Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (7.1891-1892)

Personal- und'Atelier-Nachrichten — Denkmäler — Ausstellungen und Sammlungen

so

Brr Kadekk am Lande, von L. w. Allers

Aus „L. w. Allers, Marine". (Verlag von L. T. Iviskott in Breslau) S. S. 56.

Es handelte sich darum eine Loggia im städtischen Museum zu
Leipzig auszumalen. Große führte das Werk in den Jahren
1864—1871 aus. Der Bilderkreis, der sich auf drei Kuppeln,
die Zwickel, die Bogenfelder und die Pilaster der Wände erstreckt,
stellt dar „die bildenden Künste mit den sie bedingenden geistigen
und materiellen Kräften, und als Urbild alles menschlichen
Schaffens das göttliche Schaffen im Bilde der griechischen und
biblischen Schöpfungsgeschichte." Die hier geschaffenen Bilder,
wie die Schöpfung des Lichtes, Neptun und Minerva, die
Grazien, die Phantasie, die Erziehung Jupiters u. a., zeigen den
Künstler deutlich im Banne Raffaels. Das Hauptgewicht legte
er auf die Strenge der Zeichnung und die Kraft der plastischen
Modellierung. Die Farbe nahm bei ihm, obwohl er hierin
über Cornelius hinausging, eine untergeordnete Stellung ein.
Das beweisen auch seine Tafelbilder, wie die Landung der Seelen
im Büßerlande nach Dante (1879 gemalt, in der Dresdener
Galerie), der Entwurf zu einem Theatervorhang (ebenda), König
Midas, die Steinigung des Stephanus u. a. Bon monumen-
talen Werken ist noch zu erwähnen ein Anteil am malerischen
Schmucke des kgl. Hoftheaters in Dresden, ferner allegorische
Gruppen im Gartenjaale des Buchhändlers Härtel in Leipzig
und im Gartcnhause des Kirchenrates Hase in Jena, endlich vier
Bilder, darstellend die Wissenschaft, Plato und Aristoteles im
Kreise ihrer Schüler, Cicero im Redekampfe gegen Catilina, für
die Aula der Fürstenschule in Grimma, die er in Gemeinschaft
mit F. Pau wels mit Wandbildern schmückte. Bon Großes
sonstigen Werken erfreut sich eine Madonna im Rosenhag großer
Beliebtheit. Großes künstlerische Kraft war in den letzten Jahren
merklich gesunken; namentlich sein Midas und sein Stephanus
haben der Dresdener Schule herbe Urteile zugczogen. Als Mensch
erfreute sich Große allgemeiner Hochachtung. Bei seinem Be-
gräbnis am 14. Oktober sprachen im Namen des akademischen
Rates zu Dresden, dessen Mitglied er war, Professor Treu, im
Namen der Dresdener Kunstgeuossenschaft Professor Kießling und
endlich Geh. Oberregierungsrat Or. Jordan aus Berlin. Letzterer
schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Was Du vertratst,
was Du ersehnt, das ist ein Glaube, der heute nur noch von
wenigen geteilt wird. Ein Sturm hat den Hain entblättert, in
dem deine Ideale wohnten, aber in den Wipfeln rauscht Dein
Name! Die deutsche Kunst dankt Dir aus tiefster Seele, daß
Du sestgchalten, unwandelbar festgehalten an jenen hohen Zielen,
jenen letzten Zielen, die die Kunst erstreben soll: Schönheit und
Erhabenheit. Uns alle läßt Du als Schuldner zurück. Dein
Bild strahlt wie ein Morgenstern, und die Zeit kommt wieder,
da Deine Ideale die Ideale der Besten sind."

Gestorben. Am 9. Oktober zu Nürnberg der Kupferstecher
I. F. Fränkel im Alter von 59 Jahren. l-'n.-q

Denkmäler

I.. Elberfeld- An der Konkurrenz zu dem in unsrer
Stadt deni Andenken des Kaisers Friedrich zu errichtenden Denk-
mal haben sich nur 3 Künstler beteiligt, die Bildhauer Gustav
Eberlein-Berlin, Willp Neumann-Rom und R. Schwei-
nitz-Berlin. Der überaus geniale Entwurf des zuerst ge-
nannten Künstlers ist mit wenigen Abänderungen zur Ausführung
empfohlen worden. Der Bildhauer Willy Neumann erhielt als
besondere Anerkennung für seine Arbeit ein Accessit von 1000 M.

— Nizza. Das Marinorstandbild Giuseppe Garibaldis,
von Bildhauer Et ex begonnen und nach dessen Tod von Deloye
vollendet, wurde am 4. Oktober in Nizza enthüllt. p"!

I.. Wien. Dem Erfinder des Buchdrucks, Johann
Gutenberg, beabsichtigt man Hierselbst ein Denkmal zu errichten
und gleichzeitig die 450. Jahresfeier dieser Erfindung eine Gutcn-
berg-Ausstellung zu veranstalten. poch

Ausstellungen und Sammlungen

— Fr an kfurt a. M. Das Staedelsche Institut hat nach
dem Austritt des bisherigen Direktors Vr. Henry Thode, der
bekanntlich am 1. Oktober erfolgte, eine neue Organisation er-
halten insofern, als die Stelle eines Direktors überhaupt nicht
mehr besetzt werden soll, und künftig zwei koordinierte Vorsitzende
die Geschäfte gemeinsam führen werden. Über den einen der
beiden Vorsitzenden, den Dr. Weizsäcker, welchem die Leitung der
Gemälde- und Handzcichnungen - Sammlung obliegt, und seinen
Bildungsgang haben wir bereits in Heft 1 berichtet. Der andre
Vorsitzende ist vr. Pallmann, für die Kupserstichsammlung und
die Bibliothek, welcher seit längerer Zeit Angestellter des Staedel-
schen Museums ist. Seine Arbeiten über den Frankfurter Buch-
handel und Buchdruck, insbesondere über Feyerabend, eine Bear-
beitung einer von dem Kulturhistoriker Professor Riehl gestellten
Preisaufgabe, eine Arbeit über das Frankfurter Goethehaus und
Kataloge der Steinle-, Richter-, Schwind-, Dürer-Ausstellungen
in Frankfurt a. M. sichern vr. Pallmann seit langem einen
Ruf in der kunstgelehrten Welt. psii

«.Heidelberg. Da zur Erhaltung unsres Schlosses
gründliche und durchgreifende Maßregeln erforderlich sind, hat
die Großherzogliche Badische Staalsregierung eine Kommission
berufen, welche am 22. September hier zusammen trat und sich
während mehrerer Tage nrit dieser hochwichtigen Angelegenheit
befassen wird. Der Kommission gehören Hofbaudirektvr von
Eglc-Stuttgart, Direktor Essenwein-Nürnberg, Professor Friedrich
Tyiersch-München, Geheimer Rat Raschdorf-Berlin, Oberbaurat
Hase-Hannover und Baudirektor vr. Durm-Karlsruhe an. ftss;

— Rom. Der Fürst Borghese hat seiner Galerie, welche
Fideikommiß ist und aus welcher deshalb nichts veräußert werden
darf, zum Ersatz für den zweifelhaften Raffael eine Jugendarbeit
Lottos, dann Fiorenzo di Lorenzo „Kreuzigung", Francesco
F-rancia „Der heilige Stefan" und eine Madonna von Lorenzo
di Credi eingereiht. Isis;

8. Madrid. Bei Gelegenheit des vierhundertjährigen
Jubiläums der Entdeckung Amerikas soll außer dem ameri-
kanischen Kongreß in Sevilla auch eine Internationale Kunst-
ausstellung im Monat September nächsten Jahres hicrselbst
stattfinden. Über Einzelheiten das Programm werden wir dem
nächst weiteres milteilen. l502j '

Vom Runstmsrkl

— Köln. Bei I. M. Heberle (H. Lempertz Söhne) in
Köln gelangt am 16. November und folgende Tage die reich-
haltige und ausgewählte Waffensammlung des Herrn A
Ullmann in München zur Versteigerung. Die Sammlung ent-
hält schöne Stücks des Züricher Zeughauses, an Harnischen
Schilden, Schlachtbeilen, Spcercn, Hellebarden re., auch Haud-
seuerwayen und Jagdgeräte. Der Katalog ist mit zahlreichen
Lichtdruck-Illustrationen geschmückt. fssq

— Leipzig. Die Kunsthandlung von C. G. Börner
Leipzig versteigert in Leipzig am 12. November und folgende
^.age mehrere Sammlungen von Kupferstichen, Radierungen und
Holzschnitten alter und neuer Meister, sowie Handzeichnunqen
und Aquarelle meist neuerer Meister aus Privatbesitz. Der
Katalog zählt über 1000 Nummern. lsief