — E. Heil-
but. Altes, ewig Neues — Friedrich Pech t.
Uujre Bilder — Kunst- und Atelicrnolizen rc, —
Keuilteton: Gustav Floerle. Meine lebendige
Grammatik — A. Fitger. Distichen — Der
Amateur-Photograph: Ad. Miethe. Positiv-
Prozeß; Wartung und Erhaltung der Objetiivc —
Attd-rö-llag-n: A. Holm berg. Der Antiquar
— G. D. Leslie. Nansikaa — zZ Schütze
Der schlechte Sänger - Hermann Baiich
Weidende Heerde. ' -

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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