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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Heilbut, Emil: Etwas über die Neu-Idealisten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0096

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Von Hermann Helferich

7t

Künstler zu thnn, als — nachzuahmen. — Es ist merk-
würdig und es ist charakteristisch, daß es besonders die
frühesten der italienischen Maler sind, die im neun-
zehnten Jahrhundert diese Anziehungskraft übten: denn
wir können auch bei Flandriu bemerken, daß er in ihnen
die Muster seiner Arbeit sah, nur hat seine Erziehung
auf der Kunstschule über die primitivern Muster hinaus-
gewirkt, ihn die interessanten Muster in der Farm aka-
demischer Nacharbeiten lassen und bewirkt, daß Bilder,

würdig wenig geschickt, merkwürdig wenig seines Striches
sicher, bemerkenswert wenig der Schule von Bologna nahe
und nur sein außerordentlich eleganter Farbensinn, seine
sehr zarte Harmonie Heller Töne wie blaugrau, blaßrosa
und weiß, läßt verstehen, daß er einer jener „Hellmaler"
ist, welche so oft den Zorn unsrer älteren Genossen heraus-
forderten, wie er auch Franzose insofern ist, als ihm die
Hellmalerei sehr liebenswürdig gelingt.

Hellmalerei und Natur brauchen sich nicht immer

Im Tr-mrnkouxrr lli. Klaffe, von A. Ludwig

deren Gedanke ein trefflicher gewesen, etwas charakterlos
durch diese Kreuzung wurden.

Wir sehen bei Puvis de Chavannes eine spätere
Epoche. Dieser Maler hat weniger gelernt. Die Hand-
gelenke, die Fußgelenke sind bei ihm plump. — Wir be-
merken den Einstuß der frühen italienischen Maler auf
ihn, gleichzeitig wie den blonden, modernchristlichen Mäd-
chenkopf und die Verschmelzung dieser Elemente; eine
Verschmelzung, welche um so eher statt hatte, als von einer
Geschicklichkeit von Puvis de Chavannes, einer Schul-
sicherheit und etwas konventionellen Sprache bei ihm
nicht die Rede sein kann. Als Franzose ist er merk-

gleichzusehen: es gibt Natur, die dunkel ist und in die
nur einzelne Lichter fallen, und es gibt Hellmaler, deren
Ehrgeiz ganz und gar nicht darin besteht, sich an die
Erscheinungwelt zu klammern. Im Pantheon macht Puvis
de Chavannes die Kindheit der heiligen Genovefa. Sie
wird erzogen und wächst auf in der lieblichsten Festwelt
auf diese Ebene, in der einzelne lichte Bäume ragen,
sicht ein Himmel herab, der, ohne mit der Natur in
starke Differenzen sich einzulassen, doch nicht an die Natur
insbesondere denken läßt, vielmehr ist es ein Himmel
und eine Ebene und Baumschlag und Menschen aus einer
festlichen Vorstellung, um noch genauer zu sprechen, aus
 
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