Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

DOI Artikel:
Zu Hubert Salentins siebzigstem Geburtstag
DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben und Stipendien - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0182

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu Hubert Salentins siebzigstem Geburtstag — Personal- und Atelier-Nachrichten — Preisausschreiben

14»

aus den besseren Ständen kam, die sich sür den eigenartig be-
gabten, offenen Naturmenschen interessierten und ihn förderten.
Insbesondere verdankt Salentin dem geheimen Sanitätsrat Dr.
L. Alfter, vormals königl. Brnnnenarzt, jetzt in Bonn lebend,
viel. Dieser war auf den merkwürdigen Schmied aufmerksam
geworden und nahm ein großes Interesse an ihm; er versah
ihn mit bildenden Schriften und anatomischen Werken, und durch
den Verkehr im Hause dieses feingebildeten, wohlwollenden
Mannes kam Salentin in eine geistige Atmosphäre, die seiner
künstlerischen Entwicklung vom höchsten Nutzen war. Allmählich
reifte in ihm der Entschluß, sich der Kunst ausschließlich zu wid-
men und in Übereinstimmung mit seiner Mutter, machte
er seiner bisherigen Beschäftigung ein Ende, gab das
Schmiedehandwerk auf und ging zum zweitenmale nach Köln,
um sich dort zunächst als Porträtmaler sein Brod zu erwerben.
Seine Thätigkeit war nicht ohne Erfolg. Er malte zunächst seinen
Wirt, bei dem er sein Atelier ausgeschlagen hatte, ehrsame Hand-
werker und Soldaten, die nicht viel zahlten, es dem anspruchs-
losen Künstler indessen doch ermöglichten, zu existieren und die
unter Ramboux' Leitung damals bestehende Kunstschule zu be-
suchen, wo nach der Antike und nach der Natur-gezeichnet wurde.
Hier erhielt Salentin zuerst eine gediegene Grundlage für seine
Knnstübung. Auch bot Köln dem Knnstnovizen Gelegenheit,
auf den großen Kunstausstellungen die Werke zeitgenössischer
Meister kennen zu lernen. Er kam immer mehr zum Bewußt-
sein, daß eine gründliche Schulung von Nöten sei, und er nach
Düsseldorf gehen müsse, um auf der dortigen Kunstakademie
den üblichen Kursus durchzumachen. Er entschloß sich in seinem
29. Lebensjahre dazu, und bezog 18S1 die Düsseldorfer Akademie.
Unter Leitung des Professors Karl Sohn und des Direktors Wil-
helm von Schadow gingen die Studien mit bestem Erfolge vor
sich. Bald konnte Salentin eine Studienreise in den Schwarz-
wald machen, wo er mit Knaus zusammen Studien malte und
zahlreiche Motive zu Genrebildern Holle. Unter Schadows
Leitung entstand sein erstes Genrebild „Der Freier", welches un-
geteilten Beifall fand; noch mehr Erfolg hatte sein zweites,
größeres Bild „Feuersbrunst während des Gottesdienstes". Nun
entstanden in rascher Folge weitere Genrebilder, die sich alle
durch eine freie Zeichnung und Färbung, volle Natnrwahrheit
und einem Hauch edler Idealität und echter Poesie auszeichnen
und vielen Beifall und, was noch mehr sagen will, —
allesamt rasch Käufer fanden. Seine besten und charakteristisch-
sten Bilder sind: „Das Findelkind", „Der blinde Knabe",
(im Museum zu Besanqon), „Die Rückkehr von der Taufe"
„Wallfahrer an der Heilquelle" (im Museum Wallraf-Richartz,
in Köln), „Wallfahrer an der Kapelle" (in der königl. National-
galerie in Berlin), „Dorfkirche" (in der städtischen Gemälde-
galerie zu Düsseldorf), „Der Kinder Brautzug", (vom Kaiser
Napoleon III. ans einer Pariser Weltausstellung in den 60 er
Jahren erworben), „Sonntagsnachmittagsbesuch beim Schäfer",
„Der Kronprinz auf dem Lande", „Katechisation" u. a. m. —
Eine innige Freundschaft verband Salentin mit dem ausgezeich-
neten norwegischen Genremaler Adolf Tideman, (gestorben 1876
in Christiania), an den er sich nach dem Verlassen der Akademie
anschloß und in dessen Haus er sein Atelier aufschlug. In den
letzten Jahren malte Salentin mit Vorliebe Genrebilder mit
landschaftlichen Umgebungen, auch rein landschaftliche Motive,
die sowie seine figürlichen Bilder vielen Beifall fanden. Auch
Bilder religiösen Inhalts hat Salentin gemalt u. a. einige
Madonnenbilder, die sich durch eine innige, edle Auffassung aus-
zeichnen, sowie einen hl. Franziskus für eine Klosterkirche
zu M.-Gladbach u. a. — Als Künstler wie als Mensck zählt
Hubert Salentin zu den interessantesten und eigenartigsten Per-
sönlichkeiten der Kllnstlerstadt Düsseldorf; als ein liebenswürdiger
und geistreicher Gesellschafter ist er bei seinen Kollegen und in
den besten Kreisen der Gesellschaft gern gesehen und wegen seines
gediegenen Charakters, seines immer guten Humors und schlag-
fertigen Witzes sehr geschätzt. Er darf an seinem 70. Geburts-
tage auf ein Leben voll reicher künstlerischer Erfolge zurück-
blicken. Als ein Mitbegründer und Hauptvertreter der Düssel-
dorfer Genremalerei nimmt er in der Geschichte der deutschen
Kunst eine hervorragende Stellung ein.

Personal- und Atelier-Nachrichten.

1b. v. 3r. Budapest. Die verschiedenen Jurys der
Kunstausstellung haben am 22. Dezember unter Vorsitz des
Grafen Theodor AndrLssy über die Verteilung der Medaillen
und Preise beschlossen. Die für ungarische Künstler bestimmte
goldene Staatsmedaille wurde nicht verteilt; im nächsten Jahre
werden also 3 (statt 2) Medaillen ausgesetzt. Die sür ausländische
Künstler bestimmte Medaille wurde mit 6 Stimmen dem Maler-
Joses Israels für sein Gemälde „Allein" znerkannt. Jules
Breton (Wallfahrt nach Kergoath) und Louis Jimenez
(Besuch im Spital) erhielten je eine Stimme. Den 1000 Gulden-
Preis des Vereins für bildende Künste erhielt Stefan
Csük mit 6 gegen 3 Stimmen für sein Gemälde „Einsam".
Je eine Stimme entfiel auf Franz Eisenhut (Ein Traum)
und auf den Baron Ladis laus Mednyanszky (Munkäcsier
Landschaft). Den Rökk Szilärd Preis (1000 Gulden) erhielt
Ignaz Ujvarzys Gemälde „Kirchgang"; der Rathsche Preis
(300 fl.) wurde dem Maler Eugen Jendrassik für dessen
Gemälde „Die Witwe" zugesprochen. Paul Vagos Gemälde
„Kämpsende Stiere" wurde mit dem Preise ausgezeichnet, welchen
die Gesellschaft für bildende Künste alljährlich demjenigen Bilde
zuerkennt, welches als Grundlage für ein zu vervielfältigendes
Kunstblatt am geeigneten befunden wird. Zum Schlüsse erfolgte
die Entscheidung über das 1500 fl. betragende „Kunstfreunde-
Stipendium". Nach der zweiten Abstimmung wurde das
Stipendium dem Maler Philipp Läszlö für dessen Gemälde
„Märchen erzählende Frau" zugesprochen und zwar mit der sta-
tutarischen Verpflichtung, seine Studien noch ein Jahr im Aus-
lande fortzusetzen. — Bezüglich der goldenen Staatsmedaille
wurde der Ausspruch der Jury behufs Bestätigung dem Unter-
richtsminister unterbreitet. ILKU

U. Berlin. Die Akademie der Künste, welcher das Recht
znsteht, zu „Ehrenmitgliedern" zu ernennen, wer sich, ohne Künst-
ler zu sein, um die Förderung der Kunst und ihrer Interessen
hervorragende Verdienste erworben hat, hat ihren ersten stän-
digen Sekretär, Geheimen Regierungsrat vr. für Zöllner-Berlin
und den feinsinnigen Dichter und hervorragenden Kunstförderer,
Grafen Adolf Friedrich von Schack in München zu Ehren-
mitgliedern ernannt. Hierdurch ist die Zahl derselben auf
sechs gestiegen. Die übrigen Ehrenmitglieder sind : die Kaiserin
Friedrich, Herzog Ernst von Koburg-Gotha und die beiden
früheren Kuratoren der Akademie der Künste, die Staatsminister
vr. Falck und vr. von Goßler. lesU

Preisausschreiben

* Dresden. In der Kreuzkirche zu Dresden sollen links
und rechts vom Altar die sitzenden Figuren des Petrus und
Paulus aufgestellt werden. Auf die Einladung des aka-
demischen Rates vom 24. Juni haben 26 Künstler 55 Modell-
skizzen eingesendet. Bon diesen ist den beiden Figuren mit dem
Kennworte „Schrift und Wort" der erste Preis im Betrage von
500 Mk., den beiden Figuren mit dem Kennworte „Glaube—Gesetz"
der zweite Preis im Betrage von 400 Mk. zuerkannt worden.
Als Preisträger ergaben sich die Bildhauer Herr Richard König
und Professor Otto Fritsche in Dresden. Außerdem wurden die
Skizzen mit dem Kennworte „Bibel" von dem Bildhauer Oskar
Rühm und „Kreuz" von dem Bildhauer Johannes Hartmann
mit einer ehrenden Erwähnung ausgezeichnet. Über die Ausfüh-
rung eines der vorliegenden Entwürfe wird der Kirchenvorstand
der Kreuzparochie Beschluß fassen. i58i;

IV. 0. Berlin. Die Akademie der Künste hat sür die
Bewerber um den Preis der zweiten Michael Beer-
Stiftung als zu lösende Aufgabe eine in Relief ausgeführte
Skizze gefordert, darstellend: „Werkleute, beschäftigt beim Bau der
Pyramiden." Die kostenfreie Ablieferung dieser Konkurrenz-
arbeit, sowie die Bewerbungen um den Preis der ersten Michael
Beer-Stiftung hat spätestens am 1. März 1892, 3 Uhr zu erfolgen.
Ausführliche Programme sind bei allen deutschen Kunstakademien
und Kunstschulen erhältlich. ;s7o)

IV. O. Berlin. Die Konkurrenz um den für Architekten
bestimmten, von König Friedrich Wilhelm III. gestifteten
„Schinkel-Preis" hat in diesem Jahre nur eine äußerst geringe
Beteiligung gehabt. Nur vier Bewerber haben die Lösung der
gestellten Aufgabe „Theaterbau für etwa 2000 Personen in der
Reichshauptstadt" eingereicht. less)
 
Annotationen