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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben und Stipendien - Ausstellungen und Sammlungen - Besprechungen - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0146

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Ausstellungen und Sammlungen — Besprechungen — Vom Runstmarkt

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ist es höchstens die Enge der Räumlichkeiten des Kiiustlerhauses,
welches heute als ganz ungenügend sich erweist. Macht man einen
Nundgang durch die Säle, dann wird man sicherlich zuerst vor
den heimischen Werken von Horovitz und Benczur verweilen.
Ter erste hat vier Porträts ausgestellt , ein männliches und drei
Fraucnporträts. Es gibt wenige Künstler, die mit solcher Liebe
und Hingebung individualisieren, und das Porträt der Gemahlin
unseres Berliner Botschafters, Gräfin Scechenyi, zeigt den Meister,
der nicht nur Antlitz, Gestalt und Gewandung, sondern auch die
Seele malt, in seiner ganzen Eigenart. Nicht weniger gelungen
ist daS Bild einer alten Frau. Benczur hat das feine Bild
der Gräfin Geza Andrassy, ganze Gestalt, ausgestellt. Vornehm-
heit der Auffassung und Eleganz der Ausführung bilden die Har-
monie des schönen Bildes. Auffallend schön sind die Frauenporträts
von Julius Basch und Skuteczky's „Spielende Kinder" ldie
Kinder einer bekannten Budapester Familie darstellend) beweisen,
daß dieser Künstler nunmehr zu kräftiger Eigenart sich entwickelt
hat. — Fast überreich ist die Landschaft auf unserer Ausstellung
vertreten. Ladislaus Mednyansky'S nebelige Landschaft ist
ein hervorragend schönes, stimmungsvolles Gemälde; Max Bruck's
„Am Ufer der Theiß" atmet poesievolles Leben; Bela Spanyi's
und Robert Nadler's Bilder erregen die Aufmerksamkeit der
Kenner. Eine Spezialität bilden auch diesmal die Tierbilder
Bela Pällik's, in welchen sich dieser Künstler einen europäischen
Ruf erworben hat; sei» junges Lämmchen ist ein wahres Pracht-
exemplar der Tiermalerei. Die Maler des ungarischen Volkslebens
sind auch durch zahlreiche uud wertvolle Leistungen vertreten. Ein
Prächtiges Genre-Bild ist Bihari' s „Programmrede". Der Ab-
geordnetenkandidat steht auf einem Stuhle vor dem Wirtshause
und hält den um ihn versammelten Bauern seinen Rechenschafts-
bericht. Das Bild bezeichnet sowohl in Charakteristik als Kom-
position und Farbe den höchsten Punkt, den der talentvolle Künstler
bisher erreicht hat. Ein ausgezeichnetes Gemälde ist M argitai's
„Auf „Ihre" Gesundheit" mit seinem jungen Geistlichen, der in
Gesellschaft zweier lebenslustiger Damen sitzt. In diese Kategorie
reihen sich noch Ignaz Ujväri's „Gang in die Kirche", Philipp
Lasziv'S „Geschichten erzählende alte Frau", mit sehr guter
Kinder-Charakteristik, Vägd's „Eine Frage" und Zemlenhi's
„Nähende Frau", ein vielversprechendes Bild. Eisenhut's „Ein
Traum" mutet durch die bizarre Beleuchtung wie ein orientalisches
Märchen an, auffallend phantastisch. — Die großen Ausländer
sind auch vorzüglich verrtreten. Ein Teil der hervorragendsten
Schätze der Ausstellung ist im großen Saale untergebracht. Hier
sehen wir Uhde's „Flucht nach Egypten", Firle's bewunder-
ungswürdiges „Morgenandacht" und vor allem Jimeuez „Tie
Besuchsstunde im Krankenhaufe", welches einen mächtigen Eindruck
Hervorrust. Der „Goldregen" von Courtens wird mehrseitig
als die pieve cks rasistaaos der jetzigen Ausstellung ausgegeben,
und ist ohne Zweifel eine Landschaft, welche zu den stimmungs-
vollsten gehört, die man sich vorstellen kann. Ein Gemälde von
großer Wirkung ist Otto Friedrich's „Heinrich IV. in Canossa".
Von den berühmten ausländischen Malern sind noch vertreten:
Verstraete („Am Vorabend des Begräbnisses"), Normann,
Silvio Rotta, Moreno Carbonero, Jules Breton,
Israels, VanLeemPutten,Billegas, Dagnan-Bouveret,
Mesdag, Portaels und Ettore Tito der junge Venezianer.
Die Bildhauerkunst ist diesesmal auf deir Korridor verbannt und
schwach vertreten. Die auffallendste Figur zeigt uns das Volks-
lied, ein Werk Julius Donaths. Bedeutende Porträtbüsten haben
Röna, Strobl und Julius Bezersdi ausgestellt. Mch

b. Berlin. Der Verein Berliner Künstier hat mit seiner
am 20. Sept. d. I. geschlossenenen internationalen Jubiläums-
Kunstausstellung — der ersten von ihm allein veranstalteten Aus-
stellung — einen großen Erfolg erzielt. Obwohl die Genehmigung
zur Abhaltung der 'Ausstellung dem Verein erst Mitte November
v. I. zuging und infolgedessen die Programme erst Ende des
Jahres versandt werden konnten, war die Beteiligung an der
Ausstellung auch von Seiten nicht-deutscher Künstler sehr
rege, wie auch der finanzielle Erfolg die Erwartungen weit Uber-
troffen hat. Nach dem in der Hauptversammlung des Vereins
Berliner Künstler vom 3. November d. I. mitgeteilten, vorläufigen
Rechenschaftsbericht belief sich die Gesamtzahl der ausgestellten
Kunstwerke auf 4579 Katalognummern gegenüber 3452 Katalog-
nummern einschließlich 726 Nummern der histor. Abteilung der
akademischen Jubilüums-Kunstausstellung des Jahres 1886. —
Tie Gesamtsumme der Verkäufe belief sich einschließlich der An-
käufe für die Lotterie auf Mk. 901 874,55 gegenüber Mk. 881422,75
des Jahres 1886, wobei bemerkt wird, daß die Tauer der 'Aus-
stellung dieses Jahr 143 Tage betrug, im Jahre 1886 dagegen
162 Tage. Bei den vorhergehenden vier kleineren akademischen

Kunstausstellungen wurden folgende Verkaufssummen erzielt:

1887 .Mark 184 800

1888 . „ 185 807

1889 . „ 150 578

1891. „ 226 474

bei einer resp. Dauer der Ausstellung von 81, 85, 57 und

97 Tagen, aus welchen Daten sich überhaupt sür Berlin eine
stetige Steigerung der erzielten Verkaufssummen ergibt. — Von
den in diesem Jahre verkauften 411 Kunstwerken entfallen auf
Deutschland 276, aus fremde Staaten 135 Kunstwerke und zwar
auf Spanien allein 35 Kunstwerke im Verkausswerte von rund
Mk. 119 950, auf Italien 26 Kunstwerke im Werte von
Mk. 109 304, auf München 28 Kunstwerke im Werte von
Mk. 75 724, auf Düsseldorf 29 Kunstwerke im Werte von
Mk. 81 080, während Berlin mit 93 verkauften Kunstwerken und
der Verkaufssumme von Mk. 224 727 obenan steht. — Die Ein-
nahmen aus den Eintrittsgeldern einschließlich der Saison-Karten
betrugen Mk 454 350: die weiteren Einnahmen fallen auf die
Erträgnisse aus den Verkaufs-Provisionen, den Katalogverkauf w.
— Die Ausgaben für die Neueinrichtung und Dekoration deS
Ausstellungsgebäudes belaufen sich auf ca. Mk. 160 000, die Aus-
gaben für elektrische Beleuchtung auf rund Mk. 36 500, für
Feuerversicherung auf über Mk. 30 000. Obwohl die Kosten sür
den freien Rücktransport der nicht verkauften Kunstwerke und
ähnliches noch nicht ganz seststeüen, so läßt sich schon jetzt ein
Ueberschuß von weit über Mk. 100 000 sicher annehmen, wobei
die vom Staate gewährte Beihilfe von Mk 25000 noch gar nicht
mit eingerechnet ist. — Auch das im Ausstellungspark aus An-
laß oer 50 jährigen Jubelfeier des Vereins veranstaltete „Karo-
lingecsest" hat einen Ueberschuß von Mk. 6500 erzielt, iss?)

Äespreäumgcn

Das städtische Museum zu Leipzig, von seinen An-
fängen bis zur Gegenwart. Von I)r. Julius Vogel, Assistent
des Museums. Mit 10 Radierungen, 19 Kupferlichtdrucken und
20 Texlbildern. Gr. 4°. Eleg. geb. 21 Mk. (Leipzig, E. A.
Seemann). Zunächst für Leipziger Kunstfreunde, dann aber
auch für weitere Kreise in hohem Grade anziehend wird diese
prächtig ausgestattete Geschichte des Leipziger Museums und Kunst-
vereines hoffentlich eine Veranlassung dazu sein, daß auch andere
Kunstvereine mit ähnlichen Publikationen folgen. Die Entstehungs-
geschichte des Kunstlebens in den einzelnen Städten bietet, wie die
gründliche Arbeit I)r. Julius Vogels über Leipzig zeigt, so viele
interessante Momente, daß sie wohl des Berichtes wert ist. Wir
erfahren Ausführliches über die Kunstsammlungen Leipzigs im
vorigen Jahrhundert, deren eine, das Richtersche Kabinet, laut
Fremdenbuch auch von dem jungen Goethe im Jahre 1766 be-
sucht wurde, dann von den ersten Anfängen des Leipziger Kunst-
vereines in den Jahren 1824/25, endlich von dessen definitiver
Gründung durch Karl Lampe am 26. November 1W6 und wei-
tere Entwicklung. Der Herr Verfasser erweist sich sowohl als
fleißiger Archivforscher wie als geschickter Darsteller, so daß man
gern seinen 'Ausführungen folgt. Das von dein kunstverständigen
Verleger innerlich wie äußerlich festlich ausgestattete Buch sei zu
Festgeschenken, nicht blos den Leipzigern bestens empfohlen. ;sisi

Vom Munstnmrlrt

— München. Die Architekturbuchhandlung von Louis
Werner in München versendet soeben ihren Antiquarischen An-
zeiger Nr. 1. Sie enthält gegen 600 Nummern aus dem Ge-
biete der 'Architektur, Dekoration und des Kunstgewer-
bes und sei hiermit der Beachtung bestens empfohlen. l608)
— Berlin. Bei der Versteigerung der Sammlungen
Brebeck und Preß sowie anderer Kunstwerke, welche im No-
vember nnter der Leitung von Rudolph Lepke in Berlin stattfand
erzielte C. Preyer's Cyclus „Die vier Tageszeiten" den
höchsten Preis mit 5000 Mk. Andreas Achenbach, „Stein-
damm bei Ostende" wurde für 4400 Mk. zugeschlagen, ein
Munt he für 1800 Mk. Die Preise hielten sich in bescheidenen
Grenzen. l«si

An unsere Leser!

wegen Raummangels haben wir das „Feuilleton"
dieser Nummer zurückgestellt.
 
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